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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Hamburg.
heutigen Lauff nach/ gedacht/ und ob er sey auß der Predigt
gebessert worden oder nicht/ sondern da bringt er viel Subtlitäten
auff die Cantzel/ daß die Leute sagen sollen/ das war eine gelahrte Pre-
digt. Wann ich mich in den Kirchen-Historien umbsehe/ so find ich/
daß in der ersten Christlichen Kirchen das Predigen nicht so gemein
gewesen sey als heutiges Tages. Allein die Ubung des Catechismi ist
fleissiger getrieben worden als heutiges Tages geschihet. Weil nun
viel ehrlicher Leute unter euch/ auch wol unter den jenigen sind/ wel-
che in Sammet und Seiden gekleidet gehen/ welche gern in den ein-
fältigen Fischer-Himmel wolten/ darin der alte Fischer Zebedäus mit
seinen Söhnen Jacobo und Johanne sitzt/ als wolt ich gern/ daß ich
ihn den Catechismum recht erklären könt/ darauß haben sie genug zu
lernen/ der kan ihre Bibliothec/ ihre geistliche Rüstkammer seyn. Wann
nun der Sontag kommt/ so nim den Kinder-Catechismum für dich/
betrachte 1. Die zehen Gebot/ und lerne GOtt nach seinem Wesen
und Willen recht kennen. Denck immerdar an die Rede S. Pauli
Act. 9. Da ihn Gott mit Donner und Blitz erschreckt/ da Er ihn auf
die Erde warff/ da auß einem Saul ein Paulus wurde/ da er mit zit-
tern und beben rieff/ und sagte: HErr wer bistu? HErr was wil-
tu das ich thun soll? Gedencke an die Worte die GOtt der HErr ge-
redet Exod. 20. Jch bin der HErr dein GOtt/ du solst kein ander
Götter haben neben mir. Der HErr dein Gott ist ein eyferiger Gott/
der heimsucht die Missethat der Väter an den Kindern biß ins dritte
und vierdte Glied die mich hassen/ und thut Barmhertzigkeit an vie-
len Tausenden die mich lieben und meine Gebot halten. Lerne diesen
Gott recht erkennen/ daß Er nemlich nicht nur sey ein barmhertziger
GOtt/ daß seine Barmhertzigkeit zwar wehre für und für bey denen
die ihn fürchten/ wie wir auß dem Lobgesang der Jungfrau Mariae
am vergangenen Mitwochen gehöret haben. Sondern daß Er auch
sey ein eyferiger und gerechter GOtt/ der die unbußfertige Sünder
nicht ungestrafft lasse/ der der Sünde so feind und gram sey/ daß Er
umb einer einigen Sünd willen die Engel auß dem Himmel in die
Höll/ und unsere erste Eltern auß dem Paradieß gestossen hab. Igno-
ti nulla cupido.
Wer GOtt nicht recht kennet/ der wird ihn auch
nicht recht lieben/ er wird sich auch nicht recht für ihm fürchten/ er
wird ihm auch nicht recht vertrauen. Jhr Haußväter und Haußmüt-
ter sagt offt/ meine Kinder haben den Catechismum gantz außwendig
gelernet/ es ist nichts drin/ das sie nicht wissen und verstehen. Jst dem
also? so sind sie gelahrter als ich. Jch bin ein Doctor/ und hab noch im-
mer zu lernen an den Worten: Jch bin der HErr dein GOtt/
du solt kein ander Götter haben neben mir.
Wir Alten/ die
wir die Kinderschue längst zurissen haben/ würden im Creutz und

Unglück
N

Hamburg.
heutigen Lauff nach/ gedacht/ und ob er ſey auß der Predigt
gebeſſert worden oder nicht/ ſondern da bringt er viel Subtlitaͤten
auff die Cantzel/ daß die Leute ſagen ſollen/ das war eine gelahrte Pre-
digt. Wann ich mich in den Kirchen-Hiſtorien umbſehe/ ſo find ich/
daß in der erſten Chriſtlichen Kirchen das Predigen nicht ſo gemein
geweſen ſey als heutiges Tages. Allein die Ubung des Catechiſmi iſt
fleiſſiger getrieben worden als heutiges Tages geſchihet. Weil nun
viel ehrlicher Leute unter euch/ auch wol unter den jenigen ſind/ wel-
che in Sammet und Seiden gekleidet gehen/ welche gern in den ein-
faͤltigen Fiſcher-Himmel wolten/ darin der alte Fiſcher Zebedaͤus mit
ſeinen Soͤhnen Jacobo und Johanne ſitzt/ als wolt ich gern/ daß ich
ihn den Catechiſmum recht erklaͤren koͤnt/ darauß haben ſie genug zu
lernen/ der kan ihre Bibliothec/ ihre geiſtliche Ruͤſtkam̃er ſeyn. Wann
nun der Sontag kommt/ ſo nim den Kinder-Catechiſmum fuͤr dich/
betrachte 1. Die zehen Gebot/ und lerne GOtt nach ſeinem Weſen
und Willen recht kennen. Denck immerdar an die Rede S. Pauli
Act. 9. Da ihn Gott mit Donner und Blitz erſchreckt/ da Er ihn auf
die Erde warff/ da auß einem Saul ein Paulus wurde/ da er mit zit-
tern und beben rieff/ und ſagte: HErr wer biſtu? HErr was wil-
tu das ich thun ſoll? Gedencke an die Worte die GOtt der HErr ge-
redet Exod. 20. Jch bin der HErr dein GOtt/ du ſolſt kein ander
Goͤtter haben neben mir. Der HErr dein Gott iſt ein eyferiger Gott/
der heimſucht die Miſſethat der Vaͤter an den Kindern biß ins dritte
und vierdte Glied die mich haſſen/ und thut Barmhertzigkeit an vie-
len Tauſenden die mich lieben und meine Gebot halten. Lerne dieſen
Gott recht erkennen/ daß Er nemlich nicht nur ſey ein barmhertziger
GOtt/ daß ſeine Barmhertzigkeit zwar wehre fuͤr und fuͤr bey denen
die ihn fuͤrchten/ wie wir auß dem Lobgeſang der Jungfrau Mariæ
am vergangenen Mitwochen gehoͤret haben. Sondern daß Er auch
ſey ein eyferiger und gerechter GOtt/ der die unbußfertige Suͤnder
nicht ungeſtrafft laſſe/ der der Suͤnde ſo feind und gram ſey/ daß Er
umb einer einigen Suͤnd willen die Engel auß dem Himmel in die
Hoͤll/ und unſere erſte Eltern auß dem Paradieß geſtoſſen hab. Igno-
ti nulla cupido.
Wer GOtt nicht recht kennet/ der wird ihn auch
nicht recht lieben/ er wird ſich auch nicht recht fuͤr ihm fuͤrchten/ er
wird ihm auch nicht recht vertrauen. Jhr Haußvaͤter und Haußmuͤt-
ter ſagt offt/ meine Kinder haben den Catechiſmum gantz außwendig
gelernet/ es iſt nichts drin/ das ſie nicht wiſſen und verſtehen. Jſt dem
alſo? ſo ſind ſie gelahrter als ich. Jch bin ein Doctor/ und hab noch im-
mer zu lernen an den Worten: Jch bin der HErr dein GOtt/
du ſolt kein ander Goͤtter haben neben mir.
Wir Alten/ die
wir die Kinderſchue laͤngſt zuriſſen haben/ wuͤrden im Creutz und

