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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Freund in der Noht.
lauter Weißheit mit Löffeln fresse/ und keine Thorheit in einigem
Winckel sehe. Allein/ wan du dahin kommest/ must du im ersten Jahr
ein Narr werden. Du weist/ daß ich keinen Fleiß/ und kein Geld an
dir ersparet hab/ und daß du hinter deines Vaters Ofen nicht auff-
gewachsen seyest/ sondern daß ich dich geschleppet hab von einem Ort
zum andern/ und daß dir wol ehe ein grosser Herr die Gnad ange-
than und dich zu seiner Tafel gesetzt habe. Allein/ dessen must du itzo
vergessen. Est quaedam sapientiae pars, cum seculo suo insani-
re[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt], & seculi moribus, (quantum illibata conscientia fieri po-
test,) morem gerere.
Lasse dich dieses Jahr über/ nicht allein auff
gut Teutsch/ sondern auch auff Rohtwelsch trillen und vexiren. Wann
ein alter Wetterauischer oder Vogelsberger Milch-Bengel/ der sein
Lebtag bey seiner Mutter Schmant-Töpffen gesessen/ und
Käß-Kuchen und Alants-Birn gefressen hat/ biß etwan
der alte Müller Gersten-Hanß ihm den Weg nach Giessen ge-
wiesen/ kommt/ und beut dir Nasenstieben an/ das laß dir nit frembd für-
kommen. Perfer, & obdura, Olim meminisse, juvabir. Allein/ diß
einige must du mir zu gefallen/ und auff meinen ernsten Befehl thun.
Du must deines Groß-Vatern Theatrum Chronologicum au-
giren,
und wieder aufflegen lassen. Und du solt es hinfürd augiren
und defendiren, so lang du lebest. Res haec non patitur moran. Dann
von unterschiedenen Orten gedrohet wird/ wann ich es nit alsbald wolle
auflegen lassen/ so wollen sie es aufflegen. Und es ist allbereit zu Londen in
Engeland nachgedruckt worden. Zum andern/ must du dem iapffern
Helden/ meinem nunmehr hochseligen Fürsten und Herrn/ Herrn
Johannsen/ Land-Grafen zu Hessen/ dessen heroisches Gemüht mir
sonderlich bekandt gewesen ist/ publice parentiren. Dann ich habe
hier keine Gelegenheit darzu. Und dieses Werck will sich auch nicht
länger auffschieben lassen. Jch will nicht hoffen/ daß ein ehrlicher
Kärl seyn werde/ der dir dieses werde übel außdeuten/ bevorab/ weil
es nicht auß ambition, soudern auß Noht/ und auff meinen Befehl
geschihet. Universitäten-Leben ist unterweilens ein Leben vor die lan-
ge Weil. Jch will dir einmal einen eigenen Tractat schreiben/ von
den Thorheiten/ welche ich auff Universitäten gesehen hab/ und will
dir zeigen die Klippen/ da ich und andere angestossen/ als wir in der
Welt herum gesegelt haben. Jch warne dich unterdessen treulich/ daß
wann du auß dem Pennal-Jahr kommest/ du dich nicht gesellest zu
der Schaar der Schoristen. Doctor Meyfart sagte/ man solle Ach-
tung darauff geben/ ob ein Schorist oder Pennal-putzer sey zu ei-
nem rechten Ehren-Ampt kommen? Oder/ wann er zu einem Ehren-
Ampt kommen/ ob es ihm nicht unglücklich gangen? Ob er nicht zum
wenigsten etwan ein böses Weib bekommen/ welche ihn coujonirt und
getrillt hab/ da er zuvor gethan/ als ob er den Hörneren Seyfried fressen

wolte.

