Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die Krancken Wärterin. als deine gehorsame Kinder in rechter Lieb und Treue/ wie natürlicheBrüder und Schwestern freundlich miteinander leben/ auch unsere Hertzen von allen vergänglichen Dingen abziehen/ und zu der himm- lischen Erbschafft hinauff erheben/ und in allem Anligen zu dir unsere Zuflucht nehmen sollen. Du bist unser Vater. Drumb versehen wir uns zu dir einer väterlichen Zuneigung/ und alles liebes und gutes. Du bist auch im Himmel/ da du nicht allein als ein Allmächtiger GOTT herrschest über alle Creaturen/ sondern auch dannenhero ein Auffsehen hast auff uns deine arme Kinder/ und ist dir derowegen alle unsere Gelegenheit wol bekant. Sihe gütiger und getreuer Vater! Jch bin auch derselben deiner Geheiliget werde dein Name. ES ist ja billich/ lieber Vater/ daß wir vor allen und in allen Din- unbe-
Die Krancken Waͤrterin. als deine gehorſame Kinder in rechter Lieb und Treue/ wie natuͤrlicheBruͤder und Schweſtern freundlich miteinander leben/ auch unſere Hertzen von allen vergaͤnglichen Dingen abziehen/ und zu der himm- liſchen Erbſchafft hinauff erheben/ und in allem Anligen zu dir unſere Zuflucht nehmen ſollen. Du biſt unſer Vater. Drumb verſehen wir uns zu dir einer vaͤterlichen Zuneigung/ und alles liebes und gutes. Du biſt auch im Himmel/ da du nicht allein als ein Allmaͤchtiger GOTT herrſcheſt uͤber alle Creaturen/ ſondern auch dannenhero ein Auffſehen haſt auff uns deine arme Kinder/ und iſt dir derowegen alle unſere Gelegenheit wol bekant. Sihe guͤtiger und getreuer Vater! Jch bin auch derſelben deiner Geheiliget werde dein Name. ES iſt ja billich/ lieber Vater/ daß wir vor allen uñ in allen Din- unbe-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0473" n="431"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Krancken Waͤrterin.</hi></fw><lb/> als deine gehorſame Kinder in rechter Lieb und Treue/ wie natuͤrliche<lb/> Bruͤder und Schweſtern freundlich miteinander leben/ auch unſere<lb/> Hertzen von allen vergaͤnglichen Dingen abziehen/ und zu der himm-<lb/> liſchen Erbſchafft hinauff erheben/ und in allem Anligen zu dir unſere<lb/> Zuflucht nehmen ſollen. Du biſt unſer Vater. Drumb verſehen wir<lb/> uns zu dir einer vaͤterlichen Zuneigung/ und alles liebes und gutes.<lb/> Du biſt auch im Himmel/ da du nicht allein als ein Allmaͤchtiger<lb/> GOTT herrſcheſt uͤber alle Creaturen/ ſondern auch dannenhero<lb/> ein Auffſehen haſt auff uns deine arme Kinder/ und iſt dir derowegen<lb/> alle unſere Gelegenheit wol bekant.</p><lb/> <p>Sihe guͤtiger und getreuer Vater! Jch bin auch derſelben deiner<lb/> armen Kinder eins/ die du auß Gnaden zu deinen Erben und Miter-<lb/> ben Chriſti angenommen haſt. Darumb nehme ich auch zu dir meine<lb/> Zuflucht in dieſer meiner Noth. Du haſt mich mit dieſer Kranckheit<lb/> heimgeſucht. Jch weiß aber nicht/ wo du mit mir hinauß wolleſt. Ach<lb/> Vater thu deinen gnaͤdigen Willen mit mir. Laß mich nur dein Kind<lb/> bleiben/ und die Erbſchafft deß Himmelreichs nicht verlieren. Jch ha-<lb/> be mich zwar nicht gehalten in kindlichem Gehorſam wie ſichs gebuͤh-<lb/> ret haͤtte. Jch bekenne es und iſt mir leid. Komme derowegen itzo zu<lb/> dir wie der arme verlorne Sohn/ begehre Gnade und kein Recht.<lb/> Thue dein vaͤterlich Hertz auff gegen mich. Erwecke in mir durch dei-<lb/> nen Heiligen Geiſt ein kindlich Vertrauen zu dir als meinem lieben<lb/> Vater/ der du im Himmel biſt/ damit ich mich jetzt/ und in meinem<lb/> letzten Stuͤndlein umb Chriſti Jeſu meines HErrn und Bruders<lb/> willen/ deiner vaͤterlichen Zuneigung troͤſten koͤnne. Guͤtigſter Va-<lb/> ter erkenne mich alsdann inſonderheit vor dem Kind/ wann mich alle<lb/> Creaturen verlaſſen werden. Ziehe auch mein Hertz gar ab von allen<lb/> vergaͤnglichen Dingen/ und zuͤnde in mir an ein hertzliches inbruͤnſti-<lb/> ges Verlangen nach der ewigen Erbſchafft/ die du mir droben im<lb/> Himmel bereitet haſt. Jch bin doch nur ein Frembdling auff Erden.<lb/> Der Himmel iſt mein warhafftig Vaterland/ da hab ich dich meinen<lb/> rechten Vater und das ewige Erbtheil/ das mir dein einiger lieber<lb/> Sohn mit ſeinem Todt und Blut erworben hat. Nimm mich dahin<lb/> guͤtiger Vater/ wenn ich auß dieſem Jammerthal ſcheiden ſol/ auff<lb/> daß ich dich daſelbſt mit andern deinen außerwehlten Kindern loben<lb/> und preiſen moͤge ewiglich.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Geheiliget werde dein Name.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>S iſt ja billich/ lieber Vater/ daß wir vor allen uñ in allen Din-<lb/> gen deine und deines heiligen Namens Ehre ſuchen. Nun<lb/> ſehen wir/ daß derſelbige Name vielen Leuten auff Erden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">unbe-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [431/0473]
Die Krancken Waͤrterin.
