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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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AMBROSII MELLILAMBII
Frieden/ Gustav Horn das Haupt der Schwedischen Armee ge-
fangen war/ als Hertzog Bernhard starb/ als Landgr. Johann per
varias artes
von der Armee abduciret wurde/ jederman die Schwe-
dische Armee habe verschlingen wollen. Allein/ da sie gesehen/ daß es
heisse: Vogel friß oder stirb/ da hat sie die desperation damals zu
rechten Soldaten gemacht/ und zu grossen Heldenthaten auffgemun-
tert. Jch wolte ihnen zu Gemüth führen/ was Seneca saget: Nullus
perniciosior est hostis, quam quem audacem angustie faciunt,
longeq; violentius semper ex necessitate, quam ex virtute cor-
rigimur. Majora aut certe paria conatur animus magnus &
perditus.
Jch wolte ihnen zeigen/ daß die Schweden ihre Pferde bin-
den an die Polnische Zäume/ die Polen aber werden viel zu thun haben/
biß sie durch und über die Schwedische Scheren und Steinklippen
kommen. Als hiebevor zwischen König GUSTAVO und König SI-
GISMUNDO Induciae
gemachet wurden/ war ich eben in Preus-
sen/ und es waren damals die zerschnittene Wämbser sehr gemein. Als
ich nun zu Dantzig in ein Wirthshauß kam/ da assen zween Polen
und discurrirten mit einander. Der eine sagte/ wir haben einen Frie-
den gemacht/ der unser Kron nicht reputirlich ist. Der ander sagt/ wir
müssen sehen/ daß wir desto grösser Ehre einlegen in einem Zug wider
den Türcken. Bey diesem Krieg ist nichts zu erjagen. Dann bekombt
ein Schwed einen Polen gefangen/ so findet er bey ihme für zwey
oder drey Mann Kleidung/ aber wann du einen Schweden oder
Teutschen gefangen bekombst/ so hat der Hurensohn das Wambs
so zerschnitten/ daß du nichts darauß machen kanst. Jch wünsche zwar
der Stadt Dantzig alles liebes und gutes/ von gantzem Hertzen/ und
von gantzer Seelen. Dann ich habe in allen Ständen viel liebe/ wer-
the/ alte Freunde darin wohnen. Allein/ wann sich diese Stadt auch
wolte zu hoch erheben/ und hoffärtig werden/ und den Frieden hin-
dern: Wolte ich ehr rathen/ sie solle sehen/ daß der Bogen nicht breche/
wann er zu hoch gespannet werde. Jch wolte ihr zu Gemüth führen/
was Johannes Dantiscanus, Culmensis olim & Varimensis E-
piscopus, personam Jonae Prophetae mutuatus,
der Stadt Dan-
tzig gleichsam propheceyet hat/ da er sagt:

Urbs nova, dives opum Danti scum sive Gedanum,
Accipe divina quae tibi mente loquor.
Est bene Tempus adhuc, si non peccata relinques,
Hoc quibus exundas tem pore, sracta rues.
Crevisti cito: Sic etiam Superis male grata,
Decresces. Instant jam tua fata tibi.
Impietas, fastus, luxus, tria monstra, ruinam.
Jam tibi, ni fuerint prorsus abacta, parant,

His

AMBROSII MELLILAMBII
Frieden/ Guſtav Horn das Haupt der Schwediſchen Armee ge-
fangen war/ als Hertzog Bernhard ſtarb/ als Landgr. Johann per
varias artes
von der Armee abduciret wurde/ jederman die Schwe-
diſche Armee habe verſchlingen wollen. Allein/ da ſie geſehen/ daß es
heiſſe: Vogel friß oder ſtirb/ da hat ſie die deſperation damals zu
rechten Soldaten gemacht/ und zu groſſen Heldenthaten auffgemun-
tert. Jch wolte ihnen zu Gemuͤth fuͤhren/ was Seneca ſaget: Nullus
pernicioſior eſt hoſtis, quam quem audacem anguſtię facíunt,
longeq; violentius ſemper ex neceſſitate, quam ex vírtute cor-
rigimur. Majora aut certè paria conatur animus magnus &
perditus.
Jch wolte ihnen zeigen/ daß die Schweden ihre Pferde bin-
den an die Polniſche Zaͤume/ die Polen aber werden viel zu thun habẽ/
biß ſie durch und uͤber die Schwediſche Scheren und Steinklippen
kommen. Als hiebevor zwiſchen Koͤnig GUSTAVO und Koͤnig SI-
GISMUNDO Induciæ
gemachet wurden/ war ich eben in Preuſ-
ſen/ und es waren damals die zerſchnittene Waͤmbſer ſehr gemein. Als
ich nun zu Dantzig in ein Wirthshauß kam/ da aſſen zween Polen
und diſcurrirten mit einander. Der eine ſagte/ wir haben einen Frie-
den gemacht/ der unſer Kron nicht reputirlich iſt. Der ander ſagt/ wir
muͤſſen ſehen/ daß wir deſto groͤſſer Ehre einlegen in einem Zug wider
den Tuͤrcken. Bey dieſem Krieg iſt nichts zu erjagen. Dann bekombt
ein Schwed einen Polen gefangen/ ſo findet er bey ihme fuͤr zwey
oder drey Mann Kleidung/ aber wann du einen Schweden oder
Teutſchen gefangen bekombſt/ ſo hat der Hurenſohn das Wambs
ſo zerſchnitten/ daß du nichts darauß machen kanſt. Jch wuͤnſche zwar
der Stadt Dantzig alles liebes und gutes/ von gantzem Hertzen/ und
von gantzer Seelen. Dann ich habe in allen Staͤnden viel liebe/ wer-
the/ alte Freunde darin wohnen. Allein/ wann ſich dieſe Stadt auch
wolte zu hoch erheben/ und hoffaͤrtig werden/ und den Frieden hin-
dern: Wolte ich ehr rathen/ ſie ſolle ſehen/ daß der Bogen nicht breche/
wann er zu hoch geſpannet werde. Jch wolte ihr zu Gemuͤth fuͤhren/
was Johannes Dantiſcanus, Culmenſis olim & Varimenſis E-
piſcopus, perſonam Jonæ Prophetæ mutuatus,
der Stadt Dan-
tzig gleichſam propheceyet hat/ da er ſagt:

