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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Die erbare Hure.

Als nun Urias in der Schlacht geblieben/ wird ihm der König
keine böse Gedancken davon gemachet/ sondern gedacht haben/ er habe
das Schwerd wider den Urias nicht gezuckt/ oder den Bogen wider
ihn gespannet. Es gehe im Kriege also her. Das Schwerd fresse bald
diesen/ bald jenen. Jn solchen Wassern fange man solche Fische. Daß
er dem guten Uriä Hörner auffgesetzet/ wird er für einen Hoffpossen
gehalten haben.

Jch zweiffele nicht/ daß er unter der Zeit offtmals von seinem
Hoffprediger und anderen wird gehöret haben/ daß die Mörder und
Ehebrecher/ das Reich Gottes nicht ererben werden. Allein er wird
gedacht haben/ das gehe ihn nicht an.

Endlich/ da der Prophet Nathan zu ihm kam/ erzehlete ihm
eiue Parabel und sagte: Du bist der Mann: Da fieng er an zu wei-
nen/ daß sein Bette naß wurde/ und da sein Bastart kranck war/ lege-
te er seine Krone/ und seinen Königlichen Mantel ab/ ließ seine Tafel
ungedeckt/ und begehrte kein ander Bette/ als die harte Erde.

Meine Zuhörer werden sich erinnern daß ich ihnen offt zu Ge-
mühte geführet habe/ daß Gott der HErr die Unzucht/ Hurerey und
Ehebruch nicht ungestrasst lasset/ sondern daß umb dieses Lasters
halben/ offt gantze Städte/ Länder und Königreiche seynd ruiniret
worden.

Jch habe ihnen offt zu Gemüht geführet/ daß Gott die Hurer
und Ehebrecher zustraffen pflege/ an ihrem Leibe mit Kranckheit/ mit
Frantzosen/ mit Brüchen/ mit Krätze/ Aussatz/ Dürre und dergleichen/
oder an ihren Kindern/ daß ihr Geschlecht abnimbt/ vertilget und
außgerottet wird Semen peregrinum non agit altas radices. Et
peccata seminis, puniuntur in semine.
Der Same auß unrech-
tem Bette/ wird vertilget/ Ps. 7. 28. Weißh. 3. 16. Jer. 22. 28. c. 31. 36.
c. 33. 26. und hart gestrafft werden. 5. Mos. 28. 59.

Wann die Exempla nicht verhasst weren/ wolte ich hier einen
weitläufftigen Discurs einführen. Gemeiniglich strafft Gott unzüch-
ge Leute an ihrer Nahrung/ daß ihr Gut unter den Händen zerrinnet/
und sie nicht wissen/ wo es hinkomme.

Ein merckliches Exempel haben wir an dem verlohrnen Sohn/
Luc. 15. 13. 30, Kömt die Hure ins Hertz/ so kömt sie auch in Beutel.
Es setzen sich solche Leute auß der Ehre in die Unehre und Schande.
Salomo saget/ ein guter Name/ ist besser als Silber und Gold.
Diesen grossen Schatz verlieren unzüchtige Leute um ihrer stincken-
den Lust halben. Manche Hure und Ehebrecherin fraget zwar
nichts darnach/ daß man von ihr rede/ sondern saget: Wer keine Hu-
ren und Buben in seinem Geschlecht hat/ der gehe nach Nürnberg und
wische den Reimen auß. Allein/ ich sage euch ihr Gottlose Huren/
wer nicht in die Hölle wil/ der dencke nicht an den Reim zu Nürnberg/

sondern
Die erbare Hure.

Als nun Urias in der Schlacht geblieben/ wird ihm der Koͤnig
keine boͤſe Gedancken davon gemachet/ ſondern gedacht haben/ er habe
das Schwerd wider den Urias nicht gezuckt/ oder den Bogen wider
ihn geſpannet. Es gehe im Kriege alſo her. Das Schwerd freſſe bald
dieſen/ bald jenen. Jn ſolchen Waſſern fange man ſolche Fiſche. Daß
er dem guten Uriaͤ Hoͤrner auffgeſetzet/ wird er fuͤr einen Hoffpoſſen
gehalten haben.

Jch zweiffele nicht/ daß er unter der Zeit offtmals von ſeinem
Hoffprediger und anderen wird gehoͤret haben/ daß die Moͤrder und
Ehebrecher/ das Reich Gottes nicht ererben werden. Allein er wird
gedacht haben/ das gehe ihn nicht an.

Endlich/ da der Prophet Nathan zu ihm kam/ erzehlete ihm
eiue Parabel und ſagte: Du biſt der Mann: Da fieng er an zu wei-
nen/ daß ſein Bette naß wurde/ und da ſein Baſtart kranck war/ lege-
te er ſeine Krone/ und ſeinen Koͤniglichen Mantel ab/ ließ ſeine Tafel
ungedeckt/ und begehrte kein ander Bette/ als die harte Erde.

Meine Zuhoͤrer werden ſich erinnern daß ich ihnen offt zu Ge-
muͤhte gefuͤhret habe/ daß Gott der HErꝛ die Unzucht/ Hurerey und
Ehebruch nicht ungeſtraſſt laſſet/ ſondern daß umb dieſes Laſters
halben/ offt gantze Staͤdte/ Laͤnder und Koͤnigreiche ſeynd ruiniret
worden.

