Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Ehrenrettung. wolte mir gerne gantze Universitäten und andere hochgelahrte Leutean den Hals hängen. Allein es soll ihm und dem Teufel nicht gelin- gen. Unter andern sagt er: Jch hab den hocherleuchteten Mann D. Hunnium verspottet/ als ich in meinem Salomon gedacht/ daß der vortrefliche Schronderus, welcher das gelahrte Buch de Com- municatione Idiomatum geschrieben/ als er noch ein Student zu Marpurg gewesen/ zu D. Hunnio kommen sey/ und habe gesagt: Herr Doctor, ich kan in der Theologia wol zu recht kommen/ al- lein ich habe einen einigen Mangel/ ich kan die dicta Scripturae nicht wol behalten. Da hab D. Hunnius auff gut Schwäbisch geantwor- tet: Herr Magischter/ es ischt ein grosser Mangel. Jch ha- be allezeit dafür gehalten/ daß in dieser Antwort eine grosse Theolo- gische Weißheit verborgen stecke. Dann auff Universitäten pflegen die jungen Studenten sich alsobald auff die Controversien zu bege- ben/ ehe sie die Bibel gelesen/ die Augspurgische Confession und an- dere libros Symbolicos, Historias Ecclesiasticas, die Griechi- sche und Hebreische Sprache ihnen bekant gemacht haben/ und be- trachten nicht/ daß Confirmatio veri sey refutatio falsi, und daß die ultima analysis aller Theologischer controversien endlich komme in dieses principium: DEUS dixit. Daß ich diese des theu- ren Hunnii Wort in dem Schwäbischen idiotismo allegiret, und zu einer andern materi appliciret habe/ würde mir Butyrolam- bius keines weges übel außdeuten/ wann er ein redlicher/ auffrichti- ger Christ wäre. Meine Praeceptores zu Marpurg/ sonderlich der hochgelahrte und Sinnreiche D Steuberus und andere/ haben mir diese Herr D. Hunnii Antwort in eben diesem Schwäbischen idio- tismo vorgehalten/ wann sie mich ermahnen wollen/ daß ich die Bi- bel fleissig lesen/ und in einen jeden Glaubens-Articul mir die fun- damental Sprüch recht bekant machen solte. Wann Chrysost. der grosse Theologus, von welchem seine Zuhörer sagten/ sie wolten lie- ber/ daß die Sonne am Firmament nicht scheine/ als ihr Bischoff Chrysost. nicht Prediger seyn solte/ umb eines Dinges willen ge- fraget worden/ und einer hätte referiret, wie Chrysost. in Griechi- scher Sprach geantwortet/ solte das also außgeleget werden/ als wä- re Chrys. dadurch verspottet worden? Jn der Neustadt zu Hamburg ist ein ehrlicher/ frommer und gelahrter Priester/ welcher Nieder- sächsisch predigt/ und ich halte dafür/ daß dem gemeinen Volck sehr damit gedienet sey. Wann nun eine arme Witwe zu ihrer Tochter sag- te! Kind/ wz hat Herr Johan geprediget? und sie antwortete mit Nieder- sächs. Worten? wie sie es gehöret/ solte es heissen/ dz der fromme Prediger dadurch verspottet sey? Gedencke Bntyrolambi, gedencke/ wie du mei- ne Gemein geärgert habest/ Jnden du ihnen solche Ding in Kopf bringest
Ehrenrettung. wolte mir gerne gantze Univerſitaͤten und andere hochgelahrte Leutean den Hals haͤngen. Allein es ſoll ihm und dem Teufel nicht gelin- gen. Unter andern ſagt er: Jch hab den hocherleuchteten Mann D. Hunnium verſpottet/ als ich in meinem Salomon gedacht/ daß der vortrefliche Schronderus, welcher das gelahrte Buch de Com- municatione Idiomatum geſchrieben/ als er noch ein Student zu Marpurg geweſen/ zu D. Hunnio kommen ſey/ und habe geſagt: Herꝛ Doctor, ich kan in der Theologia wol zu recht kommen/ al- lein ich habe einen einigen Mangel/ ich kan die dicta Scripturæ nicht wol behalten. Da hab D. Hunnius auff gut Schwaͤbiſch geantwor- tet: Herꝛ Magiſchter/ es iſcht ein groſſer Mangel. Jch ha- be allezeit dafuͤr gehalten/ daß in dieſer Antwort eine groſſe Theolo- giſche Weißheit verborgen ſtecke. Dann auff Univerſitaͤten pflegen die jungen Studenten ſich alſobald auff die Controverſien zu bege- ben/ ehe ſie die Bibel geleſen/ die Augſpurgiſche Confeſſion und an- dere libros Symbolicos, Hiſtorias Eccleſiaſticas, die Griechi- ſche und Hebreiſche Sprache ihnen bekant gemacht haben/ und be- trachten nicht/ daß Confirmatio veri ſey refutatio falſi, und daß die ultima analyſis aller Theologiſcher controverſien endlich komme in dieſes principium: DEUS dixit. Daß ich dieſe des theu- ren Hunnii Wort in dem Schwaͤbiſchen idiotismo allegiret, uñ zu einer andern materi appliciret habe/ wuͤrde mir Butyrolam- bius keines weges uͤbel außdeuten/ wann er ein redlicher/ auffrichti- ger Chriſt waͤre. Meine Præceptores zu Marpurg/ ſonderlich der hochgelahrte und Sinnreiche D Steuberus und andere/ haben mir dieſe Herꝛ D. Hunnii Antwort in eben dieſem Schwaͤbiſchen idio- tismo vorgehalten/ wann ſie mich ermahnen wollen/ daß ich die Bi- bel fleiſſig leſen/ und in einen jeden Glaubens-Articul mir die fun- damental Spruͤch recht bekant machen ſolte. Wann Chryſoſt. der groſſe Theologus, von welchem ſeine Zuhoͤrer ſagten/ ſie wolten lie- ber/ daß die Sonne am Firmament nicht ſcheine/ als ihr Biſchoff Chryſoſt. nicht Prediger ſeyn ſolte/ umb eines Dinges willen ge- fraget worden/ und einer haͤtte referiret, wie Chryſoſt. in Griechi- ſcher Sprach geantwortet/ ſolte das alſo außgeleget werden/ als waͤ- re Chryſ. dadurch verſpottet worden? Jn der Neuſtadt zu Hamburg iſt ein ehrlicher/ frommer und gelahrter Prieſter/ welcher Nieder- ſaͤchſiſch predigt/ und ich halte dafuͤr/ daß dem gemeinen Volck ſehr damit gedienet ſey. Wañ nun eine arme Witwe zu ihrer Tochter ſag- te! Kind/ wz hat Herꝛ Johan geprediget? uñ ſie antwortete mit Nieder- ſaͤchſ. Wortẽ? wie ſie es gehoͤret/ ſolte es heiſſẽ/ dz der from̃e Prediger dadurch verſpottet ſey? Gedẽcke Bntyrolambi, gedencke/ wie du mei- ne Gemein geaͤꝛgert habeſt/ Jndẽ du ihnẽ ſolche Ding in Kopf bringeſt
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Ehrenrettung.
wolte mir gerne gantze Univerſitaͤten und andere hochgelahrte Leute
an den Hals haͤngen. Allein es ſoll ihm und dem Teufel nicht gelin-
gen. Unter andern ſagt er: Jch hab den hocherleuchteten Mann D.
Hunnium verſpottet/ als ich in meinem Salomon gedacht/ daß
der vortrefliche Schronderus, welcher das gelahrte Buch de Com-
municatione Idiomatum geſchrieben/ als er noch ein Student zu
Marpurg geweſen/ zu D. Hunnio kommen ſey/ und habe geſagt:
Herꝛ Doctor, ich kan in der Theologia wol zu recht kommen/ al-
lein ich habe einen einigen Mangel/ ich kan die dicta Scripturæ nicht
wol behalten. Da hab D. Hunnius auff gut Schwaͤbiſch geantwor-
tet: Herꝛ Magiſchter/ es iſcht ein groſſer Mangel. Jch ha-
be allezeit dafuͤr gehalten/ daß in dieſer Antwort eine groſſe Theolo-
giſche Weißheit verborgen ſtecke. Dann auff Univerſitaͤten pflegen
die jungen Studenten ſich alſobald auff die Controverſien zu bege-
ben/ ehe ſie die Bibel geleſen/ die Augſpurgiſche Confeſſion und an-
dere libros Symbolicos, Hiſtorias Eccleſiaſticas, die Griechi-
ſche und Hebreiſche Sprache ihnen bekant gemacht haben/ und be-
trachten nicht/ daß Confirmatio veri ſey refutatio falſi, und daß
die ultima analyſis aller Theologiſcher controverſien endlich
komme in dieſes principium: DEUS dixit. Daß ich dieſe des theu-
ren Hunnii Wort in dem Schwaͤbiſchen idiotismo allegiret, uñ
zu einer andern materi appliciret habe/ wuͤrde mir Butyrolam-
bius keines weges uͤbel außdeuten/ wann er ein redlicher/ auffrichti-
ger Chriſt waͤre. Meine Præceptores zu Marpurg/ ſonderlich der
hochgelahrte und Sinnreiche D Steuberus und andere/ haben mir
dieſe Herꝛ D. Hunnii Antwort in eben dieſem Schwaͤbiſchen idio-
tismo vorgehalten/ wann ſie mich ermahnen wollen/ daß ich die Bi-
bel fleiſſig leſen/ und in einen jeden Glaubens-Articul mir die fun-
damental Spruͤch recht bekant machen ſolte. Wann Chryſoſt. der
groſſe Theologus, von welchem ſeine Zuhoͤrer ſagten/ ſie wolten lie-
ber/ daß die Sonne am Firmament nicht ſcheine/ als ihr Biſchoff
Chryſoſt. nicht Prediger ſeyn ſolte/ umb eines Dinges willen ge-
fraget worden/ und einer haͤtte referiret, wie Chryſoſt. in Griechi-
ſcher Sprach geantwortet/ ſolte das alſo außgeleget werden/ als waͤ-
re Chryſ. dadurch verſpottet worden? Jn der Neuſtadt zu Hamburg
iſt ein ehrlicher/ frommer und gelahrter Prieſter/ welcher Nieder-
ſaͤchſiſch predigt/ und ich halte dafuͤr/ daß dem gemeinen Volck ſehr
damit gedienet ſey. Wañ nun eine arme Witwe zu ihrer Tochter ſag-
te! Kind/ wz hat Herꝛ Johan geprediget? uñ ſie antwortete mit Nieder-
ſaͤchſ. Wortẽ? wie ſie es gehoͤret/ ſolte es heiſſẽ/ dz der from̃e Prediger
dadurch verſpottet ſey? Gedẽcke Bntyrolambi, gedencke/ wie du mei-
ne Gemein geaͤꝛgert habeſt/ Jndẽ du ihnẽ ſolche Ding in Kopf
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Zitationshilfe: | Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 671. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/713>, abgerufen am 29.06.2024. |