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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
trogen und vexiret wird. Sondern ich betrachte/ was offt grosse Her-
ren selbst essen/ nicht weil es wohl schmecket oder gesund ist/ sondern
weil es etwas rares ist/ das die Bauren nicht zu fressen haben. Jch wil
eines einigen Exempels gedencken. Jch weiß/ daß an grosser Herren
Tafel sind Biberschwäntz gespeiset worden/ von deren Krafft und
Würckung die Alten Non maechabaris, grosse Auffschneiderey machen.
Allein solche Dinge hat Gott zu essen verboten/ Lev. 11. 10. Wir sind
zwar im N. T. an das Levitische Gesetz nicht gebunden: Allein ich hal-
te dafür/ daß in dem gantzen XI. Cap. des dritten Buchs Moses Gott
seinem Volcke habe zeigen wollen/ welche Speise gesund oder unge-
sund sey? Jch muß in diesem Stück rühmen den grossen Helden/ Kö-
nig Gustavum Adolphum in Schweden/ welchen ich einsmahls ha-
be sehen frühstücken/ da hatte er eine Schüssel mit gekochtem Reiß
und einen gebratenen Capaun/ davon asse er wol/ und machte kurtze
Arbeit. Wohl dir Land/ sagt Salomo/ des Fürsten Essen zur Stärcke
und nicht zur Lust. Es wird in H. Schrifft den Christen ins gemein/
und also auch Königen/ Fürsten und Herren befohlen/ daß sie sollen
nüchtern und mässig seyn. Seyd nüchtern/ sagt Petrus/ und setzet
eure Hoffnung gantz auff die Gnade/ die euch angeboten wird/ 1. Pet.
1. 13. Seyd mässig und nüchtern/ 1. Pet. 4. 8. Wendet allen Fleiß
dran/ daß ihr in eurem Glauben darreichet Tugend/ und in der Tu-
gend Bescheidenheit/ und in der Bescheidenheit Mässigkeit/ und in der
Mässigkeit Gedult/ und in der Gedult Gottseligkeit/ 2. Pet. 5. 6.
Syrach wil/ daß jederman (und also Fürsten und Herren) in Essen
und Trincken gebührende Maase halten solle. Prüfe was deinem Lei-
be gesund ist/ und siehe was ihm ungesund ist/ das gib ihm nit. Dann
allerley dienet nicht jederman/ so mag auch nicht jederman allerley. U-
berfülle dich nicht mit allerley niedlicher Speise/ und friß nicht zu
gierig/ Syrach c. 37. v. 30. 31. 32. Jch war einsmals mit einem vor-
nehmen jungen Grafen bey einem grossen und reichen Cavallier/ der
tractiret uns sehr wol mit guten Speisen und gutem Wein. Endlich
wurde die Tafel besetzt mit köstlichem candisirten Confect, und kostba-
ren Marcepanen. Allein der Vorschneider rührete nichts an/ als Aepfel/
Castanien/ Käß und Butter. Der Confect wurde wieder auffgehoben/
und fein ordentlich an seinen Ort getragen. Als wir wieder in die
Herberge kamen/ fragte ich den Herrn Grafen/ was er bey diesen Banq.
notirt
habe? Da antwortet er: Jch habe notirt, dz mir ein guter Rausch
sey zugebracht worden. Jch sagte/ so habe ich viel andre Dinge notirt.
Unter andern haben Ew Gn. dz köstliche/ in so köstlichen Schalen auf-
getragene Confect gesehen. Dz hat dieser Herr vielleicht viel Jahre lang
zur Tafel tragen lassen. Und es stehet sehr sauber und artig. Allein quid ju-
vat aspectus, si non conceditur esus
?
Da sehen E. Gn. wie vornehme
Herren haußhalten sollen.

Wann
G iiij

Regenten-Spiegel.
trogen und vexiret wird. Sondern ich betrachte/ was offt groſſe Her-
ren ſelbſt eſſen/ nicht weil es wohl ſchmecket oder geſund iſt/ ſondern
weil es etwas rares iſt/ das die Bauren nicht zu freſſen haben. Jch wil
eines einigen Exempels gedencken. Jch weiß/ daß an groſſer Herꝛen
Tafel ſind Biberſchwaͤntz geſpeiſet worden/ von deren Krafft und
Wuͤrckung die Alten Non mæchabaris, groſſe Auffſchneiderey machẽ.
Allein ſolche Dinge hat Gott zu eſſen verboten/ Lev. 11. 10. Wir ſind
zwar im N. T. an das Levitiſche Geſetz nicht gebunden: Allein ich hal-
te dafuͤr/ daß in dem gantzen XI. Cap. des dritten Buchs Moſes Gott
ſeinem Volcke habe zeigen wollen/ welche Speiſe geſund oder unge-
ſund ſey? Jch muß in dieſem Stuͤck ruͤhmen den groſſen Helden/ Koͤ-
nig Guſtavum Adolphum in Schweden/ welchen ich einsmahls ha-
be ſehen fruͤhſtuͤcken/ da hatte er eine Schuͤſſel mit gekochtem Reiß
und einen gebratenen Capaun/ davon aſſe er wol/ und machte kurtze
Arbeit. Wohl dir Land/ ſagt Salomo/ des Fuͤrſten Eſſen zur Staͤrcke
und nicht zur Luſt. Es wird in H. Schrifft den Chriſten ins gemein/
und alſo auch Koͤnigen/ Fuͤrſten und Herꝛen befohlen/ daß ſie ſollen
nuͤchtern und maͤſſig ſeyn. Seyd nuͤchtern/ ſagt Petrus/ und ſetzet
eure Hoffnung gantz auff die Gnade/ die euch angeboten wird/ 1. Pet.
1. 13. Seyd maͤſſig und nuͤchtern/ 1. Pet. 4. 8. Wendet allen Fleiß
dran/ daß ihr in eurem Glauben darreichet Tugend/ und in der Tu-
gend Beſcheidenheit/ und in der Beſcheidenheit Maͤſſigkeit/ und in der
Maͤſſigkeit Gedult/ und in der Gedult Gottſeligkeit/ 2. Pet. 5. 6.
Syrach wil/ daß jederman (und alſo Fuͤrſten und Herꝛen) in Eſſen
und Trincken gebuͤhrende Maaſe halten ſolle. Pruͤfe was deinem Lei-
be geſund iſt/ und ſiehe was ihm ungeſund iſt/ das gib ihm nit. Dann
allerley dienet nicht jederman/ ſo mag auch nicht jederman alleꝛley. U-
berfuͤlle dich nicht mit allerley niedlicher Speiſe/ und friß nicht zu
gierig/ Syrach c. 37. v. 30. 31. 32. Jch war einsmals mit einem vor-
nehmen jungen Grafen bey einem groſſen und reichen Cavallier/ der
tractiret uns ſehr wol mit guten Speiſen und gutem Wein. Endlich
wurde die Tafel beſetzt mit koͤſtlichem candiſirten Confect, und koſtba-
ren Marcepanen. Allein der Voꝛſchneider ruͤhrete nichts an/ als Aepfel/
Caſtanien/ Kaͤß und Butter. Der Confect wurde wieder auffgehoben/
und fein ordentlich an ſeinen Ort getragen. Als wir wieder in die
Herberge kamen/ fragte ich den Herꝛn Grafen/ was er bey dieſẽ Banq.
notirt
habe? Da antwortet er: Jch habe notirt, dz mir ein guter Rauſch
ſey zugebracht worden. Jch ſagte/ ſo habe ich viel andre Dinge notirt.
Unter andern haben Ew Gn. dz koͤſtliche/ in ſo koͤſtlichẽ Schalen auf-
getragene Confect geſehen. Dz hat dieſer Herꝛ vielleicht viel Jahre lang
zur Tafel tꝛagẽ laſſẽ. Und es ſtehet ſehr ſaubeꝛ uñ artig. Allein quid ju-
vat aſpectus, ſi non conceditur eſus
?
Da ſehen E. Gn. wie vornehme
Herꝛen haußhalten ſollen.

Wann
G iiij
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[103/0145] Regenten-Spiegel. trogen und vexiret wird. Sondern ich betrachte/ was offt groſſe Her- ren ſelbſt eſſen/ nicht weil es wohl ſchmecket oder geſund iſt/ ſondern weil es etwas rares iſt/ das die Bauren nicht zu freſſen haben. Jch wil eines einigen Exempels gedencken. Jch weiß/ daß an groſſer Herꝛen Tafel ſind Biberſchwaͤntz geſpeiſet worden/ von deren Krafft und Wuͤrckung die Alten Non mæchabaris, groſſe Auffſchneiderey machẽ. Allein ſolche Dinge hat Gott zu eſſen verboten/ Lev. 11. 10. Wir ſind zwar im N. T. an das Levitiſche Geſetz nicht gebunden: Allein ich hal- te dafuͤr/ daß in dem gantzen XI. Cap. des dritten Buchs Moſes Gott ſeinem Volcke habe zeigen wollen/ welche Speiſe geſund oder unge- ſund ſey? Jch muß in dieſem Stuͤck ruͤhmen den groſſen Helden/ Koͤ- nig Guſtavum Adolphum in Schweden/ welchen ich einsmahls ha- be ſehen fruͤhſtuͤcken/ da hatte er eine Schuͤſſel mit gekochtem Reiß und einen gebratenen Capaun/ davon aſſe er wol/ und machte kurtze Arbeit. Wohl dir Land/ ſagt Salomo/ des Fuͤrſten Eſſen zur Staͤrcke und nicht zur Luſt. Es wird in H. Schrifft den Chriſten ins gemein/ und alſo auch Koͤnigen/ Fuͤrſten und Herꝛen befohlen/ daß ſie ſollen nuͤchtern und maͤſſig ſeyn. Seyd nuͤchtern/ ſagt Petrus/ und ſetzet eure Hoffnung gantz auff die Gnade/ die euch angeboten wird/ 1. Pet. 1. 13. Seyd maͤſſig und nuͤchtern/ 1. Pet. 4. 8. Wendet allen Fleiß dran/ daß ihr in eurem Glauben darreichet Tugend/ und in der Tu- gend Beſcheidenheit/ und in der Beſcheidenheit Maͤſſigkeit/ und in der Maͤſſigkeit Gedult/ und in der Gedult Gottſeligkeit/ 2. Pet. 5. 6. Syrach wil/ daß jederman (und alſo Fuͤrſten und Herꝛen) in Eſſen und Trincken gebuͤhrende Maaſe halten ſolle. Pruͤfe was deinem Lei- be geſund iſt/ und ſiehe was ihm ungeſund iſt/ das gib ihm nit. Dann allerley dienet nicht jederman/ ſo mag auch nicht jederman alleꝛley. U- berfuͤlle dich nicht mit allerley niedlicher Speiſe/ und friß nicht zu gierig/ Syrach c. 37. v. 30. 31. 32. Jch war einsmals mit einem vor- nehmen jungen Grafen bey einem groſſen und reichen Cavallier/ der tractiret uns ſehr wol mit guten Speiſen und gutem Wein. Endlich wurde die Tafel beſetzt mit koͤſtlichem candiſirten Confect, und koſtba- ren Marcepanen. Allein der Voꝛſchneider ruͤhrete nichts an/ als Aepfel/ Caſtanien/ Kaͤß und Butter. Der Confect wurde wieder auffgehoben/ und fein ordentlich an ſeinen Ort getragen. Als wir wieder in die Herberge kamen/ fragte ich den Herꝛn Grafen/ was er bey dieſẽ Banq. notirt habe? Da antwortet er: Jch habe notirt, dz mir ein guter Rauſch ſey zugebracht worden. Jch ſagte/ ſo habe ich viel andre Dinge notirt. Unter andern haben Ew Gn. dz koͤſtliche/ in ſo koͤſtlichẽ Schalen auf- getragene Confect geſehen. Dz hat dieſer Herꝛ vielleicht viel Jahre lang zur Tafel tꝛagẽ laſſẽ. Und es ſtehet ſehr ſaubeꝛ uñ artig. Allein quid ju- vat aſpectus, ſi non conceditur eſus? Da ſehen E. Gn. wie vornehme Herꝛen haußhalten ſollen. Wann G iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/145>, abgerufen am 22.11.2024.