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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
rey und Schulfüchserey gehalten haben. Jhr wollet dieses nicht also
auffnehmen/ als ob ich dem Geitz ergeben sey: Dieses Laster habe ich
gehasset. Allein ich sehe gleichwol was das Geld thun könne. Cicero re-
det sehr schön von dem Rabirio posthumo: und saget: In studio rei am-
plificandae apparebat; non avaritiae praedam, sed instrumentum bonitati
quaeri
:
Jch denck itzo an einen guten Kerl/ der sagete/ er wisse nicht wie
ihm sey. Wann er nur einen Rosenobel im Sack hab/ so sey er viel mu-
tiger/ viel ingenioser, alle discurs gehen ihm besser von statten/ als wann
er nichts habe. Drumb geb ich euch heut einen Theologischen und einen
Politischen Raht. Einen Theologischen/ daß ihr allzeit mit Salomo
betet/ Armuth und Reichthumb gib mir nicht/ laß mich aber mein be-
scheiden Theil dahin nehmen. Einen Politischen/ daß ihr einmal einen
grossen Herrn suchet/ der eure Qualitäten aestimiren könne. Grosser
Herrn Dienst werffen etwas auß/ wann nur die Herrn Mittel haben.
Und wann hat ein König oder ein ander Potentat nit Mittel einem
armen privat Kerles fortzuhelffen? Wann ein Kauffmann wil reich
werden/ so thut er besser daß er ins Grosse handele/ als daß er Höcke-
rey treibe/ und Schwefelhöltzer verkauffe. Jch weiß wol der Studen-
ten Manier/ welche ihre Hoffnung setzen auff ein reiches Weib/ und
sagen/ Seyd lustig ihr lieben Brüder/ ein reiches Weib bringt alles
wider. Allein ich hab auß Erfahrung gelernet/ daß es unter zehen nicht
einem gelinge. Jch hatte hiebevor einen guten Freund/ welchen ich auf
unterschiedenen Universitäten gekant hatte/ der hatte etzliche Fuder
Wein auff Universitäten innerhalb zehen Jahren getruncken/ auff
eine reiche Frau. Endlich kam er in einer occasion zu mir/ und ich ver-
nam daß er im Ehstand lebe/ da sagt ich zu ihm: Nun mein Bruder/
hastu nun die reiche Frau? O/ antwortet er/ mein Bruder/ 50. Marck
Lübisch ist auch Geld. Für vier Wochen hab ich Kindtauff gehalten/
da hab ich auß dem schwartzen taffeten Mantel/ den ich zu Königs-
berg in Preussen trug/ eine Tauffwindel machen lassen Du weist wol
wie es gehet/ wann man auff Universitäten heyrathet! Ein bunten
Rock/ einen alten Bock/ ein schwartze Kuh/ ein faulen Balg dazu/ einen
halben Hopffen-Garten/ hat man von einer Academischen Jungfer
zuerwarten. Drumb sehet euch mit Heyrathen wol für/ mein Herr
Philanderson, und last euch Feder und Dinten wol bezahlen. Jung-
fern die viel Geld haben/ und von geringem herkommen sind/ sagen
offtmals: was ist Ehre ohne Geld? Allein sagt ihr wieder: was ist
Geld ohne Ehre? Es meynen etliche/ Salomo sey ein Chymicus ge-
wesen/ und hab den Lapidem philosophorum gehabt/ dadurch habe er
gemacht/ daß deß Silbers zu Jerusalem so viel worden sey/ als der
Steine. Allein wann Salomo diesen Stein gehabt hat/ so frage ich/
warumb sein Sohn Rehabeam sich dessen nicht gebrauchet habe?