als deine gehorſame Kinder in rechter Lieb und Treue/ wie natuͤrliche
Bruͤder und Schweſtern freundlich miteinander leben/ auch unſere
Hertzen von allen vergaͤnglichen Dingen abziehen/ und zu der himm-
liſchen Erbſchafft hinauff erheben/ und in allem Anligen zu dir unſere
Zuflucht nehmen ſollen. Du biſt unſer Vater. Drumb verſehen wir
uns zu dir einer vaͤterlichen Zuneigung/ und alles liebes und gutes.
Du biſt auch im Himmel/ da du nicht allein als ein Allmaͤchtiger
GOTT herrſcheſt uͤber alle Creaturen/ ſondern auch dannenhero
ein Auffſehen haſt auff uns deine arme Kinder/ und iſt dir derowegen
alle unſere Gelegenheit wol bekant.
Sihe guͤtiger und getreuer Vater! Jch bin auch derſelben deiner
armen Kinder eins/ die du auß Gnaden zu deinen Erben und Miter-
ben Chriſti angenommen haſt. Darumb nehme ich auch zu dir meine
Zuflucht in dieſer meiner Noth. Du haſt mich mit dieſer Kranckheit
heimgeſucht. Jch weiß aber nicht/ wo du mit mir hinauß wolleſt. Ach
Vater thu deinen gnaͤdigen Willen mit mir. Laß mich nur dein Kind
bleiben/ und die Erbſchafft deß Himmelreichs nicht verlieren. Jch ha-
be mich zwar nicht gehalten in kindlichem Gehorſam wie ſichs gebuͤh-
ret haͤtte. Jch bekenne es und iſt mir leid. Komme derowegen itzo zu
dir wie der arme verlorne Sohn/ begehre Gnade und kein Recht.
Thue dein vaͤterlich Hertz auff gegen mich. Erwecke in mir durch dei-
nen Heiligen Geiſt ein kindlich Vertrauen zu dir als meinem lieben
Vater/ der du im Himmel biſt/ damit ich mich jetzt/ und in meinem
letzten Stuͤndlein umb Chriſti Jeſu meines HErrn und Bruders
willen/ deiner vaͤterlichen Zuneigung troͤſten koͤnne. Guͤtigſter Va-
ter erkenne mich alsdann inſonderheit vor dem Kind/ wann mich alle
Creaturen verlaſſen werden. Ziehe auch mein Hertz gar ab von allen
vergaͤnglichen Dingen/ und zuͤnde in mir an ein hertzliches inbruͤnſti-
ges Verlangen nach der ewigen Erbſchafft/ die du mir droben im
Himmel bereitet haſt. Jch bin doch nur ein Frembdling auff Erden.
Der Himmel iſt mein warhafftig Vaterland/ da hab ich dich meinen
rechten Vater und das ewige Erbtheil/ das mir dein einiger lieber
Sohn mit ſeinem Todt und Blut erworben hat. Nimm mich dahin
guͤtiger Vater/ wenn ich auß dieſem Jammerthal ſcheiden ſol/ auff
daß ich dich daſelbſt mit andern deinen außerwehlten Kindern loben
und preiſen moͤge ewiglich.
Geheiliget werde dein Name.
ES iſt ja billich/ lieber Vater/ daß wir vor allen uñ in allen Din-
gen deine und deines heiligen Namens Ehre ſuchen. Nun
ſehen wir/ daß derſelbige Name vielen Leuten auff Erden
unbe-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |