Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Calender. Amsterdam solle auf sein Eyd gefragt werden/ ob er diese Paßquill ge-druckt habe? Wann ers gestehen werde/ so sol ich vom Rath zu Am- sterdam bitten/ daß sie ihm erstlich befehlen wollen/ daß er deß hochge- lahrten Boxhornii Orationem de Satyrica veterum sapientia bald widerumb aufflege/ hernach wolle der Parnassus decretiren was Pieter Janson vor eine Straffe solle aufferleget werden. Jch hör- te Mercurio zu/ und wolte ihm jetzt auff alles antworten/ und rieff meinem Diener/ und begehrte er solle mir meinen Nachtrock bringen/ und bat im Traum/ Mercurius wolle sich gefallen lassen/ und in das nechste Gemach gehen/ ich wolle bald bey ihm seyn. Allein mich dauch- te mein Diener wolte nicht kommen/ und ich rieff so lang im Schlaff/ biß ich endlich erwachte/ und es wurde Tag. Wann nun Mercurius, welcher durch alle Länder läufft/ und sich sonderlich bey Universitäten anmeldet/ etwan zu dir kommet/ so sage/ ich habe dem verfluchten Bu- tyrolambio, allen seinen Handlangern und allen den jenigen/ welche diese Paßquill gekaufft/ gelesen/ unterschiedene Tage bey sich behalten/ sich damit belustiget/ und sie an unterschiedene Oerter verschicket ha- ben/ vor meine Person von gantzem Hertzen verziehen. Allein integri- tas famae meae muß conserviret seyn/ und solt ich auch nicht ein Hembde auff dem Leibe behalten. Jch wil zwar die gelindesten Mittel gebrauchen/ gleichwol aber werde ich mir mein Recht vorbehalten/ nicht nur wider den Autorem dieser Paßquille/ sondern auch wider die Drücker/ wider die Verkäuffer und alle die jenigen/ welche sie un- ter die Leute bracht haben/ einen criminal proceß anzustellen/ wel- ches Recht mir 30. Jahr lang/ wann ich so lang leben sol/ offen stehet/ wie mich ein vornehmer Rechtsgelehrter berichtet hat. Es wird mich niemand deßwegen beschuldigen können/ daß ich rachgierig sey. Dann der Apostel Paulus hatte seinen Feinden den Juden von gantzem Her- tzen verziehen/ also daß er begehrte ein Fluch für sie zu werden/ wann sie nur möchten selig werden. Gleichwol gebraucht er sich ordentlicher Rechtsmittel gegen seine Feinde sich zu schützen. Da er unschuldiger Weise solte gestäupet werden/ berieff er sich auff seine Freyheit/ die er als ein Römischer Bürger hatte. Und da er bey dem Röm. Landpfle- ger kein Recht haben kundte/ berieff er sich auff den Röm. Käyser/ daß er daselbst sein Recht außführen wolte/ und zog nach Rom mit Ge- fahr Leibes und Lebens. Als er nach erlittenen Schiffbruch in die Jn- sul Melite kam/ und ihm bey angezündetem Feuer eine Otter an die Hand fuhr/ da dachten die Leute/ dieser Mensch muß ein Mörder seyn/ welchen die Rach nicht Leben läst/ ob er gleich dem Meer entgan- gen ist. Allein Paulus achtete dieses nicht/ sondern fuhr fort nach Rom/ und wolte seine Sache bey dem Käyser außtragen. Jch will die Paßquill bescheidentlich beantworten. Das übrige befehl ich Gott
Calender. Amſterdam ſolle auf ſein Eyd gefragt werden/ ob er dieſe Paßquill ge-druckt habe? Wann ers geſtehen werde/ ſo ſol ich vom Rath zu Am- ſterdam bitten/ daß ſie ihm erſtlich befehlen wollen/ daß er deß hochge- lahrten Boxhornii Orationem de Satyrica veterum ſapientia bald widerumb aufflege/ hernach wolle der Parnaſſus decretiren was Pieter Janſon vor eine Straffe ſolle aufferleget werden. Jch hoͤr- te Mercurio zu/ und wolte ihm jetzt auff alles antworten/ und rieff meinem Diener/ und begehrte er ſolle mir meinen Nachtrock bringen/ und bat im Traum/ Mercurius wolle ſich gefallen laſſen/ und in das nechſte Gemach gehen/ ich wolle bald bey ihm ſeyn. Allein mich dauch- te mein Diener wolte nicht kommen/ und ich rieff ſo lang im Schlaff/ biß ich endlich erwachte/ und es wurde Tag. Wann nun Mercurius, welcher durch alle Laͤnder laͤufft/ und ſich ſonderlich bey Univerſitaͤten anmeldet/ etwan zu dir kommet/ ſo ſage/ ich habe dem verfluchten Bu- tyrolambio, allen ſeinen Handlangern und allen den jenigen/ welche dieſe Paßquill gekaufft/ geleſen/ unterſchiedene Tage bey ſich behaltẽ/ ſich damit beluſtiget/ und ſie an unterſchiedene Oerter verſchicket ha- ben/ vor meine Perſon von gantzem Hertzen verziehen. Allein integri- tas famæ meæ muß conſerviret ſeyn/ und ſolt ich auch nicht ein Hembde auff dem Leibe behalten. Jch wil zwar die gelindeſten Mittel gebrauchen/ gleichwol aber werde ich mir mein Recht vorbehalten/ nicht nur wider den Autorem dieſer Paßquille/ ſondern auch wider die Druͤcker/ wider die Verkaͤuffer und alle die jenigen/ welche ſie un- ter die Leute bracht haben/ einen criminal proceß anzuſtellen/ wel- ches Recht mir 30. Jahr lang/ wann ich ſo lang leben ſol/ offen ſtehet/ wie mich ein vornehmer Rechtsgelehrter berichtet hat. Es wird mich niemand deßwegen beſchuldigen koͤnnen/ daß ich rachgierig ſey. Dann der Apoſtel Paulus hatte ſeinen Feinden den Juden von gantzem Her- tzen verziehen/ alſo daß er begehrte ein Fluch fuͤr ſie zu werden/ wann ſie nur moͤchten ſelig werden. Gleichwol gebraucht er ſich ordentlicher Rechtsmittel gegen ſeine Feinde ſich zu ſchuͤtzen. Da er unſchuldiger Weiſe ſolte geſtaͤupet werden/ berieff er ſich auff ſeine Freyheit/ die er als ein Roͤmiſcher Buͤrger hatte. Und da er bey dem Roͤm. Landpfle- ger kein Recht haben kundte/ berieff er ſich auff den Roͤm. Kaͤyſer/ daß er daſelbſt ſein Recht außfuͤhren wolte/ und zog nach Rom mit Ge- fahr Leibes und Lebens. Als er nach erlittenen Schiffbruch in die Jn- ſul Melite kam/ und ihm bey angezuͤndetem Feuer eine Otter an die Hand fuhr/ da dachten die Leute/ dieſer Menſch muß ein Moͤrder ſeyn/ welchen die Rach nicht Leben laͤſt/ ob er gleich dem Meer entgan- gen iſt. Allein Paulus achtete dieſes nicht/ ſondern fuhr fort nach Rom/ und wolte ſeine Sache bey dem Kaͤyſer außtragen. Jch will die Paßquill beſcheidentlich beantworten. Das uͤbrige befehl ich Gott
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Calender.
Amſterdam ſolle auf ſein Eyd gefragt werden/ ob er dieſe Paßquill ge-
druckt habe? Wann ers geſtehen werde/ ſo ſol ich vom Rath zu Am-
ſterdam bitten/ daß ſie ihm erſtlich befehlen wollen/ daß er deß hochge-
lahrten Boxhornii Orationem de Satyrica veterum ſapientia
bald widerumb aufflege/ hernach wolle der Parnaſſus decretiren
was Pieter Janſon vor eine Straffe ſolle aufferleget werden. Jch hoͤr-
te Mercurio zu/ und wolte ihm jetzt auff alles antworten/ und rieff
meinem Diener/ und begehrte er ſolle mir meinen Nachtrock bringen/
und bat im Traum/ Mercurius wolle ſich gefallen laſſen/ und in das
nechſte Gemach gehen/ ich wolle bald bey ihm ſeyn. Allein mich dauch-
te mein Diener wolte nicht kommen/ und ich rieff ſo lang im Schlaff/
biß ich endlich erwachte/ und es wurde Tag. Wann nun Mercurius,
welcher durch alle Laͤnder laͤufft/ und ſich ſonderlich bey Univerſitaͤten
anmeldet/ etwan zu dir kommet/ ſo ſage/ ich habe dem verfluchten Bu-
tyrolambio, allen ſeinen Handlangern und allen den jenigen/ welche
dieſe Paßquill gekaufft/ geleſen/ unterſchiedene Tage bey ſich behaltẽ/
ſich damit beluſtiget/ und ſie an unterſchiedene Oerter verſchicket ha-
ben/ vor meine Perſon von gantzem Hertzen verziehen. Allein integri-
tas famæ meæ muß conſerviret ſeyn/ und ſolt ich auch nicht ein
Hembde auff dem Leibe behalten. Jch wil zwar die gelindeſten Mittel
gebrauchen/ gleichwol aber werde ich mir mein Recht vorbehalten/
nicht nur wider den Autorem dieſer Paßquille/ ſondern auch wider
die Druͤcker/ wider die Verkaͤuffer und alle die jenigen/ welche ſie un-
ter die Leute bracht haben/ einen criminal proceß anzuſtellen/ wel-
ches Recht mir 30. Jahr lang/ wann ich ſo lang leben ſol/ offen ſtehet/
wie mich ein vornehmer Rechtsgelehrter berichtet hat. Es wird mich
niemand deßwegen beſchuldigen koͤnnen/ daß ich rachgierig ſey. Dann
der Apoſtel Paulus hatte ſeinen Feinden den Juden von gantzem Her-
tzen verziehen/ alſo daß er begehrte ein Fluch fuͤr ſie zu werden/ wann
ſie nur moͤchten ſelig werden. Gleichwol gebraucht er ſich ordentlicher
Rechtsmittel gegen ſeine Feinde ſich zu ſchuͤtzen. Da er unſchuldiger
Weiſe ſolte geſtaͤupet werden/ berieff er ſich auff ſeine Freyheit/ die er
als ein Roͤmiſcher Buͤrger hatte. Und da er bey dem Roͤm. Landpfle-
ger kein Recht haben kundte/ berieff er ſich auff den Roͤm. Kaͤyſer/ daß
er daſelbſt ſein Recht außfuͤhren wolte/ und zog nach Rom mit Ge-
fahr Leibes und Lebens. Als er nach erlittenen Schiffbruch in die Jn-
ſul Melite kam/ und ihm bey angezuͤndetem Feuer eine Otter an die
Hand fuhr/ da dachten die Leute/ dieſer Menſch muß ein Moͤrder
ſeyn/ welchen die Rach nicht Leben laͤſt/ ob er gleich dem Meer entgan-
gen iſt. Allein Paulus achtete dieſes nicht/ ſondern fuhr fort nach
Rom/ und wolte ſeine Sache bey dem Kaͤyſer außtragen. Jch will
die Paßquill beſcheidentlich beantworten. Das uͤbrige befehl ich
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/636>, abgerufen am 26.06.2024. |