Dann
H ij

Regenten-Spiegel.
rey und Schulfuͤchſerey gehalten haben. Jhr wollet dieſes nicht alſo
auffnehmen/ als ob ich dem Geitz ergeben ſey: Dieſes Laſter habe ich
gehaſſet. Allein ich ſehe gleichwol was das Geld thun koͤnne. Cicero re-
det ſehr ſchoͤn von dem Rabirio poſthumo: und ſaget: In ſtudio rei am-
plificandæ apparebat; non avaritiæ prædam, ſed inſtrumentum bonitati
quæri
:
Jch denck itzo an einen guten Kerl/ der ſagete/ er wiſſe nicht wie
ihm ſey. Wann er nur einen Roſenobel im Sack hab/ ſo ſey er viel mu-
tiger/ viel ingenioſer, alle diſcurs gehen ihm beſſer von ſtatten/ als wañ
er nichts habe. Drumb geb ich euch heut einen Theologiſchen und einẽ
Politiſchen Raht. Einen Theologiſchen/ daß ihr allzeit mit Salomo
betet/ Armuth und Reichthumb gib mir nicht/ laß mich aber mein be-
ſcheiden Theil dahin nehmen. Einen Politiſchen/ daß ihr einmal einen
groſſen Herꝛn ſuchet/ der eure Qualitaͤten æſtimiren koͤnne. Groſſer
Herꝛn Dienſt werffen etwas auß/ wann nur die Herꝛn Mittel haben.
Und wann hat ein Koͤnig oder ein ander Potentat nit Mittel einem
armen privat Kerles fortzuhelffen? Wann ein Kauffmann wil reich
werden/ ſo thut er beſſer daß er ins Groſſe handele/ als daß er Hoͤcke-
rey treibe/ und Schwefelhoͤltzer verkauffe. Jch weiß wol der Studen-
ten Manier/ welche ihre Hoffnung ſetzen auff ein reiches Weib/ und
ſagen/ Seyd luſtig ihr lieben Bruͤder/ ein reiches Weib bringt alles
wider. Allein ich hab auß Erfahrung gelernet/ daß es unter zehen nicht
einem gelinge. Jch hatte hiebevor einen guten Freund/ welchen ich auf
unterſchiedenen Univerſitaͤten gekant hatte/ der hatte etzliche Fuder
Wein auff Univerſitaͤten innerhalb zehen Jahren getruncken/ auff
eine reiche Frau. Endlich kam er in einer occaſion zu mir/ und ich ver-
nam daß er im Ehſtand lebe/ da ſagt ich zu ihm: Nun mein Bruder/
haſtu nun die reiche Frau? O/ antwortet er/ mein Bruder/ 50. Marck
Luͤbiſch iſt auch Geld. Fuͤr vier Wochen hab ich Kindtauff gehalten/
da hab ich auß dem ſchwartzen taffeten Mantel/ den ich zu Koͤnigs-
berg in Preuſſen trug/ eine Tauffwindel machen laſſen Du weiſt wol
wie es gehet/ wann man auff Univerſitaͤten heyrathet! Ein bunten
Rock/ einen alten Bock/ ein ſchwartze Kuh/ ein faulen Balg dazu/ einen
halben Hopffen-Garten/ hat man von einer Academiſchen Jungfer
zuerwarten. Drumb ſehet euch mit Heyrathen wol fuͤr/ mein Herꝛ
Philanderſon, und laſt euch Feder und Dinten wol bezahlen. Jung-
fern die viel Geld haben/ und von geringem herkommen ſind/ ſagen
offtmals: was iſt Ehre ohne Geld? Allein ſagt ihr wieder: was iſt
Geld ohne Ehre? Es meynen etliche/ Salomo ſey ein Chymicus ge-
weſen/ und hab den Lapidem philoſophorum gehabt/ dadurch habe er
gemacht/ daß deß Silbers zu Jeruſalem ſo viel worden ſey/ als der
Steine. Allein wann Salomo dieſen Stein gehabt hat/ ſo frage ich/
warumb ſein Sohn Rehabeam ſich deſſen nicht gebrauchet habe?

