Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Regenten-Spiegel. wider in die Küche gangen/ und gesagt: Guten Morgen Meister Hans!Der Koch habe ein tieffen Reverentz gemacht/ und gesagt: Gott dancke E Strengl. Der Edelmann habe ferner complementirt, und gesagt: Kan ich nicht ein Süpplein haben/ eh ich zu meinen Herrn gehe? Der Koch hatte sich nochmals gar tieff geneigt/ und ge- sagt: Ja/ was E. Str. geliebt. Jung geschwind ein Serviet her? Und du Schmalhans lauffe geschwind zu dem Küchenschreiber/ und sage/ ihre Str. seyn hier. Es sey gestern ein kalter Hase übrig blieben/ er sol mir ihn schicken. Bringe ein wenig Capern mit. Wollen E. Str. ihren Ring dem Haußschencken zum Warzeichen schicken/ er wird gern einen Trunck Salbeywein oder Cardebenedictenwein anhero schicken? Nota, der Koch hat vermeynet/ wenn der Salbeywein kömt/ so wolle er auch eins bescheid thun. Und alle diese Anschläge/ welche der Edelmann und der Koch hatten/ beförderte der sammete Beltz und die güldene Kette. Es muß sich aber ein junger Hoffmann wol fürsehen/ daß er nicht pec- cire in excessu oder in defectu. Jch erinnere mich/ daß ich einsmals einen vornehmen Fürsten auffwartete/ der stund in seinem Gemach am Fenster/ und sahe einen fürüber gehen/ welcher schwartz gekleidet gieng/ und das Kleid war mit roth wunderlich verbremet und besetzet. Da rieff der Fürst seinem Kammerdiener/ und sagte: Du/ da gehet ein Haase hin/ sehe/ daß die Hunde nicht herauß gelassen werden/ damit sie ihn nicht anfallen und fangen. Lauff geschwind hernach/ und seh/ was es für einer sey? Und eben dieser vornehme Fürst sagte/ er halte viel davon/ daß ein junger Kerl sich nicht eben hoffärtig/ sondern sau- ber in Kleidung halte/ und er lobe die Manier der Frantzosen/ welche gemeiniglich haben einen guten Hut/ ein gut paar Schuhe und Strümpffe/ und schön leinen Zeug. Das Kleid sey offtmals nicht 10. Thaler werth. Was die Teutschen für Vanität treiben in Kleidung/ davon leset/ wo euch beliebet/ das Theatrum Diabolorum part. 2. von dem Kleider-Pauß- und Krauß-Teuffel. Man sagt/ daß einsmals ein Burgermeister auß einer vornehmen Niedersächsischen Stadt sey außgeritten/ und als er durch ein Wässerlein geritten/ und das Pferd still gestanden sey/ da habe er für seinem grossen Kragen nicht sehen können/ was das Pferd mache/ habe demnach zu seinem Knechte gesa- get/ Hans/ supt myn Pert? Der Knecht habe geantwortet/ Ja Herr Burgemeister/ et süpt. Mancher vornehmer Fürst hat ihm für etzlichen Jahren vor einen Ducaten lassen Umbschläge machen/ die er ein gantz Jahr hat tragen können. Aber in mancher grossen Stadt kan ein Bür- ger nicht zukommen/ daß er mit einem Ducaten in einem Jahr bezah- le die Wäscherin/ welche ihm die grossen Kragen wäschet. Und das sol Erbarkeit heissen. Zum sechsten/ sahe die Königin an seine Brandopffer/ die eines
Regenten-Spiegel. wider in die Kuͤche gangen/ und geſagt: Gutẽ Morgen Meiſter Hans!Der Koch habe ein tieffen Reverentz gemacht/ uñ geſagt: Gott dancke E Strengl. Der Edelmann habe ferner complementirt, und geſagt: Kan ich nicht ein Suͤpplein haben/ eh ich zu meinẽ Herꝛn gehe? Der Koch hatte ſich nochmals gar tieff geneigt/ und ge- ſagt: Ja/ was E. Str. geliebt. Jung geſchwind ein Serviet her? Und du Schmalhans lauffe geſchwind zu dem Kuͤchenſchreiber/ und ſage/ ihre Str. ſeyn hier. Es ſey geſtern ein kalter Haſe uͤbrig blieben/ er ſol mir ihn ſchicken. Bringe ein wenig Capern mit. Wollen E. Str. ihren Ring dem Haußſchencken zum Warzeichen ſchicken/ er wird gern einẽ Trunck Salbeywein oder Cardebenedictenwein anhero ſchicken? Nota, der Koch hat vermeynet/ wenn der Salbeywein koͤmt/ ſo wolle er auch eins beſcheid thun. Und alle dieſe Anſchlaͤge/ welche der Edelmañ und der Koch hatten/ befoͤrderte der ſammete Beltz und die guͤldene Kette. Es muß ſich aber ein junger Hoffmann wol fuͤrſehen/ daß er nicht pec- cire in exceſſu oder in defectu. Jch erinnere mich/ daß ich einsmals einẽ vornehmen Fuͤrſten auffwartete/ der ſtund in ſeinem Gemach am Fenſter/ uñ ſahe einen fuͤruͤber gehen/ welcher ſchwartz gekleidet gieng/ und das Kleid war mit roth wunderlich verbremet und beſetzet. Da rieff der Fuͤrſt ſeinem Kammerdiener/ und ſagte: Du/ da gehet ein Haaſe hin/ ſehe/ daß die Hunde nicht herauß gelaſſen werden/ damit ſie ihn nicht anfallen und fangen. Lauff geſchwind hernach/ und ſeh/ was es fuͤr einer ſey? Und eben dieſer vornehme Fuͤrſt ſagte/ er halte viel davon/ daß ein junger Kerl ſich nicht eben hoffaͤrtig/ ſondern ſau- ber in Kleidung halte/ und er lobe die Manier der Frantzoſen/ welche gemeiniglich haben einen guten Hut/ ein gut paar Schuhe und Struͤmpffe/ und ſchoͤn leinen Zeug. Das Kleid ſey offtmals nicht 10. Thaler werth. Was die Teutſchen fuͤr Vanitaͤt treiben in Kleidung/ davon leſet/ wo euch beliebet/ das Theatrum Diabolorum part. 2. von dem Kleider-Pauß- und Krauß-Teuffel. Man ſagt/ daß einsmals ein Burgermeiſter auß einer vornehmen Niederſaͤchſiſchen Stadt ſey außgeritten/ und als er durch ein Waͤſſerlein geritten/ und das Pferd ſtill geſtanden ſey/ da habe er fuͤr ſeinem groſſen Kragen nicht ſehen koͤnnen/ was das Pferd mache/ habe demnach zu ſeinem Knechte geſa- get/ Hans/ ſupt myn Pert? Der Knecht habe geantwortet/ Ja Herꝛ Burgemeiſter/ et ſuͤpt. Mancher vornehmer Fuͤrſt hat ihm fuͤr etzlichẽ Jahren vor einen Ducaten laſſen Umbſchlaͤge machen/ die er ein gantz Jahr hat tragen koͤnnen. Aber in mancher groſſen Stadt kan ein Buͤr- ger nicht zukommen/ daß er mit einem Ducaten in einem Jahr bezah- le die Waͤſcherin/ welche ihm die groſſen Kragen waͤſchet. Und das ſol Erbarkeit heiſſen. Zum ſechſten/ ſahe die Koͤnigin an ſeine Brandopffer/ die eines
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Regenten-Spiegel.
wider in die Kuͤche gangen/ und geſagt: Gutẽ Morgen Meiſter Hans!
