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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der rachgierige
der nicht gern Käß esse. Solte man aber umb deß einigen willen alle
Käßkrämer auß Amsterdam/ auß Bremen oder Cassel jagen? oder
den Schweitzern das Kühmelcken verbieten? Das were manchem
ehrlichen Mann in Ober-Teutschland ungelegen. Dann ist einer der
keinen Käß isset/ so sind ihrer zehen die ihn gerne essen/ zu Ende der
Mahlzeit/ wenn sie von andern Speisen satt sind. Es ist dir o Cato
dieser Käß nicht angesetzet/ sondern dem Lucidor, dem mein gantzes
Hertz und Gemüth ergeben/ und sein zeitliche und ewige Wolfahrt
zu suchen und zu befördern/ begierig ist. Wann ich aber werde spü-
ren/ daß dir dieser Käß nicht mißfalle/ so solt du mit nehestem von
dergleichen/ eine gute Anzahl von meiner Hand zuerwarten haben.
Jnzwischen gehabe dich wol/ und bleibe günstig.

Geschrieben im Hemispherio Superiori, Jm Jahr Christi
1658. in dem Monat/ darinnen ein jeglicher Tag seine eigene Plage
hatte.



CUM BONO DEO.
Eine Schäfer-Rede/
An den rachgierigen und unver-
söhnlichen
LUCIDOR.

WAnn ich zu euch komme/ Edler Lucidor, so fragt ihr
immer dar/ was neues sey? Allein ich wolte gerne ein-
mal etwas neues von euch hören. Jch wolte gern ein-
mal hören/ daß euer altes/ kaltes/ steinernes/ und un-
bewegliches/ unversöhnliches Hertz verwandelt/ daß
aller vieljähriger alter Groll darauß vertrieben/ und mit neuer Lieb/
und neuer Freundschafft gegen eurer Cousin und Anverwandten/
den edlen Schäfer Philander erfüllet were. Jch habe euch hiebevor
ein Liedlein gesungen/ daß all euer Kirchengehen/ euer beten/ euer Sa-
crament empfangen/ euer Allmosen geben/ euer Dienst den ihr dem
gemeinen Nutzen entweder bey Hof/ oder auff dem Rathhauß/ oder
in Kirchen und Schulen/ oder auch sonsten manchem edlen Schäfer

in

Der rachgierige
der nicht gern Kaͤß eſſe. Solte man aber umb deß einigen willen alle
Kaͤßkraͤmer auß Amſterdam/ auß Bremen oder Caſſel jagen? oder
den Schweitzern das Kuͤhmelcken verbieten? Das were manchem
ehrlichen Mann in Ober-Teutſchland ungelegen. Dann iſt einer der
keinen Kaͤß iſſet/ ſo ſind ihrer zehen die ihn gerne eſſen/ zu Ende der
Mahlzeit/ wenn ſie von andern Speiſen ſatt ſind. Es iſt dir ô Cato
dieſer Kaͤß nicht angeſetzet/ ſondern dem Lucidor, dem mein gantzes
Hertz und Gemuͤth ergeben/ und ſein zeitliche und ewige Wolfahrt
zu ſuchen und zu befoͤrdern/ begierig iſt. Wann ich aber werde ſpuͤ-
ren/ daß dir dieſer Kaͤß nicht mißfalle/ ſo ſolt du mit neheſtem von
dergleichen/ eine gute Anzahl von meiner Hand zuerwarten haben.
Jnzwiſchen gehabe dich wol/ und bleibe guͤnſtig.

Geſchrieben im Hemiſpherio Superiori, Jm Jahr Chriſti
1658. in dem Monat/ darinnen ein jeglicher Tag ſeine eigene Plage
hatte.



CUM BONO DEO.
Eine Schaͤfer-Rede/
An den rachgierigen und unver-
ſoͤhnlichen
LUCIDOR.

WAnn ich zu euch komme/ Edler Lucidor, ſo fragt ihr
immer dar/ was neues ſey? Allein ich wolte gerne ein-
mal etwas neues von euch hoͤren. Jch wolte gern ein-
mal hoͤren/ daß euer altes/ kaltes/ ſteinernes/ und un-
bewegliches/ unverſoͤhnliches Hertz verwandelt/ daß
aller vieljaͤhriger alter Groll darauß vertrieben/ und mit neuer Lieb/
und neuer Freundſchafft gegen eurer Couſin und Anverwandten/
den edlen Schaͤfer Philander erfuͤllet were. Jch habe euch hiebevor
ein Liedlein geſungen/ daß all euer Kirchengehen/ euer beten/ euer Sa-
crament empfangen/ euer Allmoſen geben/ euer Dienſt den ihr dem
gemeinen Nutzen entweder bey Hof/ oder auff dem Rathhauß/ oder
in Kirchen und Schulen/ oder auch ſonſten manchem edlen Schaͤfer

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[274/0316] Der rachgierige der nicht gern Kaͤß eſſe. Solte man aber umb deß einigen willen alle Kaͤßkraͤmer auß Amſterdam/ auß Bremen oder Caſſel jagen? oder den Schweitzern das Kuͤhmelcken verbieten? Das were manchem ehrlichen Mann in Ober-Teutſchland ungelegen. Dann iſt einer der keinen Kaͤß iſſet/ ſo ſind ihrer zehen die ihn gerne eſſen/ zu Ende der Mahlzeit/ wenn ſie von andern Speiſen ſatt ſind. Es iſt dir ô Cato dieſer Kaͤß nicht angeſetzet/ ſondern dem Lucidor, dem mein gantzes Hertz und Gemuͤth ergeben/ und ſein zeitliche und ewige Wolfahrt zu ſuchen und zu befoͤrdern/ begierig iſt. Wann ich aber werde ſpuͤ- ren/ daß dir dieſer Kaͤß nicht mißfalle/ ſo ſolt du mit neheſtem von dergleichen/ eine gute Anzahl von meiner Hand zuerwarten haben. Jnzwiſchen gehabe dich wol/ und bleibe guͤnſtig. Geſchrieben im Hemiſpherio Superiori, Jm Jahr Chriſti 1658. in dem Monat/ darinnen ein jeglicher Tag ſeine eigene Plage hatte. CUM BONO DEO. Eine Schaͤfer-Rede/ An den rachgierigen und unver- ſoͤhnlichen LUCIDOR. WAnn ich zu euch komme/ Edler Lucidor, ſo fragt ihr immer dar/ was neues ſey? Allein ich wolte gerne ein- mal etwas neues von euch hoͤren. Jch wolte gern ein- mal hoͤren/ daß euer altes/ kaltes/ ſteinernes/ und un- bewegliches/ unverſoͤhnliches Hertz verwandelt/ daß aller vieljaͤhriger alter Groll darauß vertrieben/ und mit neuer Lieb/ und neuer Freundſchafft gegen eurer Couſin und Anverwandten/ den edlen Schaͤfer Philander erfuͤllet were. Jch habe euch hiebevor ein Liedlein geſungen/ daß all euer Kirchengehen/ euer beten/ euer Sa- crament empfangen/ euer Allmoſen geben/ euer Dienſt den ihr dem gemeinen Nutzen entweder bey Hof/ oder auff dem Rathhauß/ oder in Kirchen und Schulen/ oder auch ſonſten manchem edlen Schaͤfer in

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/316>, abgerufen am 22.11.2024.