Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Gedenck daran Allein verzeihet mir/ wo ich euch unrecht thue. Jch halte dafür/ wanndas Frauenzimmer dürffte auff die Börsch gehen wie die Männer/ es würde manche Frau nicht so fleissig in die Kirch kommen. Dann da ist vor und nach der Predigt/ ja wol unter der Predigt/ ein solch plau- dern als wie auff der Börsch zu Hamburg oder zu Amsterdam. Was thun aber solche Leute anders/ als daß sie fremd Feur ins Heiligthum bringen/ wie Nadab und Abihu Aarons Söhne/ welche deßwegen von dem HErrn durch ein Feuer verzehret wurden/ Lev. 10. Wann du in die Kirche kommst/ so höre was Gott mit dir rede/ auff daß Er dich wieder höre/ wann du in deinem Gebet mit Jhm redest. Wann du auch auß der Kirchen gehest und die Predigt gehöret hast/ so mach es nicht wie die alten Weiber/ welche vor den Spiegel gehen/ und zwar sehen/ daß sie ein Rotz oder Tröpflein in der Nase haben/ aber sie begehren sie doch nicht zu wischen. Sondern sey nicht nur ein Hö- rer des Worts/ sondern auch ein Thäter/ wie S. Jacob ermahnet in seiner Epistel am 1. Cap. Zum 4. Ehre deine Prediger und Seelsorger als deine geistliche Ver-
Gedenck daran Allein verzeihet mir/ wo ich euch unrecht thue. Jch halte dafuͤr/ wanndas Frauenzimmer duͤrffte auff die Boͤrſch gehen wie die Maͤnner/ es wuͤrde manche Frau nicht ſo fleiſſig in die Kirch kommen. Dann da iſt vor und nach der Predigt/ ja wol unter der Predigt/ ein ſolch plau- dern als wie auff der Boͤrſch zu Hamburg oder zu Amſterdam. Was thun aber ſolche Leute anders/ als daß ſie fremd Feur ins Heiligthum bringen/ wie Nadab und Abihu Aarons Soͤhne/ welche deßwegen von dem HErrn durch ein Feuer verzehret wurden/ Lev. 10. Wann du in die Kirche kommſt/ ſo hoͤre was Gott mit dir rede/ auff daß Er dich wieder hoͤre/ wann du in deinem Gebet mit Jhm redeſt. Wann du auch auß der Kirchen geheſt und die Predigt gehoͤret haſt/ ſo mach es nicht wie die alten Weiber/ welche vor den Spiegel gehen/ und zwar ſehen/ daß ſie ein Rotz oder Troͤpflein in der Naſe haben/ aber ſie begehren ſie doch nicht zu wiſchen. Sondern ſey nicht nur ein Hoͤ- rer des Worts/ ſondern auch ein Thaͤter/ wie S. Jacob ermahnet in ſeiner Epiſtel am 1. Cap. Zum 4. Ehre deine Prediger und Seelſorger als deine geiſtliche Ver-
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Gedenck daran
Allein verzeihet mir/ wo ich euch unrecht thue. Jch halte dafuͤr/ wann
das Frauenzimmer duͤrffte auff die Boͤrſch gehen wie die Maͤnner/ es
wuͤrde manche Frau nicht ſo fleiſſig in die Kirch kommen. Dann da
iſt vor und nach der Predigt/ ja wol unter der Predigt/ ein ſolch plau-
dern als wie auff der Boͤrſch zu Hamburg oder zu Amſterdam. Was
thun aber ſolche Leute anders/ als daß ſie fremd Feur ins Heiligthum
bringen/ wie Nadab und Abihu Aarons Soͤhne/ welche deßwegen
von dem HErrn durch ein Feuer verzehret wurden/ Lev. 10. Wann
du in die Kirche kommſt/ ſo hoͤre was Gott mit dir rede/ auff daß Er
dich wieder hoͤre/ wann du in deinem Gebet mit Jhm redeſt. Wann
du auch auß der Kirchen geheſt und die Predigt gehoͤret haſt/ ſo mach
es nicht wie die alten Weiber/ welche vor den Spiegel gehen/ und
zwar ſehen/ daß ſie ein Rotz oder Troͤpflein in der Naſe haben/ aber
ſie begehren ſie doch nicht zu wiſchen. Sondern ſey nicht nur ein Hoͤ-
rer des Worts/ ſondern auch ein Thaͤter/ wie S. Jacob ermahnet in
ſeiner Epiſtel am 1. Cap.
Zum 4. Ehre deine Prediger und Seelſorger als deine geiſtliche
Vaͤter/ die ein recht Vaͤterliches und Muͤtterliches Hertz zu dir tra-
gen/ Ehre ſie nicht eben mit Hut abziehen/ mit Hand truͤcken/ mit fal-
ſchen glatten geſchmierten Worten/ mit hoͤflichen Frantzoͤſiſchen
Complementen/ ſondern ehre ſie mit Gehorſamb/ und thue was ſie
dir an Gottes ſtatt befehlen. Huͤte dich daß deine Lehrer und Seel-
ſorger nicht uͤber dich ſeufftzen/ dann das iſt dir nicht gut. Heb. 13.
Verachte ſie ja nicht. Dann Chriſtus ſagt: Wer euch verachtet/ der
verachtet mich. Wer mich verachtet/ der verachtet den der mich ge-
ſand hat. Was kan doch erſchroͤcklicher in menſchliche Gedancken ge-
faſt werden/ als GOtt den Vater und ſeinen Sohn JEſum Chri-
ſtum verachten? Das thut der/ welcher Lehrer und Prediger verach-
tet. Paulus ſagt 1. Cor. 4. Wir ſind Botſchafften an Chriſti ſtatt/
Botſchafften oder Legaten. Da die Corinther der Roͤmer Legaten
oder Botſchafften verachteten/ und ſie mit Kammerlauge begoſſen/
da wurd ihre gantze Stadt ruinirt und in Grund verderbet. Verſi-
chere dich/ daß Gott der HErr das nicht ungeſtrafft laͤſt/ wann man
Lehrer und Prediger als ſeine Legaten/ Bottſchafften und Abgeſand-
ten veracht und beſchimpfft. Die Alten haben geſagt: Wer Prediger
und Jungfrauen ſchaͤndet/ der nimt ſelten ein gut End. Es ſagt mir
juͤngſt einmal ein vornehmer Ehrlicher Mann in Hamburg/ er habe
viel Exempel obſervirt/ daß Leute haben Actiones mit Predigern an-
gefangen/ und haben ſie verfolget/ aber ſie haben gemeiniglich nicht
lang hernach gelebt/ oder ſeyn verdorben/ uñ an Bettelſtab gerathen.
Welches ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn laſſe/ und erinnere mich des
vergangenen Sontaͤglichen Evangelii da Chriſtus ſagt: Richtet nit/
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