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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Calender/


Meinem vielgeliebten
Sohn

ANTON-MENONI
SCHUPPIO,

Jetzo auff der Universität Giessen
studirende/
Wünsche ich im Außgang dieses mir unglückseligen 1658.
Jahrs/ alles glückliches Wohlergehen/ in
Zeit und Ewigkeit.

J. B. SCHUPPIUS D.



VJelgeliebter Sohn/ etc.

Jch habe dein Schrei-
ben empfangen/ und unter andern darauß ersehen/
daß du habest einen Calender gemachet/ und wollest
ihn drucken lassen. Jch muß dir zwar die Thorheit zu
gute halten. Allein du weist wol/ was es bedeute/ wann
ich einen Brieff lese/ und den Kopff stillschweigend schüttele. Deine
selige Mutter hielte nichts von Calender machen. Wann ich unter-
weilen zur Mahlzeit kam/ und in tieffen Gedancken saß/ pflag sie mir
also zuzureden: Mein/ was macht ihr doch jetzo für Calender?
Esset doch/ und lasset das Calender machen bleiben. Eben
dieses Gericht habe ich für euch gekochet. Versuchet es
doch nur.
Jch ließ mich offt überreden/ und ließ ihr zugefallen/ die
Calendergrillen fahren. Wie kömmst du aber zu dem Calender
machen? Jch hätte vermeinet/ ein junger Kerl könne die Zeit auff Uni-

versitäten


Calender/


Meinem vielgeliebten
Sohn

ANTON-MENONI
SCHUPPIO,

Jetzo auff der Univerſitaͤt Gieſſen
ſtudirende/
Wuͤnſche ich im Außgang dieſes miꝛ ungluͤckſeligẽ 1658.
Jahrs/ alles glückliches Wohlergehen/ in
Zeit und Ewigkeit.

J. B. SCHUPPIUS D.



VJelgeliebter Sohn/ ꝛc.

Jch habe dein Schrei-
ben empfangen/ und unter andern darauß erſehen/
daß du habeſt einen Calender gemachet/ und wolleſt
ihn drucken laſſen. Jch muß dir zwar die Thorheit zu
gute halten. Allein du weiſt wol/ was es bedeute/ wann
ich einen Brieff leſe/ und den Kopff ſtillſchweigend ſchuͤttele. Deine
ſelige Mutter hielte nichts von Calender machen. Wann ich unter-
weilen zur Mahlzeit kam/ und in tieffen Gedancken ſaß/ pflag ſie mir
alſo zuzuredẽ: Mein/ was macht ihr doch jetzo fuͤr Calender?
Eſſet doch/ und laſſet das Calender machen bleiben. Eben
dieſes Gericht habe ich fuͤr euch gekochet. Verſuchet es
doch nur.
Jch ließ mich offt uͤberreden/ und ließ ihr zugefallen/ die
Calendergrillen fahren. Wie koͤmmſt du aber zu dem Calender
machen? Jch haͤtte vermeinet/ ein junger Kerl koͤnne die Zeit auff Uni-

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[573/0615] Calender/ Meinem vielgeliebten Sohn ANTON-MENONI SCHUPPIO, Jetzo auff der Univerſitaͤt Gieſſen ſtudirende/ Wuͤnſche ich im Außgang dieſes miꝛ ungluͤckſeligẽ 1658. Jahrs/ alles glückliches Wohlergehen/ in Zeit und Ewigkeit. J. B. SCHUPPIUS D. VJelgeliebter Sohn/ ꝛc. Jch habe dein Schrei- ben empfangen/ und unter andern darauß erſehen/ daß du habeſt einen Calender gemachet/ und wolleſt ihn drucken laſſen. Jch muß dir zwar die Thorheit zu gute halten. Allein du weiſt wol/ was es bedeute/ wann ich einen Brieff leſe/ und den Kopff ſtillſchweigend ſchuͤttele. Deine ſelige Mutter hielte nichts von Calender machen. Wann ich unter- weilen zur Mahlzeit kam/ und in tieffen Gedancken ſaß/ pflag ſie mir alſo zuzuredẽ: Mein/ was macht ihr doch jetzo fuͤr Calender? Eſſet doch/ und laſſet das Calender machen bleiben. Eben dieſes Gericht habe ich fuͤr euch gekochet. Verſuchet es doch nur. Jch ließ mich offt uͤberreden/ und ließ ihr zugefallen/ die Calendergrillen fahren. Wie koͤmmſt du aber zu dem Calender machen? Jch haͤtte vermeinet/ ein junger Kerl koͤnne die Zeit auff Uni- verſitaͤten

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/615>, abgerufen am 26.06.2024.