Jch habe ihnen offt zu Gemuͤht gefuͤhret/ daß Gott die Hurer
und Ehebrecher zuſtraffen pflege/ an ihrem Leibe mit Kranckheit/ mit
Frantzoſen/ mit Bruͤchen/ mit Kraͤtze/ Auſſatz/ Duͤrre und dergleichẽ/
oder an ihren Kindern/ daß ihr Geſchlecht abnimbt/ vertilget und
außgerottet wird Semen peregrinum non agit altas radices. Et
peccata ſeminis, puniuntur in ſemine.
Der Same auß unrech-
tem Bette/ wird vertilget/ Pſ. 7. 28. Weißh. 3. 16. Jer. 22. 28. c. 31. 36.
c. 33. 26. und hart geſtrafft werden. 5. Moſ. 28. 59.

Wann die Exempla nicht verhaſſt weren/ wolte ich hier einen
weitlaͤufftigen Diſcurs einfuͤhren. Gemeiniglich ſtrafft Gott unzuͤch-
ge Leute an ihrer Nahrung/ daß ihr Gut unter den Haͤnden zerrinnet/
und ſie nicht wiſſen/ wo es hinkomme.

Ein merckliches Exempel haben wir an dem verlohrnen Sohn/
Luc. 15. 13. 30, Koͤmt die Hure ins Hertz/ ſo koͤmt ſie auch in Beutel.
Es ſetzen ſich ſolche Leute auß der Ehre in die Unehre und Schande.
Salomo ſaget/ ein guter Name/ iſt beſſer als Silber und Gold.
Dieſen groſſen Schatz verlieren unzuͤchtige Leute um ihrer ſtincken-
den Luſt halben. Manche Hure und Ehebrecherin fraget zwar
nichts darnach/ daß man von ihr rede/ ſondern ſaget: Wer keine Hu-
ren und Buben in ſeinem Geſchlecht hat/ der gehe nach Nuͤrnberg uñ
wiſche den Reimen auß. Allein/ ich ſage euch ihr Gottloſe Huren/
wer nicht in die Hoͤlle wil/ der dencke nicht an den Reim zu Nuͤrnbeꝛg/

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[507/0549] Die erbare Hure. Als nun Urias in der Schlacht geblieben/ wird ihm der Koͤnig keine boͤſe Gedancken davon gemachet/ ſondern gedacht haben/ er habe das Schwerd wider den Urias nicht gezuckt/ oder den Bogen wider ihn geſpannet. Es gehe im Kriege alſo her. Das Schwerd freſſe bald dieſen/ bald jenen. Jn ſolchen Waſſern fange man ſolche Fiſche. Daß er dem guten Uriaͤ Hoͤrner auffgeſetzet/ wird er fuͤr einen Hoffpoſſen gehalten haben. Jch zweiffele nicht/ daß er unter der Zeit offtmals von ſeinem Hoffprediger und anderen wird gehoͤret haben/ daß die Moͤrder und Ehebrecher/ das Reich Gottes nicht ererben werden. Allein er wird gedacht haben/ das gehe ihn nicht an. Endlich/ da der Prophet Nathan zu ihm kam/ erzehlete ihm eiue Parabel und ſagte: Du biſt der Mann: Da fieng er an zu wei- nen/ daß ſein Bette naß wurde/ und da ſein Baſtart kranck war/ lege- te er ſeine Krone/ und ſeinen Koͤniglichen Mantel ab/ ließ ſeine Tafel ungedeckt/ und begehrte kein ander Bette/ als die harte Erde. Meine Zuhoͤrer werden ſich erinnern daß ich ihnen offt zu Ge- muͤhte gefuͤhret habe/ daß Gott der HErꝛ die Unzucht/ Hurerey und Ehebruch nicht ungeſtraſſt laſſet/ ſondern daß umb dieſes Laſters halben/ offt gantze Staͤdte/ Laͤnder und Koͤnigreiche ſeynd ruiniret worden. Jch habe ihnen offt zu Gemuͤht gefuͤhret/ daß Gott die Hurer und Ehebrecher zuſtraffen pflege/ an ihrem Leibe mit Kranckheit/ mit Frantzoſen/ mit Bruͤchen/ mit Kraͤtze/ Auſſatz/ Duͤrre und dergleichẽ/ oder an ihren Kindern/ daß ihr Geſchlecht abnimbt/ vertilget und außgerottet wird Semen peregrinum non agit altas radices. Et peccata ſeminis, puniuntur in ſemine. Der Same auß unrech- tem Bette/ wird vertilget/ Pſ. 7. 28. Weißh. 3. 16. Jer. 22. 28. c. 31. 36. c. 33. 26. und hart geſtrafft werden. 5. Moſ. 28. 59. Wann die Exempla nicht verhaſſt weren/ wolte ich hier einen weitlaͤufftigen Diſcurs einfuͤhren. Gemeiniglich ſtrafft Gott unzuͤch- ge Leute an ihrer Nahrung/ daß ihr Gut unter den Haͤnden zerrinnet/ und ſie nicht wiſſen/ wo es hinkomme. Ein merckliches Exempel haben wir an dem verlohrnen Sohn/ Luc. 15. 13. 30, Koͤmt die Hure ins Hertz/ ſo koͤmt ſie auch in Beutel. Es ſetzen ſich ſolche Leute auß der Ehre in die Unehre und Schande. Salomo ſaget/ ein guter Name/ iſt beſſer als Silber und Gold. Dieſen groſſen Schatz verlieren unzuͤchtige Leute um ihrer ſtincken- den Luſt halben. Manche Hure und Ehebrecherin fraget zwar nichts darnach/ daß man von ihr rede/ ſondern ſaget: Wer keine Hu- ren und Buben in ſeinem Geſchlecht hat/ der gehe nach Nuͤrnberg uñ wiſche den Reimen auß. Allein/ ich ſage euch ihr Gottloſe Huren/ wer nicht in die Hoͤlle wil/ der dencke nicht an den Reim zu Nuͤrnbeꝛg/ ſondern

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/549>, abgerufen am 22.11.2024.