Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Die erbare Hure. wollest nachäffen. Jch bekenne/ daß dieses seculum solch eine Art zuschreiben/ erfodere. Dann die Welt ist voll Phariseer und Sadduceer. Der Sadduceische Geist/ regieret heutigen Tages unter den Sta- Wann man nun diesen beyden Geistern wil widerstehen/ muß Da der Prophet Elias den Baalspfaffen lang geprediget hatte/ Da Lutherus sahe/ daß es ein verstocktes und desperat-Wesen mit Hat Lutherus alle Phrases auß der Bibel genommen? Sonder- Ehrenhold/ es gehet dir wie jenem Bürger zu Königsberg in Einsmals giengen zween Bürger vorüber/ der eine sahe den meynet
Die erbare Hure. wolleſt nachaͤffen. Jch bekenne/ daß dieſes ſeculum ſolch eine Art zuſchreiben/ erfodere. Dann die Welt iſt voll Phariſeer und Sadduceer. Der Sadduceiſche Geiſt/ regieret heutigen Tages unter den Sta- Wann man nun dieſen beyden Geiſtern wil widerſtehen/ muß Da der Prophet Elias den Baalspfaffen lang geprediget hatte/ Da Lutherus ſahe/ daß es ein verſtocktes und deſperat-Weſen mit Hat Lutherus alle Phraſes auß der Bibel genommen? Sonder- Ehrenhold/ es gehet dir wie jenem Buͤrger zu Koͤnigsberg in Einsmals giengen zween Buͤrger voruͤber/ der eine ſahe den meynet
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Die erbare Hure.
wolleſt nachaͤffen. Jch bekenne/ daß dieſes ſeculum ſolch eine Art zu
ſchreiben/ erfodere. Dann die Welt iſt voll Phariſeer und Sadduceer.
Der Sadduceiſche Geiſt/ regieret heutigen Tages unter den Sta-
tiſten und Mammoniſten/ und iſt ein boͤſer Geiſt. Aber der Phariſei-
ſche Geiſt/ welcher ſich in einen Engel deß Liechts verſtellen kan/ iſt
noch ein viel aͤrgerer Geiſt/ die Sadduceer oder die Statiſten und
Mammoniſten leſen keine Theologiſche Schrifften/ die Phariſeer
aber meynen/ wann ſie nicht ihre Eltern verfolgen/ wie Abſalom; ihre
Bruͤder todtſchlagen/ wie Cain; ſo ſeyn ſie ſaubere Knaͤblein/ und
Gott muͤſſe ihnen nothwendig den Himmel einraͤumen.
Wann man nun dieſen beyden Geiſtern wil widerſtehen/ muß
man es machen/ wie die Bienen/ welche nicht allein Honig bringen/
ſondern auch wann ſie ein wenig geſumſet haben/ einen Stachel hin-
ter ſich laſſen.
Da der Prophet Elias den Baalspfaffen lang geprediget hatte/
und ſie ſich nichts daran kehreten/ da ſpottete er ihrer endlich. Als ſie
von Morgen an/ biß auff den Mittag geruffen hatten: Baal erhoͤre
uns/ da ſagte Elias: ruffet laut/ dann er iſt ein Gott/ er dichtet/ oder
hat zu ſchaffen/ oder iſt uͤber Feld/ oder ſchlaͤfft vielleicht/ daß er auff-
wache/ 2. Koͤn. 18/26. ꝛc.
Da Lutherus ſahe/ daß es ein verſtocktes und deſperat-Weſen mit
dem Pabſt und ſeinem Anhang ſey/ da verachtete und verlachete er ſie.
Hat Lutherus alle Phraſes auß der Bibel genommen? Sonder-
lich in den Schrifften/ welche er gethan hat wider den Koͤnig in Engel-
land/ wider den Hertzog von Braunſchweig/ wider Hertzog Georgen
von Sachſen und andere? Es ſagt mir zwar juͤngſt einer/ Lutheri
Schuhe ſeynd nicht einem jeden Bauren-Prediger gerecht und zu
Maſſe. Allein/ ich antwortete ihm alſobald/ ob er dann vermeyne/ daß
Ehrenhold eben ein gemeiner Bauren-Prediger ſey?
Ehrenhold/ es gehet dir wie jenem Buͤrger zu Koͤnigsberg in
Preuſſen. Du weiſſeſt/ daß dieſe Stadt in 3. Theile in die alte Stadt/
dem Kneiphoff und Loͤbenicht/ begriffen ſey. Die Buͤrger im Loͤbenicht
werden gemeiniglich die Bauren (ſpottweiſe) von den andern Buͤr-
gern genennet. Einsmals bauete ein ehrlicher Mann im Loͤbenicht ein
Hauß/ und ſtarb/ eh es außgebauet war. Sein Sohn Bonifacius ſtu-
direte/ als aber der Vater ſtarb/ muſte er die Studia verlaſſen/ ſeines
Vaters Handel annehmen/ und ſeiner Mutter die Haußhaltung helf-
fen fuͤhren. Dieſer nun bauete das Hauß vollends auß/ und weil er in
Poeten beleſen war/ hatte er ſeine ſondere Speculation/ und ließ auff
das Hauß den Neptunum mit ſeinem Tridente ſetzen.
Einsmals giengen zween Buͤrger voruͤber/ der eine ſahe den
Neptunum an/ und ſagte: Sihe/ was bildet ihm der Kerl ein? Er
meynet
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