Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Regenten-Spiegel. ben/ was man von ihnen gesagt habe. Sie haben ihren König reich ge-macht/ aber sie haben ihrer selbst dabey nicht vergessen. Der erste sey gewesen der Dudlejus, ein Mann auß einer vornehmen Familia, der böse Wercke mit guten Worten hab können überzuckern. Der ander aber sey gewesen der Empsonus, ein armer Schropper/ cui lucri odor bo- nus fuit ex re qualibet. Von diesen beyden sagt er: Hi duo, scientia Iu- risperiti, authoritate Consiliarii, (quemadmodum corruptio rerum opti- marum est pessima) Legem & Iustitiam in absynthium & rapinam verterunt. Grosse Herrn haben sich in diesem Stück wol vorzusehen/ daß sie die Iustitiam wol mainteniren, als welche nechst dem wahren Gottesdienst/ die einige Grundfeste ist aller Regimenter und Herr- schafften auff dieser Welt/ wie Herr Cantzler Reinking in seiner Bibli- schen Policey davon discurrirt lib. 2. axiom. 33. Wir lesen von dem er- sten König in Franckreich/ daß er den heiligen Remigium gefragt hab/ wie lang wol das Königreich Franckreich bestehen werde? Da habe Remigius geantwortet/ so lang darin die heilsame Iustitia, Recht und Gerechtigkeit im Schwang gehen werde. Wiewol Gott wegen aller- ley Sünd und Laster/ die Herrschafften/ Land und Leute straffet/ so ist doch in der Schrifft hin und wider/ sonderlich bey den Propheten zu lesen/ daß es vornemlich geschehe wegen ihrer Ungerechtigkeit. Dem König Jojakim ließ Gott durch den Propheten Jeremiam sagen: Wehe dem/ der sein Hauß mit Sünden bauet/ und seine Gemach mit Unrecht/ der seinen Nehesten umbsonst arbeiten läst/ und gibt ihm sei- nen Lohn nicht. Und dencket/ wolan/ ich wil mir ein groß Hauß bauen/ und weite Palläst/ und läst ihm Fenster darein bauen/ und mit Cedern täfeln/ und roth mahlen. Meynestu/ du wollest König seyn/ weil du mit Cedern prangest? Hat dein Vater (der König Josias) nicht auch gessen und getruncken? Und hielt dennoch über dem Recht und Ge- rechtigkeit/ und gieng ihm wol? Er halff dem Elenden und Armen zu recht/ und gieng ihm wol/ Jer. 22. v. 13. & seqq. Es ließ Gott diesem König Jojakim außtrücklich sagen/ man werde ihn nicht beklagen/ ach Herr! ach Edler! sondern er würde als ein Esel begraben werden. Der Prophet muste ihm und seiner Mutter der Königin ins Gesicht sa- gen/ daß sie würden gen Babylon geführt werden/ umb ihrer Unge- rechtigkeit willen. Sagt dem König und der Königin: Setzet euch herunter. Denn die Kron der Herrligkeit ist von eurem Haupte gefal- len. Herr Cantzler Reinking sagt in seiner Biblischen Policey: Gleich- wie die Gerechtigkeit die vornehmste basis und Grundfeste ist/ darauff gleichsam alle Königreich/ Herrschafften und Regimenter ruhen/ in Friede und gutem Wesen erhalten werden/ also ist die Ungerechtig- keit/ Gewalt und Unrecht/ die Hauptquell aller Unruhe und übeln Zustandes/ dadurch Königreich/ Fürstenthumb und Länder geändert/ umbge- B