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[193/0235] Hamburg. heutigen Lauff nach/ gedacht/ und ob er ſey auß der Predigt gebeſſert worden oder nicht/ ſondern da bringt er viel Subtlitaͤten auff die Cantzel/ daß die Leute ſagen ſollen/ das war eine gelahrte Pre- digt. Wann ich mich in den Kirchen-Hiſtorien umbſehe/ ſo find ich/ daß in der erſten Chriſtlichen Kirchen das Predigen nicht ſo gemein geweſen ſey als heutiges Tages. Allein die Ubung des Catechiſmi iſt fleiſſiger getrieben worden als heutiges Tages geſchihet. Weil nun viel ehrlicher Leute unter euch/ auch wol unter den jenigen ſind/ wel- che in Sammet und Seiden gekleidet gehen/ welche gern in den ein- faͤltigen Fiſcher-Himmel wolten/ darin der alte Fiſcher Zebedaͤus mit ſeinen Soͤhnen Jacobo und Johanne ſitzt/ als wolt ich gern/ daß ich ihn den Catechiſmum recht erklaͤren koͤnt/ darauß haben ſie genug zu lernen/ der kan ihre Bibliothec/ ihre geiſtliche Ruͤſtkam̃er ſeyn. Wann nun der Sontag kommt/ ſo nim den Kinder-Catechiſmum fuͤr dich/ betrachte 1. Die zehen Gebot/ und lerne GOtt nach ſeinem Weſen und Willen recht kennen. Denck immerdar an die Rede S. Pauli Act. 9. Da ihn Gott mit Donner und Blitz erſchreckt/ da Er ihn auf die Erde warff/ da auß einem Saul ein Paulus wurde/ da er mit zit- tern und beben rieff/ und ſagte: HErr wer biſtu? HErr was wil- tu das ich thun ſoll? Gedencke an die Worte die GOtt der HErr ge- redet Exod. 20. Jch bin der HErr dein GOtt/ du ſolſt kein ander Goͤtter haben neben mir. Der HErr dein Gott iſt ein eyferiger Gott/ der heimſucht die Miſſethat der Vaͤter an den Kindern biß ins dritte und vierdte Glied die mich haſſen/ und thut Barmhertzigkeit an vie- len Tauſenden die mich lieben und meine Gebot halten. Lerne dieſen Gott recht erkennen/ daß Er nemlich nicht nur ſey ein barmhertziger GOtt/ daß ſeine Barmhertzigkeit zwar wehre fuͤr und fuͤr bey denen die ihn fuͤrchten/ wie wir auß dem Lobgeſang der Jungfrau Mariæ am vergangenen Mitwochen gehoͤret haben. Sondern daß Er auch ſey ein eyferiger und gerechter GOtt/ der die unbußfertige Suͤnder nicht ungeſtrafft laſſe/ der der Suͤnde ſo feind und gram ſey/ daß Er umb einer einigen Suͤnd willen die Engel auß dem Himmel in die Hoͤll/ und unſere erſte Eltern auß dem Paradieß geſtoſſen hab. Igno- ti nulla cupido. Wer GOtt nicht recht kennet/ der wird ihn auch nicht recht lieben/ er wird ſich auch nicht recht fuͤr ihm fuͤrchten/ er wird ihm auch nicht recht vertrauen. Jhr Haußvaͤter und Haußmuͤt- ter ſagt offt/ meine Kinder haben den Catechiſmum gantz außwendig gelernet/ es iſt nichts drin/ das ſie nicht wiſſen und verſtehen. Jſt dem alſo? ſo ſind ſie gelahrter als ich. Jch bin ein Doctor/ und hab noch im- mer zu lernen an den Worten: Jch bin der HErr dein GOtt/ du ſolt kein ander Goͤtter haben neben mir. Wir Alten/ die wir die Kinderſchue laͤngſt zuriſſen haben/ wuͤrden im Creutz und Ungluͤck N

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/235>, abgerufen am 24.11.2024.