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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Hiob.
trefflich fein/ löblich und wol/ wo Brüder eins sind/ und sich brüder-
lich und freundlich miteinander vertragen. Da grünen und blü-
hen die Hertzen in Güte und Liebe/ da verheist der HErr Segen und
Leben. Diese Glückseligkeit hält der Weise Mann Syrach son-
derlich hoch/ und sagt/ es seyen drey Stücke/ die beydes GOtt und
Menschen wolgefallen? 1. Wenn Brüder eins sind/ 2. Wenn
Nachbaren sich lieb haben/ und 3. Mann und Weib sich mitein-
ander wolbegehen. Unser erster Vater der Adam/ und die H. Pa-
triarchen/ Abraham/ Jsaac und Jacob hatten diese Glückselig-
keit unter ihren Kindern nicht. Wie groß Hertzeleid erlebte doch
David an seinem Sohn Ammon und Absalom? Darumb ist das
für keine geringe Glückseligkeit zu halten/ daß des Hiobs Söhne
und Töchter sich wol mit einander vertragen haben. O wie treulich
wird sie hier zu der Vater vermahnet haben? Da wird ein gut Wort
eine gute statt funden haben/ das wird dem Vater die höchste Freu-
de gewesen seyn in dieser Welt.

Daß aber des Hiobs Kinder untereinander einig gewesen seyen/
ist darauß abzunehmen/ daß der H. Geist sagt/ seine Söhne ha-
ben Wolleben gemacht/ ein jeglicher in seinem Hause auf
seinen Tag/ und haben ihre drey Schwestern geladen
mit ihnen zu essen und zu trincken.
Hier fraget sichs/ obs
auch Sünde sey/ daß gute Freunde zusammen kommen/ miteinan-
der essen und Trincken/ und sich in Ehren frölich machen? Darauf
antworte ich/ Nein/ es ist für und an sich selbst keine Sünde. Der
Prediger Salomon sagt c. 9. Gehe hin/ iß dein Brod mit Freu-
den/ trinck deinen Wein mit gutem Muhte/ denn dein
Werck gefället Gott wol.
Abraham machte ein grosses Mahl/
da Jsaac entwehnet ward. Da die drey Männer im Hayn Mam-
re zu ihm kamen/ bate er sie zu Gaste und tractirte sie ehrlich. Er
tractirte sie zwar nicht mit 12. oder 24. warmen Gerichten/ mit
Marcepan/ mit Schauessen und allerhand Confecturen; er hielt
sie nicht auff von Mittag an biß in die Mitternacht/ er nöhtigte sie
nicht mit unnötigen Complementen/ daß sie über Vermögen essen
und trincken solten: Sondern er tractirte sie mit einem guten Ge-
richt Kalbfleisch/ mit Milch/ Butter und Kuchen; Gen. 18.
er liebte und ehrte sie/ und ließ sie seinen guten Willen sehen/ so lang
sie bey ihm waren/ als sie aber Abschied nehmen wolten/ da hielt er
sie über ihren willen nicht auff/ sondern ließ sie gehen/ daß sie den A-
bend noch nach Sodom kamen. Da Jethro/ der Priester in Midian/
den Mosen/ seinen Tochtermann/ in der Wüsten besuchte/ da kam
Aaron und die Eltesten in Jsrael zu ihm/ und assen das Brod mit
ihme. Da die Kinder Jacob zu ihrem Bruder Joseph in Egypten
kamen/ da assen und truncken sie miteinander/ biß sie truncken/ das
ist/ biß daß sie frölich wurden. Christus der HErr selbst gieng offt

zu
K v

Hiob.
trefflich fein/ loͤblich und wol/ wo Bruͤder eins ſind/ und ſich bruͤder-
lich und freundlich miteinander vertragen. Da gruͤnen und bluͤ-
hen die Hertzen in Guͤte und Liebe/ da verheiſt der HErꝛ Segen und
Leben. Dieſe Gluͤckſeligkeit haͤlt der Weiſe Mann Syrach ſon-
derlich hoch/ und ſagt/ es ſeyen drey Stuͤcke/ die beydes GOtt und
Menſchen wolgefallen? 1. Wenn Bruͤder eins ſind/ 2. Wenn
Nachbaren ſich lieb haben/ und 3. Mann und Weib ſich mitein-
ander wolbegehen. Unſer erſter Vater der Adam/ und die H. Pa-
triarchen/ Abraham/ Jſaac und Jacob hatten dieſe Gluͤckſelig-
keit unter ihren Kindern nicht. Wie groß Hertzeleid erlebte doch
David an ſeinem Sohn Ammon und Abſalom? Darumb iſt das
fuͤr keine geringe Gluͤckſeligkeit zu halten/ daß des Hiobs Soͤhne
und Toͤchter ſich wol mit einander vertragen haben. O wie treulich
wird ſie hier zu der Vater vermahnet haben? Da wird ein gut Wort
eine gute ſtatt funden haben/ das wird dem Vater die hoͤchſte Freu-
de geweſen ſeyn in dieſer Welt.

Daß aber des Hiobs Kinder untereinander einig geweſen ſeyen/
iſt darauß abzunehmen/ daß der H. Geiſt ſagt/ ſeine Soͤhne ha-
ben Wolleben gemacht/ ein jeglicher in ſeinem Hauſe auf
ſeinen Tag/ und haben ihre drey Schweſtern geladen
mit ihnen zu eſſen und zu trincken.
Hier fraget ſichs/ obs
auch Suͤnde ſey/ daß gute Freunde zuſammen kommen/ miteinan-
der eſſen und Trincken/ und ſich in Ehren froͤlich machen? Darauf
antworte ich/ Nein/ es iſt fuͤr und an ſich ſelbſt keine Suͤnde. Der
Pꝛediger Salomon ſagt c. 9. Gehe hin/ iß dein Brod mit Freu-
den/ trinck deinen Wein mit gutem Muhte/ denn dein
Werck gefället Gott wol.
Abraham machte ein groſſes Mahl/
da Jſaac entwehnet ward. Da die drey Maͤnner im Hayn Mam-
re zu ihm kamen/ bate er ſie zu Gaſte und tractirte ſie ehrlich. Er
tractirte ſie zwar nicht mit 12. oder 24. warmen Gerichten/ mit
Marcepan/ mit Schaueſſen und allerhand Confecturen; er hielt
ſie nicht auff von Mittag an biß in die Mitternacht/ er noͤhtigte ſie
nicht mit unnoͤtigen Complementen/ daß ſie uͤber Vermoͤgen eſſen
und trincken ſolten: Sondern er tractirte ſie mit einem guten Ge-
richt Kalbfleiſch/ mit Milch/ Butter und Kuchen; Gen. 18.
er liebte und ehrte ſie/ und ließ ſie ſeinen guten Willen ſehen/ ſo lang
ſie bey ihm waren/ als ſie aber Abſchied nehmen wolten/ da hielt er
ſie uͤber ihren willen nicht auff/ ſondern ließ ſie gehen/ daß ſie den A-
bend noch nach Sodom kamen. Da Jethro/ der Prieſter in Midian/
den Moſen/ ſeinen Tochtermann/ in der Wuͤſten beſuchte/ da kam
Aaron und die Elteſten in Jſrael zu ihm/ und aſſen das Brod mit
ihme. Da die Kinder Jacob zu ihrem Bruder Joſeph in Egypten
kamen/ da aſſen und truncken ſie miteinander/ biß ſie truncken/ das
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zu
K v
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[153/0195] Hiob. trefflich fein/ loͤblich und wol/ wo Bruͤder eins ſind/ und ſich bruͤder- lich und freundlich miteinander vertragen. Da gruͤnen und bluͤ- hen die Hertzen in Guͤte und Liebe/ da verheiſt der HErꝛ Segen und Leben. Dieſe Gluͤckſeligkeit haͤlt der Weiſe Mann Syrach ſon- derlich hoch/ und ſagt/ es ſeyen drey Stuͤcke/ die beydes GOtt und Menſchen wolgefallen? 1. Wenn Bruͤder eins ſind/ 2. Wenn Nachbaren ſich lieb haben/ und 3. Mann und Weib ſich mitein- ander wolbegehen. Unſer erſter Vater der Adam/ und die H. Pa- triarchen/ Abraham/ Jſaac und Jacob hatten dieſe Gluͤckſelig- keit unter ihren Kindern nicht. Wie groß Hertzeleid erlebte doch David an ſeinem Sohn Ammon und Abſalom? Darumb iſt das fuͤr keine geringe Gluͤckſeligkeit zu halten/ daß des Hiobs Soͤhne und Toͤchter ſich wol mit einander vertragen haben. O wie treulich wird ſie hier zu der Vater vermahnet haben? Da wird ein gut Wort eine gute ſtatt funden haben/ das wird dem Vater die hoͤchſte Freu- de geweſen ſeyn in dieſer Welt. Daß aber des Hiobs Kinder untereinander einig geweſen ſeyen/ iſt darauß abzunehmen/ daß der H. Geiſt ſagt/ ſeine Soͤhne ha- ben Wolleben gemacht/ ein jeglicher in ſeinem Hauſe auf ſeinen Tag/ und haben ihre drey Schweſtern geladen mit ihnen zu eſſen und zu trincken. Hier fraget ſichs/ obs auch Suͤnde ſey/ daß gute Freunde zuſammen kommen/ miteinan- der eſſen und Trincken/ und ſich in Ehren froͤlich machen? Darauf antworte ich/ Nein/ es iſt fuͤr und an ſich ſelbſt keine Suͤnde. Der Pꝛediger Salomon ſagt c. 9. Gehe hin/ iß dein Brod mit Freu- den/ trinck deinen Wein mit gutem Muhte/ denn dein Werck gefället Gott wol. Abraham machte ein groſſes Mahl/ da Jſaac entwehnet ward. Da die drey Maͤnner im Hayn Mam- re zu ihm kamen/ bate er ſie zu Gaſte und tractirte ſie ehrlich. Er tractirte ſie zwar nicht mit 12. oder 24. warmen Gerichten/ mit Marcepan/ mit Schaueſſen und allerhand Confecturen; er hielt ſie nicht auff von Mittag an biß in die Mitternacht/ er noͤhtigte ſie nicht mit unnoͤtigen Complementen/ daß ſie uͤber Vermoͤgen eſſen und trincken ſolten: Sondern er tractirte ſie mit einem guten Ge- richt Kalbfleiſch/ mit Milch/ Butter und Kuchen; Gen. 18. er liebte und ehrte ſie/ und ließ ſie ſeinen guten Willen ſehen/ ſo lang ſie bey ihm waren/ als ſie aber Abſchied nehmen wolten/ da hielt er ſie uͤber ihren willen nicht auff/ ſondern ließ ſie gehen/ daß ſie den A- bend noch nach Sodom kamen. Da Jethro/ der Prieſter in Midian/ den Moſen/ ſeinen Tochtermann/ in der Wuͤſten beſuchte/ da kam Aaron und die Elteſten in Jſrael zu ihm/ und aſſen das Brod mit ihme. Da die Kinder Jacob zu ihrem Bruder Joſeph in Egypten kamen/ da aſſen und truncken ſie miteinander/ biß ſie truncken/ das iſt/ biß daß ſie froͤlich wurden. Chriſtus der HErꝛ ſelbſt gieng offt zu K v

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/195>, abgerufen am 24.11.2024.