Urbs nova, dives opum Danti ſcum ſive Gedanum,
Accipe divina quæ tibi mente loquor.
Eſt benè Tempus adhuc, ſi non peccata relinques,
Hoc quibus exundas tem pore, ſracta rues.
Creviſti cito: Sic etiam Superis malè grata,
Decreſces. Inſtant jam tua fata tibi.
Impietas, faſtus, luxus, tria monſtra, ruinam.
Jam tibi, ni fuerint prorſus abacta, parant,

His
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[376/0418] AMBROSII MELLILAMBII Frieden/ Guſtav Horn das Haupt der Schwediſchen Armee ge- fangen war/ als Hertzog Bernhard ſtarb/ als Landgr. Johann per varias artes von der Armee abduciret wurde/ jederman die Schwe- diſche Armee habe verſchlingen wollen. Allein/ da ſie geſehen/ daß es heiſſe: Vogel friß oder ſtirb/ da hat ſie die deſperation damals zu rechten Soldaten gemacht/ und zu groſſen Heldenthaten auffgemun- tert. Jch wolte ihnen zu Gemuͤth fuͤhren/ was Seneca ſaget: Nullus pernicioſior eſt hoſtis, quam quem audacem anguſtię facíunt, longeq; violentius ſemper ex neceſſitate, quam ex vírtute cor- rigimur. Majora aut certè paria conatur animus magnus & perditus. Jch wolte ihnen zeigen/ daß die Schweden ihre Pferde bin- den an die Polniſche Zaͤume/ die Polen aber werden viel zu thun habẽ/ biß ſie durch und uͤber die Schwediſche Scheren und Steinklippen kommen. Als hiebevor zwiſchen Koͤnig GUSTAVO und Koͤnig SI- GISMUNDO Induciæ gemachet wurden/ war ich eben in Preuſ- ſen/ und es waren damals die zerſchnittene Waͤmbſer ſehr gemein. Als ich nun zu Dantzig in ein Wirthshauß kam/ da aſſen zween Polen und diſcurrirten mit einander. Der eine ſagte/ wir haben einen Frie- den gemacht/ der unſer Kron nicht reputirlich iſt. Der ander ſagt/ wir muͤſſen ſehen/ daß wir deſto groͤſſer Ehre einlegen in einem Zug wider den Tuͤrcken. Bey dieſem Krieg iſt nichts zu erjagen. Dann bekombt ein Schwed einen Polen gefangen/ ſo findet er bey ihme fuͤr zwey oder drey Mann Kleidung/ aber wann du einen Schweden oder Teutſchen gefangen bekombſt/ ſo hat der Hurenſohn das Wambs ſo zerſchnitten/ daß du nichts darauß machen kanſt. Jch wuͤnſche zwar der Stadt Dantzig alles liebes und gutes/ von gantzem Hertzen/ und von gantzer Seelen. Dann ich habe in allen Staͤnden viel liebe/ wer- the/ alte Freunde darin wohnen. Allein/ wann ſich dieſe Stadt auch wolte zu hoch erheben/ und hoffaͤrtig werden/ und den Frieden hin- dern: Wolte ich ehr rathen/ ſie ſolle ſehen/ daß der Bogen nicht breche/ wann er zu hoch geſpannet werde. Jch wolte ihr zu Gemuͤth fuͤhren/ was Johannes Dantiſcanus, Culmenſis olim & Varimenſis E- piſcopus, perſonam Jonæ Prophetæ mutuatus, der Stadt Dan- tzig gleichſam propheceyet hat/ da er ſagt: Urbs nova, dives opum Danti ſcum ſive Gedanum, Accipe divina quæ tibi mente loquor. Eſt benè Tempus adhuc, ſi non peccata relinques, Hoc quibus exundas tem pore, ſracta rues. Creviſti cito: Sic etiam Superis malè grata, Decreſces. Inſtant jam tua fata tibi. Impietas, faſtus, luxus, tria monſtra, ruinam. Jam tibi, ni fuerint prorſus abacta, parant, His

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/418>, abgerufen am 24.11.2024.