Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Hamburg. Sidon geschehen/ als bey euch geschehen sind/ sie hätten vorzeiten imSack und in der Aschen Busse gethan. Doch ich sag euch/ es wird Ty- ro und Sidon erträglicher gehen am jüngsten Gericht denn euch. Und du Capernaum die du bist erhoben biß an den Himmel/ du wirst biß in die Hölle herunter gestossen werden. Denn so zu Sodoma die Thaten geschehen sind/ sie stünde noch heutiges Tages. Doch ich sage euch/ es wird der Sodomer Land erträglicher ergehen am jüngsten Gericht dann dir. Also hätt ich auch jetzt eine grosse Gelegenheit dich zu schel- ten/ O du liebes Hamburg/ aber ich hab nicht Lust dich zu schelten/ sondern wann ich Wasser genug hätte in meinem Haupt/ so wolt ich dich diesen gantzen Tag beweinen. Jch wolte bitterlich weinen/ wie der HErr JEsus thät/ da Er nahe zur Stadt Jerusalem kam. Dann das ist eine gewisse und in Gottes Wort gegründete Regul/ wo glei- che Sünden sind/ da folgen auch gleiche Straffen/ wann sich nemlich die Menschen nicht bessern. Baesa dem König in Jsrael liesse Gott sagen/ weil er wandele in den Wegen Jerobeam der Jsrael sündigen machte/ so wolle er das Hauß Baesa machen wie das Hauß Jero- beam. Weil nun solche Entheiligung deß Sabbaths und anderer Feyertage allhier vorgehet wie zu Jerusalem und anderswo/ so sorg ich/ es werden auch solche Straffen darauff erfolgen/ die zu Jerusa- lem und anderswo erfolget sind. Hamburg/ du edles Hamburg/ ich sorg es werden dermaleins die Papisten aufftreten/ und dich scham- roth machen. Dann/ welcher Papist fähret am Sontag auß/ wann er nicht zuvor in der Meß gewesen ist? Jch sorg es werden dermaleins die Calvimsten aufftreten und dich schamroth machen. Dann welcher Englischmann thut am Sontage was hier geschicht? Jch sorg es werden einsmals die Juden und Portugiesen aufftreten und dich schamroth machen. Dann welcher Jud thut am Sabbath was hier geschiehet? Wann mancher Jud am Sabbath könte tausend Roseno- bel durch Wucher und Schacherey verdienen/ er würde es nicht thun. Aber was geschiehet allhier? Lucri odor bonus exre qualibet, & tempore quolibet. Jch gedencke jetzt an den Propheten Jeremiam/ welcher kurtz für der Babylonischen Gefängnis unter die Thor zu Je- rusalem trat/ und den König in Juda/ und alle die zu Jerusalem woh- neten/ und alle die durch das Thor zu Jerusalem auß- und eingiengen/ ermahnte/ sie solten den Sabbath heiligen/ so werde sie Gott segnen/ wo nicht/ so werde er ein Feuer anzünden unter ihren Thoren/ das werde die Häuser zu Jerusalem verzehren/ und niemand werde es le- schen/ Jer. 17. Die Juden achteten das damals nichts/ sondern spotte- ten deß Propheten Jeremiä. Aber kurtz hernach kam deß Königs Ne- bucad Nezars Kriegsvolck/ und zündeten die Stadt an. Da hieß es Feuer/ Feur/ Feuer. Feuer in dem Tempel/ Feuer in deß Königs Hauß/ O iij
Hamburg. Sidon geſchehen/ als bey euch geſchehen ſind/ ſie haͤtten vorzeiten imSack und in der Aſchen Buſſe gethan. Doch ich ſag euch/ es wird Ty- ro und Sidon ertraͤglicher gehen am juͤngſten Gericht denn euch. Und du Capernaum die du biſt erhoben biß an den Himmel/ du wirſt biß in die Hoͤlle herunter geſtoſſen werden. Denn ſo zu Sodoma die Thaten geſchehen ſind/ ſie ſtuͤnde noch heutiges Tages. Doch ich ſage euch/ es wird der Sodomer Land ertraͤglicher ergehen am juͤngſten Gericht dann dir. Alſo haͤtt ich auch jetzt eine groſſe Gelegenheit dich zu ſchel- ten/ O du liebes Hamburg/ aber ich hab nicht Luſt dich zu ſchelten/ ſondern wann ich Waſſer genug haͤtte in meinem Haupt/ ſo wolt ich dich dieſen gantzen Tag beweinen. Jch wolte bitterlich weinen/ wie der HErr JEſus thaͤt/ da Er nahe zur Stadt Jeruſalem kam. Dann das iſt eine gewiſſe und in Gottes Wort gegruͤndete Regul/ wo glei- che Suͤnden ſind/ da folgen auch gleiche Straffen/ wann ſich nemlich die Menſchen nicht beſſern. Baeſa dem Koͤnig in Jſrael lieſſe Gott ſagen/ weil er wandele in den Wegen Jerobeam der Jſrael ſuͤndigen machte/ ſo wolle er das Hauß Baeſa machen wie das Hauß Jero- beam. Weil nun ſolche Entheiligung deß Sabbaths und anderer Feyertage allhier vorgehet wie zu Jeruſalem und anderswo/ ſo ſorg ich/ es werden auch ſolche Straffen darauff erfolgen/ die zu Jeruſa- lem und anderswo erfolget ſind. Hamburg/ du edles Hamburg/ ich ſorg es werden dermaleins die Papiſten aufftreten/ und dich ſcham- roth machen. Dann/ welcher Papiſt faͤhret am Sontag auß/ wann er nicht zuvor in der Meß geweſen iſt? Jch ſorg es werden dermaleins die Calvimſten aufftreten und dich ſchamroth machen. Dann welcher Engliſchmann thut am Sontage was hier geſchicht? Jch ſorg es werden einsmals die Juden und Portugieſen aufftreten und dich ſchamroth machen. Dann welcher Jud thut am Sabbath was hier geſchiehet? Wann mancher Jud am Sabbath koͤnte tauſend Roſeno- bel durch Wucher und Schacherey verdienen/ er wuͤrde es nicht thun. Aber was geſchiehet allhier? Lucri odor bonus exre qualibet, & tempore quolibet. Jch gedencke jetzt an den Propheten Jeremiam/ welcher kurtz fuͤr der Babyloniſchen Gefaͤngnis unter die Thor zu Je- ruſalem trat/ und den Koͤnig in Juda/ und alle die zu Jeruſalem woh- neten/ und alle die durch das Thor zu Jeruſalem auß- und eingiengen/ ermahnte/ ſie ſolten den Sabbath heiligen/ ſo werde ſie Gott ſegnen/ wo nicht/ ſo werde er ein Feuer anzuͤnden unter ihren Thoren/ das werde die Haͤuſer zu Jeruſalem verzehren/ und niemand werde es le- ſchen/ Jer. 17. Die Juden achteten das damals nichts/ ſondern ſpotte- ten deß Propheten Jeremiaͤ. Aber kurtz hernach kam deß Koͤnigs Ne- bucad Nezars Kriegsvolck/ und zuͤndeten die Stadt an. Da hieß es Feuer/ Feur/ Feuer. Feuer in dem Tempel/ Feuer in deß Koͤnigs Hauß/ O iij
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Sack und in der Aſchen Buſſe gethan. Doch ich ſag euch/ es wird Ty-
ro und Sidon ertraͤglicher gehen am juͤngſten Gericht denn euch. Und
du Capernaum die du biſt erhoben biß an den Himmel/ du wirſt biß in
die Hoͤlle herunter geſtoſſen werden. Denn ſo zu Sodoma die Thaten
geſchehen ſind/ ſie ſtuͤnde noch heutiges Tages. Doch ich ſage euch/ es
wird der Sodomer Land ertraͤglicher ergehen am juͤngſten Gericht
dann dir. Alſo haͤtt ich auch jetzt eine groſſe Gelegenheit dich zu ſchel-
ten/ O du liebes Hamburg/ aber ich hab nicht Luſt dich zu ſchelten/
ſondern wann ich Waſſer genug haͤtte in meinem Haupt/ ſo wolt ich
dich dieſen gantzen Tag beweinen. Jch wolte bitterlich weinen/ wie der
HErr JEſus thaͤt/ da Er nahe zur Stadt Jeruſalem kam. Dann
das iſt eine gewiſſe und in Gottes Wort gegruͤndete Regul/ wo glei-
che Suͤnden ſind/ da folgen auch gleiche Straffen/ wann ſich nemlich
die Menſchen nicht beſſern. Baeſa dem Koͤnig in Jſrael lieſſe Gott
ſagen/ weil er wandele in den Wegen Jerobeam der Jſrael ſuͤndigen
machte/ ſo wolle er das Hauß Baeſa machen wie das Hauß Jero-
beam. Weil nun ſolche Entheiligung deß Sabbaths und anderer
Feyertage allhier vorgehet wie zu Jeruſalem und anderswo/ ſo ſorg
ich/ es werden auch ſolche Straffen darauff erfolgen/ die zu Jeruſa-
lem und anderswo erfolget ſind. Hamburg/ du edles Hamburg/ ich
ſorg es werden dermaleins die Papiſten aufftreten/ und dich ſcham-
roth machen. Dann/ welcher Papiſt faͤhret am Sontag auß/ wann
er nicht zuvor in der Meß geweſen iſt? Jch ſorg es werden dermaleins
die Calvimſten aufftreten und dich ſchamroth machen. Dann welcher
Engliſchmann thut am Sontage was hier geſchicht? Jch ſorg es
werden einsmals die Juden und Portugieſen aufftreten und dich
ſchamroth machen. Dann welcher Jud thut am Sabbath was hier
geſchiehet? Wann mancher Jud am Sabbath koͤnte tauſend Roſeno-
bel durch Wucher und Schacherey verdienen/ er wuͤrde es nicht thun.
Aber was geſchiehet allhier? Lucri odor bonus exre qualibet, &
tempore quolibet. Jch gedencke jetzt an den Propheten Jeremiam/
welcher kurtz fuͤr der Babyloniſchen Gefaͤngnis unter die Thor zu Je-
ruſalem trat/ und den Koͤnig in Juda/ und alle die zu Jeruſalem woh-
neten/ und alle die durch das Thor zu Jeruſalem auß- und eingiengen/
ermahnte/ ſie ſolten den Sabbath heiligen/ ſo werde ſie Gott ſegnen/
wo nicht/ ſo werde er ein Feuer anzuͤnden unter ihren Thoren/ das
werde die Haͤuſer zu Jeruſalem verzehren/ und niemand werde es le-
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bucad Nezars Kriegsvolck/ und zuͤndeten die Stadt an. Da hieß es
Feuer/ Feur/ Feuer. Feuer in dem Tempel/ Feuer in deß Koͤnigs
Hauß/
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