Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Hiob. geschiehet/ so wollen sie alsbald wider voneinander lauffen. Ein solchweibisch unbeständig Hertz hatte der Hiob nicht/ sondern er hatte Mannes-Hertz/ er hatte Manns-Bein/ und konte gute und böse Ta- ge ertragen als ein Mann. Wann sein Weib were 7. Jahr kranck gewesen/ hätte da gelegen sehe K iij
Hiob. geſchiehet/ ſo wollen ſie alsbald wider voneinander lauffen. Ein ſolchweibiſch unbeſtaͤndig Hertz hatte der Hiob nicht/ ſondern er hatte Mannes-Hertz/ er hatte Manns-Bein/ und konte gute und boͤſe Ta- ge ertragen als ein Mann. Wann ſein Weib were 7. Jahr kranck geweſen/ haͤtte da gelegen ſehe K iij
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Hiob.
geſchiehet/ ſo wollen ſie alsbald wider voneinander lauffen. Ein ſolch
weibiſch unbeſtaͤndig Hertz hatte der Hiob nicht/ ſondern er hatte
Mannes-Hertz/ er hatte Manns-Bein/ und konte gute und boͤſe Ta-
ge ertragen als ein Mann.
Wann ſein Weib were 7. Jahr kranck geweſen/ haͤtte da gelegen
auff dem Siechbette/ und haͤtte ſich nicht regen oder bewegen koͤñen/
ſo wuͤrde ſie Hiob deßwegen nicht verachtet oder verſpottet haben/
ſondern er wuͤrde ſie in ihrem Elend ſo wol geliebet haben/ als in
freudigen Tagen und bey guter Geſundheit. Er war ein Mann/
und wiewol ſein Weib nicht allzeit thaͤt/ was ſie thun ſolt/ ſo hielt er
ihr doch viel Dings zu gut/ und zanckte ſich nicht alle Tage mit ihr/
ſondern dacht/ daß er ein Mann/ ſie aber ein Weib/ das iſt ein
ſchwaches Gefaͤß und Werckzeug ſey. Gleichwol aber ließ er ihme
nicht von ihr fuͤrſchreiben/ ſondern dachte/ daß er ihr Mañ und nicht
ihr Knecht ſey/ und als ſie ihm in ſeinem Ungluͤck unnuͤtze Wort
gab/ hielt er es ihr nicht zu gut/ ſondern ſagt: Du redeſt wie die
närriſche Weiber reden. Summa/ es war Hiob bey dieſem ſei-
nen kleinen Haußcreutz/ das er mit ſeinem boͤſen Weib hatte/ nicht
allein ein frommer/ ſondern auch ein gluͤckſeliger geſegneter Mann;
Dann erſtlich zeugte er 7. Soͤhne und 3. Toͤchter. Kinder aber ſind
Zeichen eines ſonderbaren Segens Gottes. David ſagt im 127. Pſ.
Sihe/ Sihe/ ſagt er/ das iſt/ mercke es wol/ Kinder ſind eine
Gabe deß HErrn/ und Leibesfrucht ein Geſchenck/ wie
die Pfeile in der Hand eines Starcken/ alſo gerathen die
jungen Knaben. Wol dem/ der ſeinen Koͤcher derſelben
voll hat/ die werden nicht zu Schanden/ wenn ſie mit ih-
ren Feinden handeln im Thor. Da Gott Deut. 28. ſeinem
Volck verſpricht/ wie er es ſegnen wolle/ wann ſie ihm gehorchen/ da
ſagt er unter andern; Geſegnet ſol ſeyn die Frucht deines
Leibes. Von Obed Edom wird geſagt/ daß er habe gehabt 8. Soͤhn.
Dann der HErr habe ihn geſegnet/ 1. Chron. 26. und im 128.
Pſalm ruͤhmet es der H. Geiſt als einen ſonderbaren Segen/ wann
ein Weib iſt wie ein fruchtbar Weinſtock umb ihr Hauß herumb/
und die Kinder ſtehen wie die Oelzweige umb den Tiſch her/ uñ ſagt:
Sihe/ alſo geſegnet iſt der Mann/ der den HErrn fuͤrch-
tet. Jch erinner mich/ daß einsmals ein ehrlicher frommer Kauff-
mann zu mir ſagte/ er halte ſeine Kinder fuͤr ſeinen beſten Schatz/
fuͤr ſeinen groͤſten Reichthumb. Dann/ ſagt er/ alles/ was ich ſonſt
durch Gottes Segen hab/ das muß ich endlich in der Welt laſſen.
Allein meine Kinder hoffe ich mit in Him̃el zu nehmen. Was wird
das dem Hiob fuͤr eine Freud/ fuͤr eine Ehr geweſen ſeyn/ wann fuͤr-
nehme und frembde Leut ihn beſucht haben/ und es haben da 7. jun-
ge tapffere Kerle geſtanden/ welche dem Vater auffgewartet haben?
Wann Hiob ſeine 7. Soͤhne angeſehen/ wird er gemeynet haben/ er
ſehe
K iij
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