Regenten-Spiegel. ben/ was man von ihnen geſagt habe. Sie haben ihren Koͤnig reich ge-macht/ aber ſie haben ihrer ſelbſt dabey nicht vergeſſen. Der erſte ſey geweſen der Dudlejus, ein Mann auß einer vornehmen Familia, der boͤſe Wercke mit guten Worten hab koͤnnen uͤberzuckern. Der ander aber ſey geweſen der Empſonus, ein armer Schropper/ cui lucri odor bo- nus fuit ex re qualibet. Von dieſen beyden ſagt er: Hi duo, ſcientia Iu- risperiti, authoritate Conſiliarii, (quemadmodum corruptio rerum opti- marum eſt peſſima) Legem & Iuſtitiam in abſynthium & rapinam verterunt. Groſſe Herꝛn haben ſich in dieſem Stuͤck wol vorzuſehen/ daß ſie die Iuſtitiam wol mainteniren, als welche nechſt dem wahren Gottesdienſt/ die einige Grundfeſte iſt aller Regimenter und Herꝛ- ſchafften auff dieſer Welt/ wie Herꝛ Cantzler Reinking in ſeiner Bibli- ſchen Policey davon diſcurrirt lib. 2. axiom. 33. Wir leſen von dem er- ſten Koͤnig in Franckreich/ daß er den heiligen Remigium gefragt hab/ wie lang wol das Koͤnigreich Franckreich beſtehen werde? Da habe Remigius geantwortet/ ſo lang darin die heilſame Iuſtitia, Recht und Gerechtigkeit im Schwang gehen werde. Wiewol Gott wegen aller- ley Suͤnd und Laſter/ die Herꝛſchafften/ Land und Leute ſtraffet/ ſo iſt doch in der Schrifft hin und wider/ ſonderlich bey den Propheten zu leſen/ daß es vornemlich geſchehe wegen ihrer Ungerechtigkeit. Dem Koͤnig Jojakim ließ Gott durch den Propheten Jeremiam ſagen: Wehe dem/ der ſein Hauß mit Suͤnden bauet/ und ſeine Gemach mit Unrecht/ der ſeinen Neheſten umbſonſt arbeiten laͤſt/ und gibt ihm ſei- nen Lohn nicht. Und dencket/ wolan/ ich wil mir ein groß Hauß bauen/ und weite Pallaͤſt/ und laͤſt ihm Fenſter darein bauen/ und mit Cedern taͤfeln/ und roth mahlen. Meyneſtu/ du wolleſt Koͤnig ſeyn/ weil du mit Cedern prangeſt? Hat dein Vater (der Koͤnig Joſias) nicht auch geſſen und getruncken? Und hielt dennoch uͤber dem Recht und Ge- rechtigkeit/ und gieng ihm wol? Er halff dem Elenden und Armen zu recht/ und gieng ihm wol/ Jer. 22. v. 13. & ſeqq. Es ließ Gott dieſem Koͤnig Jojakim außtruͤcklich ſagen/ man werde ihn nicht beklagen/ ach Herꝛ! ach Edler! ſondern er wuͤrde als ein Eſel begraben werden. Der Prophet muſte ihm und ſeiner Mutter der Koͤnigin ins Geſicht ſa- gen/ daß ſie wuͤrden gen Babylon gefuͤhrt werden/ umb ihrer Unge- rechtigkeit willen. Sagt dem Koͤnig und der Koͤnigin: Setzet euch herunter. Denn die Kron der Herꝛligkeit iſt von eurem Haupte gefal- len. Herꝛ Cantzler Reinking ſagt in ſeiner Bibliſchen Policey: Gleich- wie die Gerechtigkeit die vornehmſte baſis und Grundfeſte iſt/ darauff gleichſam alle Koͤnigreich/ Herꝛſchafften und Regimenter ruhen/ in Friede und gutem Weſen erhalten werden/ alſo iſt die Ungerechtig- keit/ Gewalt und Unrecht/ die Hauptquell aller Unruhe und uͤbeln Zuſtandes/ dadurch Koͤnigreich/ Fuͤrſtenthumb und Laͤnder geaͤndert/ umbge- B
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Regenten-Spiegel.