Freund in der Noht.
lauter Weißheit mit Loͤffeln freſſe/ und keine Thorheit in einigem
Winckel ſehe. Allein/ wan du dahin kommeſt/ muſt du im erſten Jahr
ein Narꝛ werden. Du weiſt/ daß ich keinen Fleiß/ und kein Geld an
dir erſparet hab/ und daß du hinter deines Vaters Ofen nicht auff-
gewachſen ſeyeſt/ ſondern daß ich dich geſchleppet hab von einem Ort
zum andern/ und daß dir wol ehe ein groſſer Herr die Gnad ange-
than und dich zu ſeiner Tafel geſetzt habe. Allein/ deſſen muſt du itzo
vergeſſen. Eſt quædam ſapientiæ pars, cum ſeculo ſuo inſani-
re[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt], & ſeculi moribus, (quantum illibatâ conſcientià fieri po-
teſt,) morem gerere.
Laſſe dich dieſes Jahr uͤber/ nicht allein auff
gut Teutſch/ ſondern auch auff Rohtwelſch trillen und vexiren. Wañ
ein alter Wetterauiſcher oder Vogelsberger Milch-Bengel/ der ſein
Lebtag bey ſeiner Mutter Schmant-Toͤpffen geſeſſen/ und
Kaͤß-Kuchen und Alants-Birn gefreſſen hat/ biß etwan
der alte Muͤller Gerſten-Hanß ihm den Weg nach Gieſſen ge-
wieſen/ kom̃t/ und beut dir Naſenſtiebẽ an/ das laß dir nit frembd fuͤr-
kommen. Perfer, & obdura, Olim meminiſſe, juvabir. Allein/ diß
einige muſt du mir zu gefallen/ und auff meinen ernſten Befehl thun.
Du muſt deines Groß-Vatern Theatrum Chronologicum au-
giren,
und wieder aufflegen laſſen. Und du ſolt es hinfuͤrd augiren
uñ defendirẽ, ſo lang du lebeſt. Res hæc non patitur morã. Dañ
von unterſchiedenen Ortẽ gedrohet wird/ wañ ich es nit alsbald wolle
auflegẽ laſſẽ/ ſo wollẽ ſie es aufflegen. Und es iſt allbereit zu Londen in
Engeland nachgedruckt worden. Zum andern/ muſt du dem iapffern
Helden/ meinem nunmehr hochſeligen Fuͤrſten und Herrn/ Herrn
Johannſen/ Land-Grafen zu Heſſen/ deſſen heroiſches Gemuͤht mir
ſonderlich bekandt geweſen iſt/ publicè parentiren. Dann ich habe
hier keine Gelegenheit darzu. Und dieſes Werck will ſich auch nicht
laͤnger auffſchieben laſſen. Jch will nicht hoffen/ daß ein ehrlicher
Kaͤrl ſeyn werde/ der dir dieſes werde uͤbel außdeuten/ bevorab/ weil
es nicht auß ambition, ſoudern auß Noht/ und auff meinen Befehl
geſchihet. Univerſitaͤten-Leben iſt unterweilens ein Leben vor die lan-
ge Weil. Jch will dir einmal einen eigenen Tractat ſchreiben/ von
den Thorheiten/ welche ich auff Univerſitaͤten geſehen hab/ und will
dir zeigen die Klippen/ da ich und andere angeſtoſſen/ als wir in der
Welt herum geſegelt haben. Jch warne dich unterdeſſen treulich/ daß
wann du auß dem Pennal-Jahr kommeſt/ du dich nicht geſelleſt zu
der Schaar der Schoriſten. Doctor Meyfart ſagte/ man ſolle Ach-
tung darauff geben/ ob ein Schoriſt oder Pennal-putzer ſey zu ei-
nem rechten Ehren-Ampt kommen? Oder/ wann er zu einem Ehren-
Ampt kommen/ ob es ihm nicht ungluͤcklich gangen? Ob er nicht zum
wenigſten etwan ein boͤſes Weib bekom̃en/ welche ihn coujonirt uñ
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wolte.
