Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].DE LANA CAPRINA, Ein anmuhtiger sehr lustiger Discurs/ gehalten von der Lana Caprina, das ist von einem Dinge so nichts würdig noch werth ist/ daß man davon rede/ und gleichwol öffters grosser Hader und Zanck/ ja Mord und Todschlag davon entsprin- ge und herkommet. WAs verwundert jhr euch liebe Zuhörer über reich
DE LANA CAPRINA, Ein anmuhtiger ſehr luſtiger Diſcurs/ gehalten von der Lana Caprina, das iſt von einem Dinge ſo nichts wuͤrdig noch werth iſt/ daß man davon rede/ und gleichwol oͤffters groſſer Hader und Zanck/ ja Mord und Todſchlag davon entſprin- ge und herkommet. WAs verwundert jhr euch liebe Zuhoͤrer uͤber reich
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0456" n="414"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">DE LANA<lb/> CAPRINA,</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <head> <hi rendition="#fr">Ein anmuhtiger ſehr luſtiger Diſcurs/<lb/> gehalten von der</hi> <hi rendition="#aq">Lana Caprina,</hi> <hi rendition="#fr">das iſt von einem Dinge<lb/> ſo nichts wuͤrdig noch werth iſt/ daß man davon rede/<lb/> und gleichwol oͤffters groſſer Hader und Zanck/<lb/> ja Mord und Todſchlag davon entſprin-<lb/> ge und herkommet.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">As verwundert jhr euch liebe Zuhoͤrer uͤber</hi><lb/> dieſes frembde und unverhoffte Wort; die <hi rendition="#aq">Lana Ca-<lb/> prina</hi> zu Teutſch/ das ſo viel iſt und auff ſich hat/ als<lb/> ein Ziegenhar iſt/ ſeyn mag/ daß wir deſſen eine Be-<lb/> ſchreibung thun und geben: So iſt <hi rendition="#aq">Lana Caprina</hi><lb/> ein ſolches Ding/ das da/ allen Koͤnigreichen/ Pro-<lb/> vincien/ Fuͤrſtenthumben/ allen und jeden Republicken bekandt und<lb/> gemein iſt, ein ſolches Ding/ ſo bißweilen graͤßlich und grauſam; biß-<lb/> weilen aber ſehr angenehm und anmuhtig. Es tragen die <hi rendition="#aq">Lanam<lb/> Caprinam</hi> in Hoſen und Wambs/ Koͤnige/ Fuͤrſten/ Obrigkeiten<lb/> und Unterthanen. An der <hi rendition="#aq">Lana Caprina</hi> ergetzen und erfreuen ſich<lb/> die Moͤnche/ <hi rendition="#aq">Politici, Scholaſtici</hi> und <hi rendition="#aq">Oeconomici,</hi> und die im<lb/> Haußſtande ſich befinden/ und iſt keiner unter euch allen miteinander<lb/> der nicht ehemalen waͤre mit der <hi rendition="#aq">Lana Caprina</hi> bekleidet einher gan-<lb/> gen. <hi rendition="#aq">Lana Caprina</hi> iſt dasjenige Ding/ ſo alles regiret und beher-<lb/> ſchet/ darumb alles was nur iſt/ ſich muͤheſam und geſchaͤfftig bezeu-<lb/> get/ dahin alle Dinge zielen und gereichen/ die die Wuͤrckung und<lb/> Frucht iſt vieler Verꝛichtungen/ das auch alles zerſtoͤret und verwuͤ-<lb/> ſtet/ iſt doch gleichwol noch nicht jrgent wo geweſen/ wird auch nicht<lb/> kuͤnfftig ſeyn noch ſich finden. Es ſind greuliche ſchꝛoͤckliche und ſchwe-<lb/> re Wort/ die ich rede/ ihr aber liebe Zuhoͤrer werdet eben das was ich<lb/> rede/ auch reden und meinen/ wenn ihr gleichſam als in einer Tabelle<lb/> alle Geſchaͤffte der gantzen Welt durchſehen und betrachten werdet.<lb/> Denn lieber ſaget mir woher kompts/ daß dieſes oder jenes Koͤnig-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">reich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [414/0456]
DE LANA
CAPRINA,
Ein anmuhtiger ſehr luſtiger Diſcurs/
gehalten von der Lana Caprina, das iſt von einem Dinge
ſo nichts wuͤrdig noch werth iſt/ daß man davon rede/
und gleichwol oͤffters groſſer Hader und Zanck/
ja Mord und Todſchlag davon entſprin-
ge und herkommet.
WAs verwundert jhr euch liebe Zuhoͤrer uͤber
dieſes frembde und unverhoffte Wort; die Lana Ca-
prina zu Teutſch/ das ſo viel iſt und auff ſich hat/ als
ein Ziegenhar iſt/ ſeyn mag/ daß wir deſſen eine Be-
ſchreibung thun und geben: So iſt Lana Caprina
ein ſolches Ding/ das da/ allen Koͤnigreichen/ Pro-
vincien/ Fuͤrſtenthumben/ allen und jeden Republicken bekandt und
gemein iſt, ein ſolches Ding/ ſo bißweilen graͤßlich und grauſam; biß-
weilen aber ſehr angenehm und anmuhtig. Es tragen die Lanam
Caprinam in Hoſen und Wambs/ Koͤnige/ Fuͤrſten/ Obrigkeiten
und Unterthanen. An der Lana Caprina ergetzen und erfreuen ſich
die Moͤnche/ Politici, Scholaſtici und Oeconomici, und die im
Haußſtande ſich befinden/ und iſt keiner unter euch allen miteinander
der nicht ehemalen waͤre mit der Lana Caprina bekleidet einher gan-
gen. Lana Caprina iſt dasjenige Ding/ ſo alles regiret und beher-
ſchet/ darumb alles was nur iſt/ ſich muͤheſam und geſchaͤfftig bezeu-
get/ dahin alle Dinge zielen und gereichen/ die die Wuͤrckung und
Frucht iſt vieler Verꝛichtungen/ das auch alles zerſtoͤret und verwuͤ-
ſtet/ iſt doch gleichwol noch nicht jrgent wo geweſen/ wird auch nicht
kuͤnfftig ſeyn noch ſich finden. Es ſind greuliche ſchꝛoͤckliche und ſchwe-
re Wort/ die ich rede/ ihr aber liebe Zuhoͤrer werdet eben das was ich
rede/ auch reden und meinen/ wenn ihr gleichſam als in einer Tabelle
alle Geſchaͤffte der gantzen Welt durchſehen und betrachten werdet.
Denn lieber ſaget mir woher kompts/ daß dieſes oder jenes Koͤnig-
reich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |