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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Hiob.
darum bekümmern sie sich weniger als nichts. Ach! der Eltern Se-
gen ist ein grosses Patrimonium! Jch dencke itzo an den Ertz-Va-
ter Jacob/ da der seine Söhn in Egypten schickte/ Getreid zu kauf-
fen/ da war das beste Zehrgeld/ das er ihn auff den Weg gabe/ sein
Väterlicher Segen/ da er ihnen wünschte/ daß es ihnen wolgehen
möge auff dem Wege/ und sagte/ der Allmächtige Gott gebe
euch Barmhertzigkeit vor dem Mann etc.
Hiob betet und
opfferte für seine Kinder nicht nur einmal/ wann sie Wolleben ge-
halten hatten. Sondern der H. Geist sagt/ also thät Hiob alle
Tag.
Jn der Haußhaltung hat man offt allerhand Hinderniß/ die
uns zum Gebet faul und verdrossen/ ja wol gar unwillig machen.
Wann Hauß-Väter und Hauß-Mütter sehen die Untreu und
Boßheit ihres muhwilligen Gesindes/ so erzörnen sie sich drüber/
also daß sie offt mehr schelten als beten. Dann da zerbricht der Nie-
mand
alle Krüg/ Gläser und Töpff. Da ist der Knecht und die
Magd diebisch/ boshafftig/ frech und trotzig. Die Kinder sind muth-
willig. Die Nachbarn sind neidisch und spitzig. Die Magd will
Frau seyn/ der Knecht will Herr seyn. Und wann Schaden geschi-
het/ soll man sie nicht sauer drum ansehen. Wo nun viel Gesind ist/
da verführt einer den andern. Und je besser Tag sie haben/ je trotzi-
ger/ muthwilliger und gottloser sie werden. Daher die Alte gesagt
haben: Wer einen Knecht hat/ der hat einen gantzen. Wer
zwey Knecht hat/ der hat einen halben. Wer drey Knecht
hat/ der hat keinen.
Dann es verläst sich immer einer auff den
andern/ und thut unterdessen keiner nichts/ was er thun soll. Nun
ist zuvor gedacht worden/ was Hiob für eine grosse Haußhaltung
geführt hab/ was er für eine grosse Menge Viehe und Gesind ge-
habt: Gleichwol hat ihn kein Geschäffte/ kein Unlust/ kein Hauß-
sorg also eingenommen/ daß er deßwegen des Gebets und Opffers
einen einigen Tag vergessen hätte/ sondern der H. Geist sagt/ also
thät Hiob alle Tag.
O du gütiger und barmhertziger GOtt/
verzeihe doch/ um Christi JEsu deines lieben Sohns willen/ uns
armen Menschen/ die wir so viel nicht zu thun oder zu verwalten
haben als Hiob/ wir lassen uns aber offt durch ein geringes Ge-
schäfft von dem Gebet und Gottesdienst abhalten!

Sehet mir doch den frommen und Gottseligen Mann den Hiob
an/ mein Herr Parmenio! Wie viel Leut werden damals gewe-
sen seyn/ welche sich für glückselig geschätzt hätten/ wann sie mit die-
sem frommen ehrlichen reichen Mann hätten können Freundschaft
machen/ wann sie ihre Töchter seinen Söhnen/ und ihre Söhne sei-
nen Töchtern hätten geben können? Allein es war um eine kurtze
Zeit zuthun/ da wurde auß dem reichen geehrten glückseligen Hiob
ein armer verachteter geplagter Mann. Die Rinder waren weg!
Die Schaafe waren weg! Die Esel waren weg! Die Cameel waren

weg!

