Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Der gedultige desto ehe bewogen wurde/ auß Ungedult Gott zu lästerii. Und es istnicht ohne/ es scheinet/ daß Hiob nicht ein/ sondern unterschiedene Kranckheiten gehabt hab. Wann im Original-Text von den bösen Schweren geredet wird/ so wird ein Wörtlein gebraucht/ daß auch Deut. 28. stehet/ da GOtt seinem Volck drohet/ wie er sie straffen wolle/ und sagt/ der HErr wird dir zuwenden alle Seüche Egypti/ Deut. 28. v. 35. Was ist das für eine Seuch gewesen? Es sind böse schwartze Blättern gewesen/ damit auch die Zauberer sind gestraft wurden/ also/ daß sie für Mose nicht mehr stehen konten/ Exod. 9. Zu diesen bösen gifftigen brennenden Blattern sind ohne Zweiffel andere Zufäll kommen/ als Rothlauff/ oder das heilige Ding/ der Krebs/ stetige Ohnmachte und dergleichen. Wie dann Hiob über solche Ohnmacht klagt c. 17. v. 1. und sagt/ mein Odem ist schwach und meine Tage sind abgekürtzt/ das Grab ist da. Er ist offt so krafftlos worden/ daß er gemeint hat/ jetzt werde ihm die Seel außgehen. c. 7. sagt er v. 21. wann man mich Morgen sucht/ werde ich nicht da seyn. Zum Andern hat er faciem Hippocraticam gehabt/ wie die Zum Dritten sagen die Gelehrte/ daß Hiob den Aussatz ge- Zum Vierdten sagt Pineda/ daß Hiob auch die Frantzosen Und
Der gedultige deſto ehe bewogen wurde/ auß Ungedult Gott zu laͤſterii. Und es iſtnicht ohne/ es ſcheinet/ daß Hiob nicht ein/ ſondern unterſchiedene Kranckheiten gehabt hab. Wann im Original-Text von den boͤſen Schweren geredet wird/ ſo wird ein Woͤrtlein gebraucht/ daß auch Deut. 28. ſtehet/ da GOtt ſeinem Volck drohet/ wie er ſie ſtraffen wolle/ und ſagt/ der HErꝛ wird dir zuwenden alle Seüche Egypti/ Deut. 28. v. 35. Was iſt das fuͤr eine Seuch geweſen? Es ſind boͤſe ſchwartze Blaͤttern geweſen/ damit auch die Zauberer ſind geſtraft wurden/ alſo/ daß ſie fuͤr Moſe nicht mehr ſtehen konten/ Exod. 9. Zu dieſen boͤſen gifftigen brennenden Blattern ſind ohne Zweiffel andere Zufaͤll kommen/ als Rothlauff/ oder das heilige Ding/ der Krebs/ ſtetige Ohnmachte und dergleichen. Wie dann Hiob uͤber ſolche Ohnmacht klagt c. 17. v. 1. uñ ſagt/ mein Odem iſt ſchwach und meine Tage ſind abgekuͤrtzt/ das Grab iſt da. Er iſt offt ſo krafftlos worden/ daß er gemeint hat/ jetzt werde ihm die Seel außgehen. c. 7. ſagt er v. 21. wann man mich Morgen ſucht/ werde ich nicht da ſeyn. Zum Andern hat er faciem Hippocraticam gehabt/ wie die Zum Dritten ſagen die Gelehrte/ daß Hiob den Auſſatz ge- Zum Vierdten ſagt Pineda/ daß Hiob auch die Frantzoſen Und
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Der gedultige
deſto ehe bewogen wurde/ auß Ungedult Gott zu laͤſterii. Und es iſt
nicht ohne/ es ſcheinet/ daß Hiob nicht ein/ ſondern unterſchiedene
Kranckheiten gehabt hab. Wann im Original-Text von den boͤſen
Schweren geredet wird/ ſo wird ein Woͤrtlein gebraucht/ daß auch
Deut. 28. ſtehet/ da GOtt ſeinem Volck drohet/ wie er ſie ſtraffen
wolle/ und ſagt/ der HErꝛ wird dir zuwenden alle Seüche Egypti/
Deut. 28. v. 35. Was iſt das fuͤr eine Seuch geweſen? Es ſind boͤſe
ſchwartze Blaͤttern geweſen/ damit auch die Zauberer ſind geſtraft
wurden/ alſo/ daß ſie fuͤr Moſe nicht mehr ſtehen konten/ Exod. 9.
Zu dieſen boͤſen gifftigen brennenden Blattern ſind ohne Zweiffel
andere Zufaͤll kommen/ als Rothlauff/ oder das heilige Ding/ der
Krebs/ ſtetige Ohnmachte und dergleichen. Wie dann Hiob uͤber
ſolche Ohnmacht klagt c. 17. v. 1. uñ ſagt/ mein Odem iſt ſchwach
und meine Tage ſind abgekuͤrtzt/ das Grab iſt da. Er iſt
offt ſo krafftlos worden/ daß er gemeint hat/ jetzt werde ihm die
Seel außgehen. c. 7. ſagt er v. 21. wann man mich Morgen
ſucht/ werde ich nicht da ſeyn.
Zum Andern hat er faciem Hippocraticam gehabt/ wie die
Medici reden/ das iſt/ er hat außgeſehen/ als ob er jetzt ſterben wer-
de. Daher ſeine Freunde/ welche kamen ihn zu beſuchen/ ihn nicht
kanten.
Zum Dritten ſagen die Gelehrte/ daß Hiob den Auſſatz ge-
habt hab/ und zwar die abſcheulichſte Art des Auſſatzes/ welcher nit
nur die Haut/ ſondern auch das Fleiſch durchfriſſt. Und dieſe
Kranckheit ſoll in Egypten/ in Arabien/ im Lande Uz gar gemein
geweſen ſeyn. Und es ſcheint/ das Hiob uͤber diſe ſchwerliche Kranck-
heit klagt/ c. 30. da er ſagt/ mein Haut uͤber mir iſt ſchwartz
worden/ und mein Gebein ſind verdorret fuͤr Hitz. Und
hin und wieder klagt er uͤber ſolche accidentia/ die bey den Auſſaͤtzi-
gen ſich ſinden laſſen.
Zum Vierdten ſagt Pineda/ daß Hiob auch die Frantzoſen
gehabt hab. Dieſe Kranckheit bekommen auch offt fromme ehrliche
Leut. Es hat mir ein vornehmer Medicus hiebevor erzehlt/ daß er in
einer vornehmen Weltberuͤhmten Stadt manch 100. Reichsthal.
verdienet hab von vornehmen Leuten/ welche er an den Frantzoſen
curirt hab. Dann ihre Seug-Ammen/ welche gemeiniglich Huren
ſind/ haben die Kinder angeſteckt/ die Kinder haben die Mutter an-
geſteckt/ die Mutter habe den Mann angeſteckt. Es meinen zwar et-
liche/ dieſe Kranckheit ſey eine neue und in alten Zeiten unerhoͤrte
Kranckheit/ und hab angefangen/ als Carolus der Koͤnig in Franck-
reich eine Armee hab in Jtalien fuͤhren wollen/ daſey ein Auſſaͤtzi-
ger Edelmann zu einer vornehmen Hur gangen/ und alle/ die her-
nach zu dieſer Hur gangen/ haben dieſe Kranckheit bekommen. Al-
lein andere gelehrte Leut meinen/ daß es eine alte Kranckheit ſey.
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