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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Calender.
Mückenseyger für/ wie jener Münch/ zu welchem ein Spanier in
Beichtstul kommen war/ und hatte gebeichtet/ daß er auff einem Frey-
tag Fleisch gessen hab/ und sey für der Jungfrauen Mariä Bildnüs
vorüber gangen/ und habe den Hut nicht abgezogen. Der Münch hat-
te gesagt/ das seyen zwey grobe schwere Sünd. Zur poenitenz solle
er die zwey ersten Bußpsalmen lesen/ und der Jungfrauen Mariä
zwey Wachsliechter machen lassen. Als der Spanier dieses zu thun
versprochen/ hatte ihn der Mönch absolvirt. Kurtz hernach war der
Spanier wider kommen/ und hatte gesagt/ es seye ihm noch ein pec-
catillo
eingefallen. Der Mönch hatte gefragt/ was es dann für ein
peccatillo seye? Der Spanier hatte geantwortet: Jch glaube nicht
daß ein Gott seye. Ey hatte der Mönch gesagt/ es mag mit dem an-
dern hinpassiren; wann nur die Wachsliechter bracht werden. Was
sol ich ferner von dir sagen du Mückenseyger? Jch habe dich Gottes
gerechtem Gericht anbesohlen/ und sage mit jenem gelehrten Manne
zu Jehna: Maeror abi. Mens laeta redi. Qui cuncta gubernat
illum, qui me jam premit, inveniet.
Sonsten hätte ich zwar Ur-
sach genug/ nicht allein wider die Verkäuffer dieser Paßquill/ sondern
auch wider alle die jenige/ welche sie gekaufft/ gelesen/ und an andere
Ort verschickt haben/ einen Criminal proceß anzustellen/ und wür-
de mich deßwegen niemand beschuldigen können/ daß ich rachgierig
sey/ und handele wider die Ermahnung/ welche ich in meinem Luci-
dor
gethan habe. Dann ich bezeuge mit Gott/ der Hertzen und Nie-
ren prüfet/ daß ich diesen Leuten von gantzem Hertzen verziehen habe/
und wann ich heute diesen Tag von einem unter ihnen angesprochen
würde/ daß ich ihm oder den Seinigen einen Dienst erweisen solte/
ich wolt es thun. Du kennest meinen menschlichen Gebrechen/ daß
ich mich leichtlich über einem Dinge commoviren kan. Allein es ge-
het wider weg/ wie der Wind fürüber gehet. Jch bekenne und beklage/
daß die primi animi mei motus nicht allezeit seyen in mea pote-
state.
Allein wo kan ein ehrlicher redlicher Mann in dieser bösen un-
treuen Welt allzeit gedultig seyn? Moses war ein gedultiger Knecht
Gottes. Aber da ihn die Jsraeliten übel plagten/ da entfuhren
ihm etliche Wort/ wie im Psal. 106. geschrieben stehet. Es hat mich
niemand besser kennen lernen/ als mein hochseliger Fürst und Herr/
der tapffere und großmütige Hessische Held/ Landgraf Johann/
zu deme hatte einsmals ein Edelmann gesagt/ E. Fürstl. Gn. müssen
mit D. Schuppen einen sonderlichen Accord gemacht haben. Jch
wolte das Schloß Braubach nicht geschenckt nehmen/ daß E F. Gn.
ich so kühnlich antworten solte/ wie D. Schuppe unterweilen ant-
wortet. Da hat der theure Held gesagt: Ja ich halte auch nicht jeder-
man zu gute/ was ich D. Schuppen zu gute halte. Es ist nicht ohn/ er

hat

Calender.
Muͤckenſeyger fuͤr/ wie jener Muͤnch/ zu welchem ein Spanier in
Beichtſtul kommen war/ und hatte gebeichtet/ daß er auff einem Frey-
tag Fleiſch geſſen hab/ und ſey fuͤr der Jungfrauen Mariaͤ Bildnuͤs
voruͤber gangen/ und habe den Hut nicht abgezogen. Der Muͤnch hat-
te geſagt/ das ſeyen zwey grobe ſchwere Suͤnd. Zur pœnitenz ſolle
er die zwey erſten Bußpſalmen leſen/ und der Jungfrauen Mariaͤ
zwey Wachsliechter machen laſſen. Als der Spanier dieſes zu thun
verſprochen/ hatte ihn der Moͤnch abſolvirt. Kurtz hernach war der
Spanier wider kommen/ und hatte geſagt/ es ſeye ihm noch ein pec-
catillo
eingefallen. Der Moͤnch hatte gefragt/ was es dann fuͤr ein
peccatillo ſeye? Der Spanier hatte geantwortet: Jch glaube nicht
daß ein Gott ſeye. Ey hatte der Moͤnch geſagt/ es mag mit dem an-
dern hinpaſſiren; wann nur die Wachsliechter bracht werden. Was
ſol ich ferner von dir ſagen du Muͤckenſeyger? Jch habe dich Gottes
gerechtem Gericht anbeſohlen/ und ſage mit jenem gelehrten Manne
zu Jehna: Mæror abi. Mens læta redi. Qui cuncta gubernat
illum, qui me jam premit, inveniet.
Sonſten haͤtte ich zwar Ur-
ſach genug/ nicht allein wider die Verkaͤuffer dieſer Paßquill/ ſondern
auch wider alle die jenige/ welche ſie gekaufft/ geleſen/ und an andere
Ort verſchickt haben/ einen Criminal proceß anzuſtellen/ und wuͤr-
de mich deßwegen niemand beſchuldigen koͤnnen/ daß ich rachgierig
ſey/ und handele wider die Ermahnung/ welche ich in meinem Luci-
dor
gethan habe. Dann ich bezeuge mit Gott/ der Hertzen und Nie-
ren pruͤfet/ daß ich dieſen Leuten von gantzem Hertzen verziehen habe/
und wann ich heute dieſen Tag von einem unter ihnen angeſprochen
wuͤrde/ daß ich ihm oder den Seinigen einen Dienſt erweiſen ſolte/
ich wolt es thun. Du kenneſt meinen menſchlichen Gebrechen/ daß
ich mich leichtlich uͤber einem Dinge commoviren kan. Allein es ge-
het wider weg/ wie der Wind fuͤruͤber gehet. Jch bekenne und beklage/
daß die primi animi mei motus nicht allezeit ſeyen in mea pote-
ſtate.
Allein wo kan ein ehrlicher redlicher Mann in dieſer boͤſen un-
treuen Welt allzeit gedultig ſeyn? Moſes war ein gedultiger Knecht
Gottes. Aber da ihn die Jſraeliten uͤbel plagten/ da entfuhren
ihm etliche Wort/ wie im Pſal. 106. geſchrieben ſtehet. Es hat mich
niemand beſſer kennen lernen/ als mein hochſeliger Fuͤrſt und Herꝛ/
der tapffere und großmuͤtige Heſſiſche Held/ Landgraf Johann/
zu deme hatte einsmals ein Edelmann geſagt/ E. Fuͤrſtl. Gn. muͤſſen
mit D. Schuppen einen ſonderlichen Accord gemacht haben. Jch
wolte das Schloß Braubach nicht geſchenckt nehmen/ daß E F. Gn.
ich ſo kuͤhnlich antworten ſolte/ wie D. Schuppe unterweilen ant-
wortet. Da hat der theure Held geſagt: Ja ich halte auch nicht jeder-
man zu gute/ was ich D. Schuppen zu gute halte. Es iſt nicht ohn/ er

