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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Die erbare Hure.
begehren/ der hat schon die Ehe mit ihr gebrochen/ in seinem Hertzen.
O wie viel Ehebrecher und Ehebrecherinnen werden offt auß den
Badstuben gehen.

David war ein Prophet/ ein Mann nach dem Hertzen und Wil-
len Gottes/ er hatte Lust am Gesetz des HErrn/ und redete von sei-
nem Gesetz Tag und Nacht. Gleichwol da er sahe/ daß des ehrlichen
Uriä Weib/ nicht ihren gantzen Leib/ sondern ihre zarte weisse Füsse
wusche/ da wurde sein Aug ein Schalck/ und begieng eine solche Thor-
heit/ welche er hernach mit so vielen Thränen beweinete/ daß sein Kö-
nigliches Lager davon naß wurde.

Was beweget die zwey Richter in Jsrael an der Thorheit/ wel-
che sie mit der Susannen verüben wolten? Das brachte das lustige.
Anschauen ihrer zarten Haut und Schönheit zuwege.

Jch weiß auch zum Zehenden gar wol/ daß solche Leute offt
durch hoffärtige Armuht/ und arme Hoffart von dem Teufel zu diesen
Laster getrieben werden. Da bläset er manchem armen hoffärtigen
Mägdlein ein/ es ist besser Huren/ als Stehlen. Es sey noch me keine
um Hurerey willen/ gehengt worden. Da führet er manchen auff den
hohen Berg/ zeiget ihm groß Geld und Gut/ und saget: hier kanstu
zum Herren werden/ so du nur selber wilt/ da ist ein reiches Weib/ trei-
be (pflege) der Liebe mit ihr. Es bleibet wol verborgen.

Ohn Zweiffel ist mit diesem Griff der Joseph in Egypten an-
gegriffen worden/ wie Petrus Lambecius in seiner Historia Li-
teraria in Testamento duodecim Patriarcharum
erwehnet hat.
Allein ich bitte solche gemeine Leute/ daß sie betrachten wollen/ das
Ampt Josephs/ wie Gott demselben sein reines und keusches Hertz
belohnet habe/ als er in seiner Armuht nicht hat wollen an des Hoff-
meisters Potiphars Weib ein Ehebrecher werden. 1. Hatte er einen
gnädigen Gott/ den behielt er auch. Wie der Text 1. Mos. 39. 21. sa-
get: der HErr war mit ihm/ und neigete seine Hülffe zu ihm. II. Ließ
ihn Gott Gnade finden/ für dem Amptmann über das Gefängnüß/
also/ daß alles/ was da geschahe/ durch ihn geschehen muste. Dann der
HErr war mit ihm/ und was er thäte/ da gab Gott Glück zu. III.
Begnadete ihn Gott mit der Gabe Träume außzulegen/ beyde des
Beckers und des Schencken/ welches hernach eine Ursache war/ daß
er zu Gnaden kam/ bey dem Könige IV. Fand er so grosse Gnade bey
dem Pharao/ daß er der ander nach dem Könige gehalten wurde/ dann
also sagte er zu ihm: Mose 41. 40. 41. Du solt über mein Hauß seyn/
und deinem Wort/ sol man als meinem gehorsam seyn/ allein des Kö-
niglichen Stuls wil ich höher seyn/ dann du. Der König thäte seinen
Ring von seiner Hand/ und kleidete ihn mit weisser Seide/ und hieng
ihm eine güldene Kette an seinen Halß/ und ließ ihn auff seinen an-

dern

Die erbare Hure.
begehren/ der hat ſchon die Ehe mit ihr gebrochen/ in ſeinem Hertzen.
O wie viel Ehebrecher und Ehebrecherinnen werden offt auß den
Badſtuben gehen.

David war ein Prophet/ ein Mann nach dem Hertzen und Wil-
len Gottes/ er hatte Luſt am Geſetz des HErꝛn/ und redete von ſei-
nem Geſetz Tag und Nacht. Gleichwol da er ſahe/ daß des ehrlichen
Uriaͤ Weib/ nicht ihren gantzen Leib/ ſondern ihre zarte weiſſe Fuͤſſe
wuſche/ da wurde ſein Aug ein Schalck/ und begieng eine ſolche Thor-
heit/ welche er hernach mit ſo vielen Thraͤnen beweinete/ daß ſein Koͤ-
nigliches Lager davon naß wurde.

Was beweget die zwey Richter in Jſrael an der Thorheit/ wel-
che ſie mit der Suſannen veruͤben wolten? Das brachte das luſtige.
Anſchauen ihrer zarten Haut und Schoͤnheit zuwege.

Jch weiß auch zum Zehenden gar wol/ daß ſolche Leute offt
durch hoffaͤrtige Armuht/ und arme Hoffart von dem Teufel zu dieſẽ
Laſter getrieben werden. Da blaͤſet er manchem armen hoffaͤrtigen
Maͤgdlein ein/ es iſt beſſer Huren/ als Stehlen. Es ſey noch me keine
um Hurerey willen/ gehengt worden. Da fuͤhret er manchen auff den
hohen Berg/ zeiget ihm groß Geld und Gut/ und ſaget: hier kanſtu
zum Herꝛen werden/ ſo du nur ſelber wilt/ da iſt ein reiches Weib/ trei-
be (pflege) der Liebe mit ihr. Es bleibet wol verborgen.

