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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Hiob.
Und sey von der Zeit her mit einem neuen Namen genennet wor-
den. Es scheint/ daß Zophar dem Hiob einen heimlichen Stich deß-
wegen geben/ und ihm zu Gemüt geführet hab/ daß er in seiner Ju-
gend solches wol verdient/ indem er sich vielleicht mit Huren ge-
schleppt/ und dadurch diese Kranckheit an Hals gezogen hab/ da er
von den Gottlosen sagt c. 20. Seine Bein werden seine heim-
liche Sünd wol bezahlen/ und werden sich mit ihm in die
Erde legen
/ Seine heimliche Sünde/ sagt er/ die er in den Huren-
winckeln getrieben/ werden seine Beine wol bezahlen.

Zum Fünfften meinen die Gelehrte/ daß Hiob die Gicht oder
das Podagra gehabt hab an Händen und Füssen. Das werden ihm
seine Freund auffgeruckt haben/ als ob er durch Sauffen und Hu-
rerey solches bekommen. Dann die alte Poeten fabuliren/ daß das
Podagra sey des Bacchi und der Veneris Tochter. Daß er Poda-
grisch gewesen sey/ ist daher abzunemen/ daß er offt über die Schmer-
tzen seiner Füsse klagt/ und die Händ und Nägel nicht brauchen
kont/ seine Schweren/ die ihn juckten/ zukratzen/ sondern fasste/ wie er
kont/ eine Scherbe/ und schabte sich damit.

Zum Sechsten sagt Tertullianus/ daß Hiob die Läussucht
gehabt habe/ daß ihm Läuse häuffig/ nicht allein auff dem Kopff/
sondern auß der Haut des gantzen Leibes gewachsen seyen. Dieses
will Tertullianus erweisen auß dem 17. c. Da Hiob sagt/ die
Verwesung heisse ich meinen Vater/ und die Würm
/ das
ist/ die Läuse meine Mutter oder Schwester. Jtem cap. 17.
Mein Fleisch ist um und um wurmicht. Das ist eine ab-
scheuliche Kranckheit/ mit welcher GOtt gemeiniglich hoffärtige
Leut gestrafft/ wie an dem Exempel Herodis und anderer zu sehen.
Da hat nun der Teufel den Hiob auch wollen in Verdacht brin-
gen/ daß er sich mit heimlicher Hoffart an Gott versündiget hab.

Zum Siebenden sagen die Gelehrte/ daß Hiob ein böß Ge-
schwür im Leib gehabt hab/ daß ihm der Odem gestuncken/ daß nie-
mand hab bey ihm bleiben können. Sein Weib/ seine beste und lieb-
ste Freund/ wendeten das Angesicht zurück wann er mit ihm reden
wolt. Darüber klagt Hiob c. 19. v. 19. da er sagt/ alle meine Ge-
treue haben Greuel an mir/ und die ich lieb hatte/ haben
sich wider mich gekehret.

Zum Achten sagen die Gelehrte/ daß Hiob sey geplagt gewe-
sen von dem Nierenstein/ darüber klagt er c. 16. v. 13. er hat meine
Nieren gespalten/ und nicht verschonet.
Das ist/ es ist mit
mir eben/ als wann ein Hauffen Schützen mit Pfeilen auff mich zu-
schiessen/ und ich empfinde solchen Schmertzen/ als ob meine Nieren
von einander zerrissen und gespalten werden.

Zum Neundten scheint es auch/ daß er eine beschwerliche dy-
senteriam
oder rohte Ruhr mit Reverentz/ gehabt hab/ darüber

klagt
L iij

Hiob.
Und ſey von der Zeit her mit einem neuen Namen genennet wor-
den. Es ſcheint/ daß Zophar dem Hiob einen heimlichen Stich deß-
wegen geben/ und ihm zu Gemuͤt gefuͤhret hab/ daß er in ſeiner Ju-
gend ſolches wol verdient/ indem er ſich vielleicht mit Huren ge-
ſchleppt/ und dadurch dieſe Kranckheit an Hals gezogen hab/ da er
von den Gottloſen ſagt c. 20. Seine Bein werden ſeine heim-
liche Suͤnd wol bezahlen/ und werden ſich mit ihm in die
Erde legen
/ Seine heimliche Suͤnde/ ſagt er/ die er in den Huren-
winckeln getrieben/ werden ſeine Beine wol bezahlen.

Zum Fuͤnfften meinen die Gelehrte/ daß Hiob die Gicht oder
das Podagra gehabt hab an Haͤnden und Fuͤſſen. Das werden ihm
ſeine Freund auffgeruckt haben/ als ob er durch Sauffen und Hu-
rerey ſolches bekommen. Dann die alte Poeten fabuliren/ daß das
Podagra ſey des Bacchi und der Veneris Tochter. Daß er Poda-
griſch geweſen ſey/ iſt daher abzunemen/ daß er offt uͤber die Schmeꝛ-
tzen ſeiner Fuͤſſe klagt/ und die Haͤnd und Naͤgel nicht brauchen
kont/ ſeine Schweren/ die ihn juckten/ zukratzen/ ſondern faſſte/ wie er
kont/ eine Scherbe/ und ſchabte ſich damit.

Zum Sechſten ſagt Tertullianus/ daß Hiob die Laͤusſucht
gehabt habe/ daß ihm Laͤuſe haͤuffig/ nicht allein auff dem Kopff/
ſondern auß der Haut des gantzen Leibes gewachſen ſeyen. Dieſes
will Tertullianus erweiſen auß dem 17. c. Da Hiob ſagt/ die
Verweſung heiſſe ich meinen Vater/ und die Wuͤrm
/ das
iſt/ die Laͤuſe meine Mutter oder Schweſter. Jtem cap. 17.
Mein Fleiſch iſt um und um wurmicht. Das iſt eine ab-
ſcheuliche Kranckheit/ mit welcher GOtt gemeiniglich hoffaͤrtige
Leut geſtrafft/ wie an dem Exempel Herodis und anderer zu ſehen.
Da hat nun der Teufel den Hiob auch wollen in Verdacht brin-
gen/ daß er ſich mit heimlicher Hoffart an Gott verſuͤndiget hab.

