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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Vorrede.
Jhrem Hause sich nahe/ daß sie deß Tages die Sonne nicht steche/
noch der Mond deß Nachts. Und ob schon tausend fallen zu ihrer Seiten/
und zehen tausend zu ihrer Rechten/ daß sie es dennoch nicht treffe. Er
sättige sie mit langem Leben/ und zeige ihr sein Heyl. Er sende ihr Hülff
von seinem Heiligthumb/ und stärcke sie auß Zion. Er segne sie/ daß sie
sehen das Glück Jerusalem ihr lebenlang. Daß sie sehen ihrer Kinder
Kinder/ und Fried über Jsrael. Summa Er führe E. Hochgr. Excell.
auß einer Glückseligkeit in die andere. Welches ich von Grund meiner
Seelen wünsche/ und werde hinführo/ geliebt es Gott/ darauff be-
dacht seyn/ wie ich mit einem andern publico documento literario zeugen
könne/ daß ich sey

E. Hochgr. Excell.
Unterthäniger/ gehorsamer/ gantzerge-
bener/ demütigster Knecht/ Diener
und Vorbitter bey Gott/
J. B. S. D.


ANTENOR, ein Liebhaber der H. Schrifft/ hatte eins-
mals einen müssigen und ruhigen Tag/ da kam Philander-
son/ ein Edler/ sinnreicher/ sehr gelahrter und bescheidener
Jüngling zu ihm/ und bracht ihm einen Brieff von seinem
Vater Philander. Als Antenor das Schreiben lase/ wurd er höchlich
erfreuet/ daß sein alter grosser Freund noch lebe/ und einen solchen ar-
tigen Sohn erzogen habe/ auß dessen Physiognomi, höflichen Reden
und Geberden erschiene/ daß er Philanders Sohn sey/ und dermal-
eius in seines Vatern löbliche Fußstapffen treten werde. Er erinnerte
sich was Sirach sagt cap. 30. Wann einer sein Kind zeucht/ das ver-
dreust seinen Feind/ und erfreuet seinen Freund. Dann wo sein Vater
stirbt/ so ists/ als were er nicht gestorben. Dann er hat seines gleichen
hinter sich gelassen. Es begehrte aber Philander in seinem Brieff/ daß
Antenor sich der alten gepflogenen treuen Freundschafft erinnern/ und
diesem seinem Sohn welcher auff Universitäten reisen solle/ einen gu-
ten Rath g[eb]en wolle/ wie er das Studium Philosophiae practica, Histo-
riarum
und Eloquentiae recht angreiffen und tractiren solle/ und wolle
ihn hernacher ferner an gute Freunde in Ober-Teutschland recom-
mandiren. Antenor
empfieng den Philanderson freundlich/ und bezeug-
te ihm mit vielen Worten/ wie lieb es ihm sey/ daß er ihn sehe/ und be-

theurte
A ij

Vorrede.
Jhrem Hauſe ſich nahe/ daß ſie deß Tages die Sonne nicht ſteche/
noch der Mond deß Nachts. Uñ ob ſchon tauſend fallẽ zu ihrer Seitẽ/
und zehen tauſend zu ihrer Rechten/ daß ſie es dennoch nicht treffe. Er
ſaͤttige ſie mit langem Leben/ und zeige ihr ſein Heyl. Er ſende ihr Huͤlff
von ſeinem Heiligthumb/ und ſtaͤrcke ſie auß Zion. Er ſegne ſie/ daß ſie
ſehen das Gluͤck Jeruſalem ihr lebenlang. Daß ſie ſehen ihrer Kinder
Kinder/ und Fried uͤber Jſrael. Summa Er fuͤhre E. Hochgr. Excell.
auß einer Gluͤckſeligkeit in die andere. Welches ich von Grund meiner
Seelen wuͤnſche/ und werde hinfuͤhro/ geliebt es Gott/ darauff be-
dacht ſeyn/ wie ich mit einem andern publico documento literario zeugen
koͤnne/ daß ich ſey

E. Hochgr. Excell.
Unterthaͤniger/ gehorſamer/ gantzerge-
bener/ demuͤtigſter Knecht/ Diener
und Vorbitter bey Gott/
J. B. S. D.