Der Koch habe ein tieffen Reverentz gemacht/ uñ geſagt: Gott dancke
E Strengl. Der Edelmann habe ferner complementirt, und geſagt:
Kan ich nicht ein Suͤpplein haben/ eh ich zu meinẽ Herꝛn
gehe? Der Koch hatte ſich nochmals gar tieff geneigt/ und ge-
ſagt: Ja/ was E. Str. geliebt. Jung geſchwind ein Serviet her? Und
du Schmalhans lauffe geſchwind zu dem Kuͤchenſchreiber/ und ſage/
ihre Str. ſeyn hier. Es ſey geſtern ein kalter Haſe uͤbrig blieben/ er ſol
mir ihn ſchicken. Bringe ein wenig Capern mit. Wollen E. Str. ihren
Ring dem Haußſchencken zum Warzeichen ſchicken/ er wird gern einẽ
Trunck Salbeywein oder Cardebenedictenwein anhero ſchicken? Nota,
der Koch hat vermeynet/ wenn der Salbeywein koͤmt/ ſo wolle er auch
eins beſcheid thun. Und alle dieſe Anſchlaͤge/ welche der Edelmañ und
der Koch hatten/ befoͤrderte der ſammete Beltz und die guͤldene Kette.
Es muß ſich aber ein junger Hoffmann wol fuͤrſehen/ daß er nicht pec-
cire in exceſſu oder in defectu. Jch erinnere mich/ daß ich einsmals einẽ
vornehmen Fuͤrſten auffwartete/ der ſtund in ſeinem Gemach am
Fenſter/ uñ ſahe einen fuͤruͤber gehen/ welcher ſchwartz gekleidet gieng/
und das Kleid war mit roth wunderlich verbremet und beſetzet. Da
rieff der Fuͤrſt ſeinem Kammerdiener/ und ſagte: Du/ da gehet ein
Haaſe hin/ ſehe/ daß die Hunde nicht herauß gelaſſen werden/ damit
ſie ihn nicht anfallen und fangen. Lauff geſchwind hernach/ und ſeh/
was es fuͤr einer ſey? Und eben dieſer vornehme Fuͤrſt ſagte/ er halte
viel davon/ daß ein junger Kerl ſich nicht eben hoffaͤrtig/ ſondern ſau-
ber in Kleidung halte/ und er lobe die Manier der Frantzoſen/ welche
gemeiniglich haben einen guten Hut/ ein gut paar Schuhe und
Struͤmpffe/ und ſchoͤn leinen Zeug. Das Kleid ſey offtmals nicht
10. Thaler werth. Was die Teutſchen fuͤr Vanitaͤt treiben in Kleidung/
davon leſet/ wo euch beliebet/ das Theatrum Diabolorum part. 2. von
dem Kleider-Pauß- und Krauß-Teuffel. Man ſagt/ daß einsmals ein
Burgermeiſter auß einer vornehmen Niederſaͤchſiſchen Stadt ſey
außgeritten/ und als er durch ein Waͤſſerlein geritten/ und das Pferd
ſtill geſtanden ſey/ da habe er fuͤr ſeinem groſſen Kragen nicht ſehen
koͤnnen/ was das Pferd mache/ habe demnach zu ſeinem Knechte geſa-
get/ Hans/ ſupt myn Pert? Der Knecht habe geantwortet/ Ja Herꝛ
Burgemeiſter/ et ſuͤpt. Mancher vornehmer Fuͤrſt hat ihm fuͤr etzlichẽ
Jahren vor einen Ducaten laſſen Umbſchlaͤge machen/ die er ein gantz
Jahr hat tragen koͤnnen. Aber in mancher groſſen Stadt kan ein Buͤr-
ger nicht zukommen/ daß er mit einem Ducaten in einem Jahr bezah-
le die Waͤſcherin/ welche ihm die groſſen Kragen waͤſchet. Und das ſol
Erbarkeit heiſſen.
Zum ſechſten/ ſahe die Koͤnigin an ſeine Brandopffer/ die
er in dem Hauſe deß HErrn opfferte. Das iſt auch ein Anzeig
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