Dann
H ij
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[115/0157] Regenten-Spiegel. rey und Schulfuͤchſerey gehalten haben. Jhr wollet dieſes nicht alſo auffnehmen/ als ob ich dem Geitz ergeben ſey: Dieſes Laſter habe ich gehaſſet. Allein ich ſehe gleichwol was das Geld thun koͤnne. Cicero re- det ſehr ſchoͤn von dem Rabirio poſthumo: und ſaget: In ſtudio rei am- plificandæ apparebat; non avaritiæ prædam, ſed inſtrumentum bonitati quæri: Jch denck itzo an einen guten Kerl/ der ſagete/ er wiſſe nicht wie ihm ſey. Wann er nur einen Roſenobel im Sack hab/ ſo ſey er viel mu- tiger/ viel ingenioſer, alle diſcurs gehen ihm beſſer von ſtatten/ als wañ er nichts habe. Drumb geb ich euch heut einen Theologiſchen und einẽ Politiſchen Raht. Einen Theologiſchen/ daß ihr allzeit mit Salomo betet/ Armuth und Reichthumb gib mir nicht/ laß mich aber mein be- ſcheiden Theil dahin nehmen. Einen Politiſchen/ daß ihr einmal einen groſſen Herꝛn ſuchet/ der eure Qualitaͤten æſtimiren koͤnne. Groſſer Herꝛn Dienſt werffen etwas auß/ wann nur die Herꝛn Mittel haben. Und wann hat ein Koͤnig oder ein ander Potentat nit Mittel einem armen privat Kerles fortzuhelffen? Wann ein Kauffmann wil reich werden/ ſo thut er beſſer daß er ins Groſſe handele/ als daß er Hoͤcke- rey treibe/ und Schwefelhoͤltzer verkauffe. Jch weiß wol der Studen- ten Manier/ welche ihre Hoffnung ſetzen auff ein reiches Weib/ und ſagen/ Seyd luſtig ihr lieben Bruͤder/ ein reiches Weib bringt alles wider. Allein ich hab auß Erfahrung gelernet/ daß es unter zehen nicht einem gelinge. Jch hatte hiebevor einen guten Freund/ welchen ich auf unterſchiedenen Univerſitaͤten gekant hatte/ der hatte etzliche Fuder Wein auff Univerſitaͤten innerhalb zehen Jahren getruncken/ auff eine reiche Frau. Endlich kam er in einer occaſion zu mir/ und ich ver- nam daß er im Ehſtand lebe/ da ſagt ich zu ihm: Nun mein Bruder/ haſtu nun die reiche Frau? O/ antwortet er/ mein Bruder/ 50. Marck Luͤbiſch iſt auch Geld. Fuͤr vier Wochen hab ich Kindtauff gehalten/ da hab ich auß dem ſchwartzen taffeten Mantel/ den ich zu Koͤnigs- berg in Preuſſen trug/ eine Tauffwindel machen laſſen Du weiſt wol wie es gehet/ wann man auff Univerſitaͤten heyrathet! Ein bunten Rock/ einen alten Bock/ ein ſchwartze Kuh/ ein faulen Balg dazu/ einen halben Hopffen-Garten/ hat man von einer Academiſchen Jungfer zuerwarten. Drumb ſehet euch mit Heyrathen wol fuͤr/ mein Herꝛ Philanderſon, und laſt euch Feder und Dinten wol bezahlen. Jung- fern die viel Geld haben/ und von geringem herkommen ſind/ ſagen offtmals: was iſt Ehre ohne Geld? Allein ſagt ihr wieder: was iſt Geld ohne Ehre? Es meynen etliche/ Salomo ſey ein Chymicus ge- weſen/ und hab den Lapidem philoſophorum gehabt/ dadurch habe er gemacht/ daß deß Silbers zu Jeruſalem ſo viel worden ſey/ als der Steine. Allein wann Salomo dieſen Stein gehabt hat/ ſo frage ich/ warumb ſein Sohn Rehabeam ſich deſſen nicht gebrauchet habe? Dann H ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/157>, abgerufen am 24.11.2024.