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macht/ aber ſie haben ihrer ſelbſt dabey nicht vergeſſen. Der erſte ſey
geweſen der Dudlejus, ein Mann auß einer vornehmen Familia, der
boͤſe Wercke mit guten Worten hab koͤnnen uͤberzuckern. Der ander
aber ſey geweſen der Empſonus, ein armer Schropper/ cui lucri odor bo-
nus fuit ex re qualibet. Von dieſen beyden ſagt er: Hi duo, ſcientia Iu-
risperiti, authoritate Conſiliarii, (quemadmodum corruptio rerum opti-
marum eſt peſſima) Legem & Iuſtitiam in abſynthium & rapinam
verterunt. Groſſe Herꝛn haben ſich in dieſem Stuͤck wol vorzuſehen/
daß ſie die Iuſtitiam wol mainteniren, als welche nechſt dem wahren
Gottesdienſt/ die einige Grundfeſte iſt aller Regimenter und Herꝛ-
ſchafften auff dieſer Welt/ wie Herꝛ Cantzler Reinking in ſeiner Bibli-
ſchen Policey davon diſcurrirt lib. 2. axiom. 33. Wir leſen von dem er-
ſten Koͤnig in Franckreich/ daß er den heiligen Remigium gefragt hab/
wie lang wol das Koͤnigreich Franckreich beſtehen werde? Da habe
Remigius geantwortet/ ſo lang darin die heilſame Iuſtitia, Recht und
Gerechtigkeit im Schwang gehen werde. Wiewol Gott wegen aller-
ley Suͤnd und Laſter/ die Herꝛſchafften/ Land und Leute ſtraffet/ ſo iſt
doch in der Schrifft hin und wider/ ſonderlich bey den Propheten zu
leſen/ daß es vornemlich geſchehe wegen ihrer Ungerechtigkeit. Dem
Koͤnig Jojakim ließ Gott durch den Propheten Jeremiam ſagen:
Wehe dem/ der ſein Hauß mit Suͤnden bauet/ und ſeine Gemach mit
Unrecht/ der ſeinen Neheſten umbſonſt arbeiten laͤſt/ und gibt ihm ſei-
nen Lohn nicht. Und dencket/ wolan/ ich wil mir ein groß Hauß bauen/
und weite Pallaͤſt/ und laͤſt ihm Fenſter darein bauen/ und mit Cedern
taͤfeln/ und roth mahlen. Meyneſtu/ du wolleſt Koͤnig ſeyn/ weil du mit
Cedern prangeſt? Hat dein Vater (der Koͤnig Joſias) nicht auch
geſſen und getruncken? Und hielt dennoch uͤber dem Recht und Ge-
rechtigkeit/ und gieng ihm wol? Er halff dem Elenden und Armen zu
recht/ und gieng ihm wol/ Jer. 22. v. 13. & ſeqq. Es ließ Gott dieſem
Koͤnig Jojakim außtruͤcklich ſagen/ man werde ihn nicht beklagen/ ach
Herꝛ! ach Edler! ſondern er wuͤrde als ein Eſel begraben werden. Der
Prophet muſte ihm und ſeiner Mutter der Koͤnigin ins Geſicht ſa-
gen/ daß ſie wuͤrden gen Babylon gefuͤhrt werden/ umb ihrer Unge-
rechtigkeit willen. Sagt dem Koͤnig und der Koͤnigin: Setzet euch
herunter. Denn die Kron der Herꝛligkeit iſt von eurem Haupte gefal-
len. Herꝛ Cantzler Reinking ſagt in ſeiner Bibliſchen Policey: Gleich-
wie die Gerechtigkeit die vornehmſte baſis und Grundfeſte iſt/ darauff
gleichſam alle Koͤnigreich/ Herꝛſchafften und Regimenter ruhen/ in
Friede und gutem Weſen erhalten werden/ alſo iſt die Ungerechtig-
keit/ Gewalt und Unrecht/ die Hauptquell aller Unruhe und uͤbeln
Zuſtandes/ dadurch Koͤnigreich/ Fuͤrſtenthumb und Laͤnder geaͤndert/
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