Hiob.
darum bekuͤmmern ſie ſich weniger als nichts. Ach! der Eltern Se-
gen iſt ein groſſes Patrimonium! Jch dencke itzo an den Ertz-Va-
ter Jacob/ da der ſeine Soͤhn in Egypten ſchickte/ Getreid zu kauf-
fen/ da war das beſte Zehrgeld/ das er ihn auff den Weg gabe/ ſein
Vaͤterlicher Segen/ da er ihnen wuͤnſchte/ daß es ihnen wolgehen
moͤge auff dem Wege/ und ſagte/ der Allmaͤchtige Gott gebe
euch Barmhertzigkeit vor dem Mann ꝛc.
Hiob betet und
opfferte fuͤr ſeine Kinder nicht nur einmal/ wann ſie Wolleben ge-
halten hatten. Sondern der H. Geiſt ſagt/ alſo thät Hiob alle
Tag.
Jn der Haußhaltung hat man offt allerhand Hinderniß/ die
uns zum Gebet faul und verdroſſen/ ja wol gar unwillig machen.
Wann Hauß-Vaͤter und Hauß-Muͤtter ſehen die Untreu und
Boßheit ihres muhwilligen Geſindes/ ſo erzoͤrnen ſie ſich druͤber/
alſo daß ſie offt mehr ſchelten als beten. Dann da zerbricht der Nie-
mand
alle Kruͤg/ Glaͤſer und Toͤpff. Da iſt der Knecht und die
Magd diebiſch/ boshafftig/ frech und trotzig. Die Kinder ſind muth-
willig. Die Nachbarn ſind neidiſch und ſpitzig. Die Magd will
Frau ſeyn/ der Knecht will Herr ſeyn. Und wann Schaden geſchi-
het/ ſoll man ſie nicht ſauer drum anſehen. Wo nun viel Geſind iſt/
da verfuͤhrt einer den andern. Und je beſſer Tag ſie haben/ je trotzi-
ger/ muthwilliger und gottloſer ſie werden. Daher die Alte geſagt
haben: Wer einen Knecht hat/ der hat einen gantzen. Wer
zwey Knecht hat/ der hat einen halben. Wer drey Knecht
hat/ der hat keinen.
Dann es verlaͤſt ſich immer einer auff den
andern/ und thut unterdeſſen keiner nichts/ was er thun ſoll. Nun
iſt zuvor gedacht worden/ was Hiob fuͤr eine groſſe Haußhaltung
gefuͤhrt hab/ was er fuͤr eine groſſe Menge Viehe und Geſind ge-
habt: Gleichwol hat ihn kein Geſchaͤffte/ kein Unluſt/ kein Hauß-
ſorg alſo eingenommen/ daß er deßwegen des Gebets und Opffers
einen einigen Tag vergeſſen haͤtte/ ſondern der H. Geiſt ſagt/ alſo
thaͤt Hiob alle Tag.
O du guͤtiger und barmhertziger GOtt/
verzeihe doch/ um Chriſti JEſu deines lieben Sohns willen/ uns
armen Menſchen/ die wir ſo viel nicht zu thun oder zu verwalten
haben als Hiob/ wir laſſen uns aber offt durch ein geringes Ge-
ſchaͤfft von dem Gebet und Gottesdienſt abhalten!

Sehet mir doch den frommen und Gottſeligen Mann den Hiob
an/ mein Herr Parmenio! Wie viel Leut werden damals gewe-
ſen ſeyn/ welche ſich fuͤr gluͤckſelig geſchaͤtzt haͤtten/ wann ſie mit die-
ſem frommen ehrlichen reichen Mann haͤtten koͤnnen Freundſchaft
machen/ wann ſie ihre Toͤchter ſeinen Soͤhnen/ und ihre Soͤhne ſei-
nen Toͤchtern haͤtten geben koͤnnen? Allein es war um eine kurtze
Zeit zuthun/ da wurde auß dem reichen geehrten gluͤckſeligen Hiob
ein armer verachteter geplagter Mann. Die Rinder waren weg!
Die Schaafe waren weg! Die Eſel waren weg! Die Cameel waren