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[264/0306] Freund in der Noht. lauter Weißheit mit Loͤffeln freſſe/ und keine Thorheit in einigem Winckel ſehe. Allein/ wan du dahin kommeſt/ muſt du im erſten Jahr ein Narꝛ werden. Du weiſt/ daß ich keinen Fleiß/ und kein Geld an dir erſparet hab/ und daß du hinter deines Vaters Ofen nicht auff- gewachſen ſeyeſt/ ſondern daß ich dich geſchleppet hab von einem Ort zum andern/ und daß dir wol ehe ein groſſer Herr die Gnad ange- than und dich zu ſeiner Tafel geſetzt habe. Allein/ deſſen muſt du itzo vergeſſen. Eſt quædam ſapientiæ pars, cum ſeculo ſuo inſani- re_, & ſeculi moribus, (quantum illibatâ conſcientià fieri po- teſt,) morem gerere. Laſſe dich dieſes Jahr uͤber/ nicht allein auff gut Teutſch/ ſondern auch auff Rohtwelſch trillen und vexiren. Wañ ein alter Wetterauiſcher oder Vogelsberger Milch-Bengel/ der ſein Lebtag bey ſeiner Mutter Schmant-Toͤpffen geſeſſen/ und Kaͤß-Kuchen und Alants-Birn gefreſſen hat/ biß etwan der alte Muͤller Gerſten-Hanß ihm den Weg nach Gieſſen ge- wieſen/ kom̃t/ und beut dir Naſenſtiebẽ an/ das laß dir nit frembd fuͤr- kommen. Perfer, & obdura, Olim meminiſſe, juvabir. Allein/ diß einige muſt du mir zu gefallen/ und auff meinen ernſten Befehl thun. Du muſt deines Groß-Vatern Theatrum Chronologicum au- giren, und wieder aufflegen laſſen. Und du ſolt es hinfuͤrd augiren uñ defendirẽ, ſo lang du lebeſt. Res hæc non patitur morã. Dañ von unterſchiedenen Ortẽ gedrohet wird/ wañ ich es nit alsbald wolle auflegẽ laſſẽ/ ſo wollẽ ſie es aufflegen. Und es iſt allbereit zu Londen in Engeland nachgedruckt worden. Zum andern/ muſt du dem iapffern Helden/ meinem nunmehr hochſeligen Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Johannſen/ Land-Grafen zu Heſſen/ deſſen heroiſches Gemuͤht mir ſonderlich bekandt geweſen iſt/ publicè parentiren. Dann ich habe hier keine Gelegenheit darzu. Und dieſes Werck will ſich auch nicht laͤnger auffſchieben laſſen. Jch will nicht hoffen/ daß ein ehrlicher Kaͤrl ſeyn werde/ der dir dieſes werde uͤbel außdeuten/ bevorab/ weil es nicht auß ambition, ſoudern auß Noht/ und auff meinen Befehl geſchihet. Univerſitaͤten-Leben iſt unterweilens ein Leben vor die lan- ge Weil. Jch will dir einmal einen eigenen Tractat ſchreiben/ von den Thorheiten/ welche ich auff Univerſitaͤten geſehen hab/ und will dir zeigen die Klippen/ da ich und andere angeſtoſſen/ als wir in der Welt herum geſegelt haben. Jch warne dich unterdeſſen treulich/ daß wann du auß dem Pennal-Jahr kommeſt/ du dich nicht geſelleſt zu der Schaar der Schoriſten. Doctor Meyfart ſagte/ man ſolle Ach- tung darauff geben/ ob ein Schoriſt oder Pennal-putzer ſey zu ei- nem rechten Ehren-Ampt kommen? Oder/ wann er zu einem Ehren- Ampt kommen/ ob es ihm nicht ungluͤcklich gangen? Ob er nicht zum wenigſten etwan ein boͤſes Weib bekom̃en/ welche ihn coujonirt uñ getrillt hab/ da er zuvor gethã/ als ob er dẽ Hoͤrneren Seyfried freſſen wolte.

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/306>, abgerufen am 22.11.2024.