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[592/0634] Calender. Muͤckenſeyger fuͤr/ wie jener Muͤnch/ zu welchem ein Spanier in Beichtſtul kommen war/ und hatte gebeichtet/ daß er auff einem Frey- tag Fleiſch geſſen hab/ und ſey fuͤr der Jungfrauen Mariaͤ Bildnuͤs voruͤber gangen/ und habe den Hut nicht abgezogen. Der Muͤnch hat- te geſagt/ das ſeyen zwey grobe ſchwere Suͤnd. Zur pœnitenz ſolle er die zwey erſten Bußpſalmen leſen/ und der Jungfrauen Mariaͤ zwey Wachsliechter machen laſſen. Als der Spanier dieſes zu thun verſprochen/ hatte ihn der Moͤnch abſolvirt. Kurtz hernach war der Spanier wider kommen/ und hatte geſagt/ es ſeye ihm noch ein pec- catillo eingefallen. Der Moͤnch hatte gefragt/ was es dann fuͤr ein peccatillo ſeye? Der Spanier hatte geantwortet: Jch glaube nicht daß ein Gott ſeye. Ey hatte der Moͤnch geſagt/ es mag mit dem an- dern hinpaſſiren; wann nur die Wachsliechter bracht werden. Was ſol ich ferner von dir ſagen du Muͤckenſeyger? Jch habe dich Gottes gerechtem Gericht anbeſohlen/ und ſage mit jenem gelehrten Manne zu Jehna: Mæror abi. Mens læta redi. Qui cuncta gubernat illum, qui me jam premit, inveniet. Sonſten haͤtte ich zwar Ur- ſach genug/ nicht allein wider die Verkaͤuffer dieſer Paßquill/ ſondern auch wider alle die jenige/ welche ſie gekaufft/ geleſen/ und an andere Ort verſchickt haben/ einen Criminal proceß anzuſtellen/ und wuͤr- de mich deßwegen niemand beſchuldigen koͤnnen/ daß ich rachgierig ſey/ und handele wider die Ermahnung/ welche ich in meinem Luci- dor gethan habe. Dann ich bezeuge mit Gott/ der Hertzen und Nie- ren pruͤfet/ daß ich dieſen Leuten von gantzem Hertzen verziehen habe/ und wann ich heute dieſen Tag von einem unter ihnen angeſprochen wuͤrde/ daß ich ihm oder den Seinigen einen Dienſt erweiſen ſolte/ ich wolt es thun. Du kenneſt meinen menſchlichen Gebrechen/ daß ich mich leichtlich uͤber einem Dinge commoviren kan. Allein es ge- het wider weg/ wie der Wind fuͤruͤber gehet. Jch bekenne und beklage/ daß die primi animi mei motus nicht allezeit ſeyen in mea pote- ſtate. Allein wo kan ein ehrlicher redlicher Mann in dieſer boͤſen un- treuen Welt allzeit gedultig ſeyn? Moſes war ein gedultiger Knecht Gottes. Aber da ihn die Jſraeliten uͤbel plagten/ da entfuhren ihm etliche Wort/ wie im Pſal. 106. geſchrieben ſtehet. Es hat mich niemand beſſer kennen lernen/ als mein hochſeliger Fuͤrſt und Herꝛ/ der tapffere und großmuͤtige Heſſiſche Held/ Landgraf Johann/ zu deme hatte einsmals ein Edelmann geſagt/ E. Fuͤrſtl. Gn. muͤſſen mit D. Schuppen einen ſonderlichen Accord gemacht haben. Jch wolte das Schloß Braubach nicht geſchenckt nehmen/ daß E F. Gn. ich ſo kuͤhnlich antworten ſolte/ wie D. Schuppe unterweilen ant- wortet. Da hat der theure Held geſagt: Ja ich halte auch nicht jeder- man zu gute/ was ich D. Schuppen zu gute halte. Es iſt nicht ohn/ er hat

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/634>, abgerufen am 22.11.2024.