Zum Siebenden ſagen die Gelehrte/ daß Hiob ein boͤß Ge-
ſchwuͤr im Leib gehabt hab/ daß ihm der Odem geſtuncken/ daß nie-
mand hab bey ihm bleiben koͤnnen. Sein Weib/ ſeine beſte und lieb-
ſte Freund/ wendeten das Angeſicht zuruͤck wann er mit ihm reden
wolt. Daruͤber klagt Hiob c. 19. v. 19. da er ſagt/ alle meine Ge-
treue haben Greuel an mir/ und die ich lieb hatte/ haben
ſich wider mich gekehret.

Zum Achten ſagen die Gelehrte/ daß Hiob ſey geplagt gewe-
ſen von dem Nierenſtein/ daruͤber klagt er c. 16. v. 13. er hat meine
Nieren geſpalten/ und nicht verſchonet.
Das iſt/ es iſt mit
mir eben/ als wann ein Hauffen Schuͤtzen mit Pfeilen auff mich zu-
ſchieſſen/ und ich empfinde ſolchen Schmertzen/ als ob meine Nieren
von einander zerꝛiſſen und geſpalten werden.

Zum Neundten ſcheint es auch/ daß er eine beſchwerliche dy-
ſenteriam
oder rohte Ruhr mit Reverentz/ gehabt hab/ daruͤber

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L iij
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[165/0207] Hiob. Und ſey von der Zeit her mit einem neuen Namen genennet wor- den. Es ſcheint/ daß Zophar dem Hiob einen heimlichen Stich deß- wegen geben/ und ihm zu Gemuͤt gefuͤhret hab/ daß er in ſeiner Ju- gend ſolches wol verdient/ indem er ſich vielleicht mit Huren ge- ſchleppt/ und dadurch dieſe Kranckheit an Hals gezogen hab/ da er von den Gottloſen ſagt c. 20. Seine Bein werden ſeine heim- liche Suͤnd wol bezahlen/ und werden ſich mit ihm in die Erde legen/ Seine heimliche Suͤnde/ ſagt er/ die er in den Huren- winckeln getrieben/ werden ſeine Beine wol bezahlen. Zum Fuͤnfften meinen die Gelehrte/ daß Hiob die Gicht oder das Podagra gehabt hab an Haͤnden und Fuͤſſen. Das werden ihm ſeine Freund auffgeruckt haben/ als ob er durch Sauffen und Hu- rerey ſolches bekommen. Dann die alte Poeten fabuliren/ daß das Podagra ſey des Bacchi und der Veneris Tochter. Daß er Poda- griſch geweſen ſey/ iſt daher abzunemen/ daß er offt uͤber die Schmeꝛ- tzen ſeiner Fuͤſſe klagt/ und die Haͤnd und Naͤgel nicht brauchen kont/ ſeine Schweren/ die ihn juckten/ zukratzen/ ſondern faſſte/ wie er kont/ eine Scherbe/ und ſchabte ſich damit. Zum Sechſten ſagt Tertullianus/ daß Hiob die Laͤusſucht gehabt habe/ daß ihm Laͤuſe haͤuffig/ nicht allein auff dem Kopff/ ſondern auß der Haut des gantzen Leibes gewachſen ſeyen. Dieſes will Tertullianus erweiſen auß dem 17. c. Da Hiob ſagt/ die Verweſung heiſſe ich meinen Vater/ und die Wuͤrm/ das iſt/ die Laͤuſe meine Mutter oder Schweſter. Jtem cap. 17. Mein Fleiſch iſt um und um wurmicht. Das iſt eine ab- ſcheuliche Kranckheit/ mit welcher GOtt gemeiniglich hoffaͤrtige Leut geſtrafft/ wie an dem Exempel Herodis und anderer zu ſehen. Da hat nun der Teufel den Hiob auch wollen in Verdacht brin- gen/ daß er ſich mit heimlicher Hoffart an Gott verſuͤndiget hab. Zum Siebenden ſagen die Gelehrte/ daß Hiob ein boͤß Ge- ſchwuͤr im Leib gehabt hab/ daß ihm der Odem geſtuncken/ daß nie- mand hab bey ihm bleiben koͤnnen. Sein Weib/ ſeine beſte und lieb- ſte Freund/ wendeten das Angeſicht zuruͤck wann er mit ihm reden wolt. Daruͤber klagt Hiob c. 19. v. 19. da er ſagt/ alle meine Ge- treue haben Greuel an mir/ und die ich lieb hatte/ haben ſich wider mich gekehret. Zum Achten ſagen die Gelehrte/ daß Hiob ſey geplagt gewe- ſen von dem Nierenſtein/ daruͤber klagt er c. 16. v. 13. er hat meine Nieren geſpalten/ und nicht verſchonet. Das iſt/ es iſt mit mir eben/ als wann ein Hauffen Schuͤtzen mit Pfeilen auff mich zu- ſchieſſen/ und ich empfinde ſolchen Schmertzen/ als ob meine Nieren von einander zerꝛiſſen und geſpalten werden. Zum Neundten ſcheint es auch/ daß er eine beſchwerliche dy- ſenteriam oder rohte Ruhr mit Reverentz/ gehabt hab/ daruͤber klagt L iij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/207>, abgerufen am 21.11.2024.