ANTENOR, ein Liebhaber der H. Schrifft/ hatte eins-
mals einen muͤſſigen und ruhigen Tag/ da kam Philander-
ſon/ ein Edler/ ſinnreicher/ ſehr gelahrter und beſcheidener
Juͤngling zu ihm/ und bracht ihm einen Brieff von ſeinem
Vater Philander. Als Antenor das Schreiben laſe/ wurd er hoͤchlich
erfreuet/ daß ſein alter groſſer Freund noch lebe/ und einen ſolchen ar-
tigen Sohn erzogen habe/ auß deſſen Phyſiognomi, hoͤflichen Reden
und Geberden erſchiene/ daß er Philanders Sohn ſey/ und dermal-
eius in ſeines Vatern loͤbliche Fußſtapffen treten werde. Er erinnerte
ſich was Sirach ſagt cap. 30. Wann einer ſein Kind zeucht/ das ver-
dreuſt ſeinen Feind/ und erfreuet ſeinen Freund. Dann wo ſein Vater
ſtirbt/ ſo iſts/ als were er nicht geſtorben. Dann er hat ſeines gleichen
hinter ſich gelaſſen. Es begehrte aber Philander in ſeinem Brieff/ daß
Antenor ſich der alten gepflogenen treuen Freundſchafft erinnern/ und
dieſem ſeinem Sohn welcher auff Univerſitaͤten reiſen ſolle/ einen gu-
ten Rath g[eb]en wolle/ wie er das Studium Philoſophiæ practica, Hiſto-
riarum
und Eloquentiæ recht angreiffen und tractiren ſolle/ und wolle
ihn hernacher ferner an gute Freunde in Ober-Teutſchland recom-
mandiren. Antenor
empfieng den Philanderſon freundlich/ und bezeug-
te ihm mit vielen Worten/ wie lieb es ihm ſey/ daß er ihn ſehe/ und be-

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[3/0045] Vorrede. Jhrem Hauſe ſich nahe/ daß ſie deß Tages die Sonne nicht ſteche/ noch der Mond deß Nachts. Uñ ob ſchon tauſend fallẽ zu ihrer Seitẽ/ und zehen tauſend zu ihrer Rechten/ daß ſie es dennoch nicht treffe. Er ſaͤttige ſie mit langem Leben/ und zeige ihr ſein Heyl. Er ſende ihr Huͤlff von ſeinem Heiligthumb/ und ſtaͤrcke ſie auß Zion. Er ſegne ſie/ daß ſie ſehen das Gluͤck Jeruſalem ihr lebenlang. Daß ſie ſehen ihrer Kinder Kinder/ und Fried uͤber Jſrael. Summa Er fuͤhre E. Hochgr. Excell. auß einer Gluͤckſeligkeit in die andere. Welches ich von Grund meiner Seelen wuͤnſche/ und werde hinfuͤhro/ geliebt es Gott/ darauff be- dacht ſeyn/ wie ich mit einem andern publico documento literario zeugen koͤnne/ daß ich ſey E. Hochgr. Excell. Unterthaͤniger/ gehorſamer/ gantzerge- bener/ demuͤtigſter Knecht/ Diener und Vorbitter bey Gott/ J. B. S. D. ANTENOR, ein Liebhaber der H. Schrifft/ hatte eins- mals einen muͤſſigen und ruhigen Tag/ da kam Philander- ſon/ ein Edler/ ſinnreicher/ ſehr gelahrter und beſcheidener Juͤngling zu ihm/ und bracht ihm einen Brieff von ſeinem Vater Philander. Als Antenor das Schreiben laſe/ wurd er hoͤchlich erfreuet/ daß ſein alter groſſer Freund noch lebe/ und einen ſolchen ar- tigen Sohn erzogen habe/ auß deſſen Phyſiognomi, hoͤflichen Reden und Geberden erſchiene/ daß er Philanders Sohn ſey/ und dermal- eius in ſeines Vatern loͤbliche Fußſtapffen treten werde. Er erinnerte ſich was Sirach ſagt cap. 30. Wann einer ſein Kind zeucht/ das ver- dreuſt ſeinen Feind/ und erfreuet ſeinen Freund. Dann wo ſein Vater ſtirbt/ ſo iſts/ als were er nicht geſtorben. Dann er hat ſeines gleichen hinter ſich gelaſſen. Es begehrte aber Philander in ſeinem Brieff/ daß Antenor ſich der alten gepflogenen treuen Freundſchafft erinnern/ und dieſem ſeinem Sohn welcher auff Univerſitaͤten reiſen ſolle/ einen gu- ten Rath geben wolle/ wie er das Studium Philoſophiæ practica, Hiſto- riarum und Eloquentiæ recht angreiffen und tractiren ſolle/ und wolle ihn hernacher ferner an gute Freunde in Ober-Teutſchland recom- mandiren. Antenor empfieng den Philanderſon freundlich/ und bezeug- te ihm mit vielen Worten/ wie lieb es ihm ſey/ daß er ihn ſehe/ und be- theurte A ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/45>, abgerufen am 21.11.2024.