Ohn Zweiffel iſt mit dieſem Griff der Joſeph in Egypten an-
gegriffen worden/ wie Petrus Lambecius in ſeiner Hiſtoria Li-
teraria in Teſtamento duodecim Patriarcharum
erwehnet hat.
Allein ich bitte ſolche gemeine Leute/ daß ſie betrachten wollen/ das
Ampt Joſephs/ wie Gott demſelben ſein reines und keuſches Hertz
belohnet habe/ als er in ſeiner Armuht nicht hat wollen an des Hoff-
meiſters Potiphars Weib ein Ehebrecher werden. 1. Hatte er einen
gnaͤdigen Gott/ den behielt er auch. Wie der Text 1. Moſ. 39. 21. ſa-
get: der HErꝛ war mit ihm/ und neigete ſeine Huͤlffe zu ihm. II. Ließ
ihn Gott Gnade finden/ fuͤr dem Amptmann uͤber das Gefaͤngnuͤß/
alſo/ daß alles/ was da geſchahe/ durch ihn geſchehẽ muſte. Dann der
HErr war mit ihm/ und was er thaͤte/ da gab Gott Gluͤck zu. III.
Begnadete ihn Gott mit der Gabe Traͤume außzulegen/ beyde des
Beckers und des Schencken/ welches hernach eine Urſache war/ daß
er zu Gnaden kam/ bey dem Koͤnige IV. Fand er ſo groſſe Gnade bey
dem Pharao/ daß er der ander nach dem Koͤnige gehalten wurde/ dann
alſo ſagte er zu ihm: Moſe 41. 40. 41. Du ſolt uͤber mein Hauß ſeyn/
und deinem Wort/ ſol man als meinem gehorſam ſeyn/ allein des Koͤ-
niglichen Stuls wil ich hoͤher ſeyn/ dann du. Der Koͤnig thaͤte ſeinen
Ring von ſeiner Hand/ und kleidete ihn mit weiſſer Seide/ und hieng
ihm eine guͤldene Kette an ſeinen Halß/ und ließ ihn auff ſeinen an-

dern
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[516/0558] Die erbare Hure. begehren/ der hat ſchon die Ehe mit ihr gebrochen/ in ſeinem Hertzen. O wie viel Ehebrecher und Ehebrecherinnen werden offt auß den Badſtuben gehen. David war ein Prophet/ ein Mann nach dem Hertzen und Wil- len Gottes/ er hatte Luſt am Geſetz des HErꝛn/ und redete von ſei- nem Geſetz Tag und Nacht. Gleichwol da er ſahe/ daß des ehrlichen Uriaͤ Weib/ nicht ihren gantzen Leib/ ſondern ihre zarte weiſſe Fuͤſſe wuſche/ da wurde ſein Aug ein Schalck/ und begieng eine ſolche Thor- heit/ welche er hernach mit ſo vielen Thraͤnen beweinete/ daß ſein Koͤ- nigliches Lager davon naß wurde. Was beweget die zwey Richter in Jſrael an der Thorheit/ wel- che ſie mit der Suſannen veruͤben wolten? Das brachte das luſtige. Anſchauen ihrer zarten Haut und Schoͤnheit zuwege. Jch weiß auch zum Zehenden gar wol/ daß ſolche Leute offt durch hoffaͤrtige Armuht/ und arme Hoffart von dem Teufel zu dieſẽ Laſter getrieben werden. Da blaͤſet er manchem armen hoffaͤrtigen Maͤgdlein ein/ es iſt beſſer Huren/ als Stehlen. Es ſey noch me keine um Hurerey willen/ gehengt worden. Da fuͤhret er manchen auff den hohen Berg/ zeiget ihm groß Geld und Gut/ und ſaget: hier kanſtu zum Herꝛen werden/ ſo du nur ſelber wilt/ da iſt ein reiches Weib/ trei- be (pflege) der Liebe mit ihr. Es bleibet wol verborgen. Ohn Zweiffel iſt mit dieſem Griff der Joſeph in Egypten an- gegriffen worden/ wie Petrus Lambecius in ſeiner Hiſtoria Li- teraria in Teſtamento duodecim Patriarcharum erwehnet hat. Allein ich bitte ſolche gemeine Leute/ daß ſie betrachten wollen/ das Ampt Joſephs/ wie Gott demſelben ſein reines und keuſches Hertz belohnet habe/ als er in ſeiner Armuht nicht hat wollen an des Hoff- meiſters Potiphars Weib ein Ehebrecher werden. 1. Hatte er einen gnaͤdigen Gott/ den behielt er auch. Wie der Text 1. Moſ. 39. 21. ſa- get: der HErꝛ war mit ihm/ und neigete ſeine Huͤlffe zu ihm. II. Ließ ihn Gott Gnade finden/ fuͤr dem Amptmann uͤber das Gefaͤngnuͤß/ alſo/ daß alles/ was da geſchahe/ durch ihn geſchehẽ muſte. Dann der HErr war mit ihm/ und was er thaͤte/ da gab Gott Gluͤck zu. III. Begnadete ihn Gott mit der Gabe Traͤume außzulegen/ beyde des Beckers und des Schencken/ welches hernach eine Urſache war/ daß er zu Gnaden kam/ bey dem Koͤnige IV. Fand er ſo groſſe Gnade bey dem Pharao/ daß er der ander nach dem Koͤnige gehalten wurde/ dann alſo ſagte er zu ihm: Moſe 41. 40. 41. Du ſolt uͤber mein Hauß ſeyn/ und deinem Wort/ ſol man als meinem gehorſam ſeyn/ allein des Koͤ- niglichen Stuls wil ich hoͤher ſeyn/ dann du. Der Koͤnig thaͤte ſeinen Ring von ſeiner Hand/ und kleidete ihn mit weiſſer Seide/ und hieng ihm eine guͤldene Kette an ſeinen Halß/ und ließ ihn auff ſeinen an- dern

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/558>, abgerufen am 22.11.2024.