weg!
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[155/0197] Hiob. darum bekuͤmmern ſie ſich weniger als nichts. Ach! der Eltern Se- gen iſt ein groſſes Patrimonium! Jch dencke itzo an den Ertz-Va- ter Jacob/ da der ſeine Soͤhn in Egypten ſchickte/ Getreid zu kauf- fen/ da war das beſte Zehrgeld/ das er ihn auff den Weg gabe/ ſein Vaͤterlicher Segen/ da er ihnen wuͤnſchte/ daß es ihnen wolgehen moͤge auff dem Wege/ und ſagte/ der Allmaͤchtige Gott gebe euch Barmhertzigkeit vor dem Mann ꝛc. Hiob betet und opfferte fuͤr ſeine Kinder nicht nur einmal/ wann ſie Wolleben ge- halten hatten. Sondern der H. Geiſt ſagt/ alſo thät Hiob alle Tag. Jn der Haußhaltung hat man offt allerhand Hinderniß/ die uns zum Gebet faul und verdroſſen/ ja wol gar unwillig machen. Wann Hauß-Vaͤter und Hauß-Muͤtter ſehen die Untreu und Boßheit ihres muhwilligen Geſindes/ ſo erzoͤrnen ſie ſich druͤber/ alſo daß ſie offt mehr ſchelten als beten. Dann da zerbricht der Nie- mand alle Kruͤg/ Glaͤſer und Toͤpff. Da iſt der Knecht und die Magd diebiſch/ boshafftig/ frech und trotzig. Die Kinder ſind muth- willig. Die Nachbarn ſind neidiſch und ſpitzig. Die Magd will Frau ſeyn/ der Knecht will Herr ſeyn. Und wann Schaden geſchi- het/ ſoll man ſie nicht ſauer drum anſehen. Wo nun viel Geſind iſt/ da verfuͤhrt einer den andern. Und je beſſer Tag ſie haben/ je trotzi- ger/ muthwilliger und gottloſer ſie werden. Daher die Alte geſagt haben: Wer einen Knecht hat/ der hat einen gantzen. Wer zwey Knecht hat/ der hat einen halben. Wer drey Knecht hat/ der hat keinen. Dann es verlaͤſt ſich immer einer auff den andern/ und thut unterdeſſen keiner nichts/ was er thun ſoll. Nun iſt zuvor gedacht worden/ was Hiob fuͤr eine groſſe Haußhaltung gefuͤhrt hab/ was er fuͤr eine groſſe Menge Viehe und Geſind ge- habt: Gleichwol hat ihn kein Geſchaͤffte/ kein Unluſt/ kein Hauß- ſorg alſo eingenommen/ daß er deßwegen des Gebets und Opffers einen einigen Tag vergeſſen haͤtte/ ſondern der H. Geiſt ſagt/ alſo thaͤt Hiob alle Tag. O du guͤtiger und barmhertziger GOtt/ verzeihe doch/ um Chriſti JEſu deines lieben Sohns willen/ uns armen Menſchen/ die wir ſo viel nicht zu thun oder zu verwalten haben als Hiob/ wir laſſen uns aber offt durch ein geringes Ge- ſchaͤfft von dem Gebet und Gottesdienſt abhalten! Sehet mir doch den frommen und Gottſeligen Mann den Hiob an/ mein Herr Parmenio! Wie viel Leut werden damals gewe- ſen ſeyn/ welche ſich fuͤr gluͤckſelig geſchaͤtzt haͤtten/ wann ſie mit die- ſem frommen ehrlichen reichen Mann haͤtten koͤnnen Freundſchaft machen/ wann ſie ihre Toͤchter ſeinen Soͤhnen/ und ihre Soͤhne ſei- nen Toͤchtern haͤtten geben koͤnnen? Allein es war um eine kurtze Zeit zuthun/ da wurde auß dem reichen geehrten gluͤckſeligen Hiob ein armer verachteter geplagter Mann. Die Rinder waren weg! Die Schaafe waren weg! Die Eſel waren weg! Die Cameel waren weg!

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/197>, abgerufen am 21.11.2024.