Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Von der Kunst reich zu werden. guten Männern gantz nicht concedirt? Wer nun verschiener Zeitdurch die Strassen und Felder gereiset/ der hat gehört die erste und letz- te Klag/ de Contributionibus, von den Anlagen. Es wird kein Dorf/ kein eintzig Ort seyn in Teutschland/ welches nicht/ entweder von Menschen verlassen/ oder mit Klagen von der Contribution ange- füllt ist worden. Aber es werden gleich die alte Tribut eingefordert/ oder neue gemacht/ so geben doch die Bettler nicht ein eintzigen Pfen- ning. Wie offt werden die Zehend gegeben/ wie offt wird auf allerhand Wahren etwas Zoll geschlagen/ die Bettler werden gantz eximirt, sie passiren und repassiren durch die Brücken/ sie werden über die Flüß geführt/ nicht mit weniger Freyheit als die jenige/ welche der Studenten privilegien gaudiern? Sagt mir/ ob sie nicht der Für- sten und König Freyheiten nachfolgen? Dann sie begehren von nechst dem besten in diesem fall ihren Zoll/ begehren und empfangen ihn/ offt von alten und jungen/ von Edlen so wol als Unedlen/ von gelehrten und gemeinen. Es seye wolfeil oder theur/ sie lassen nicht leichtlich ei- nen ohne Zoll hinweg gehen/ und sie auch fleissig die Franckfurter und andere Messen gebrauchen. Der hochgelehrt und gar verständige Astrologus Hermannus der X x iiij
Von der Kunſt reich zu werden. guten Maͤnnern gantz nicht concedirt? Wer nun verſchiener Zeitdurch die Straſſen und Felder gereiſet/ der hat gehoͤrt die erſte und letz- te Klag/ de Contributionibus, von den Anlagen. Es wird kein Dorf/ kein eintzig Ort ſeyn in Teutſchland/ welches nicht/ entweder von Menſchen verlaſſen/ oder mit Klagen von der Contribution ange- fuͤllt iſt worden. Aber es werden gleich die alte Tribut eingefordert/ oder neue gemacht/ ſo geben doch die Bettler nicht ein eintzigen Pfen- ning. Wie offt werden die Zehend gegeben/ wie offt wird auf allerhand Wahren etwas Zoll geſchlagen/ die Bettler werden gantz eximirt, ſie paſſiren und repaſſiren durch die Bruͤcken/ ſie werden uͤber die Fluͤß gefuͤhrt/ nicht mit weniger Freyheit als die jenige/ welche der Studenten privilegien gaudiern? Sagt mir/ ob ſie nicht der Fuͤr- ſten und Koͤnig Freyheiten nachfolgen? Dann ſie begehren von nechſt dem beſten in dieſem fall ihren Zoll/ begehren und empfangen ihn/ offt von alten und jungen/ von Edlen ſo wol als Unedlen/ von gelehrten und gemeinen. Es ſeye wolfeil oder theur/ ſie laſſen nicht leichtlich ei- nen ohne Zoll hinweg gehen/ und ſie auch fleiſſig die Franckfurter und andere Meſſen gebrauchen. Der hochgelehrt und gar verſtaͤndige Aſtrologus Hermannus der X x iiij
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Von der Kunſt reich zu werden.
guten Maͤnnern gantz nicht concedirt? Wer nun verſchiener Zeit
durch die Straſſen und Felder gereiſet/ der hat gehoͤrt die erſte und letz-
te Klag/ de Contributionibus, von den Anlagen. Es wird kein Dorf/
kein eintzig Ort ſeyn in Teutſchland/ welches nicht/ entweder von
Menſchen verlaſſen/ oder mit Klagen von der Contribution ange-
fuͤllt iſt worden. Aber es werden gleich die alte Tribut eingefordert/
oder neue gemacht/ ſo geben doch die Bettler nicht ein eintzigen Pfen-
ning. Wie offt werden die Zehend gegeben/ wie offt wird auf allerhand
Wahren etwas Zoll geſchlagen/ die Bettler werden gantz eximirt,
ſie paſſiren und repaſſiren durch die Bruͤcken/ ſie werden uͤber die
Fluͤß gefuͤhrt/ nicht mit weniger Freyheit als die jenige/ welche der
Studenten privilegien gaudiern? Sagt mir/ ob ſie nicht der Fuͤr-
ſten und Koͤnig Freyheiten nachfolgen? Dann ſie begehren von nechſt
dem beſten in dieſem fall ihren Zoll/ begehren und empfangen ihn/ offt
von alten und jungen/ von Edlen ſo wol als Unedlen/ von gelehrten
und gemeinen. Es ſeye wolfeil oder theur/ ſie laſſen nicht leichtlich ei-
nen ohne Zoll hinweg gehen/ und ſie auch fleiſſig die Franckfurter und
andere Meſſen gebrauchen.
Der hochgelehrt und gar verſtaͤndige Aſtrologus Hermannus
de Werve, vorſaget offtermalen das kuͤnfftige Ungluͤck/ jetzo der
Harpffen/ vielmal dem Maulwerffen/ bißweilen dem Adler/ biß-
weilen dieſem oder jenem Loͤwen/ bald der/ bald jener Provintz/ oder
Stadt/ welche er pflegt/ weiß nicht mit was Logogryphiſchen ver-
dunckelten Woͤrtern zubeſchreiben. Und machet eben mit dieſem/ daß
wir mit trauriger und zweiffelhafftiger Erwartung/ das kuͤnfftige
Ungluͤck doppeln. Wie dann wegen Betrohung der groſſen Son-
nenfinſternus 1654. das gantze Landvolck erſchreckt/ und an GOtt
mißtrauig worden. Aber die Bettler erſehen ſich in keinem Calender/
befragen kein Aſtrologiſche Warſagung. Wann der Himmel und die
Planetæ dieſer Landſchafft nicht favoriſiren, ſuchen ſie ihre Buͤn-
del zuſammen/ und gehen in ein andere. Fuͤrwar es ſeyn keine die beſſer
wanderen koͤnnen/ als die Bettler. Dieſen als ſtarcken Maͤnnern iſt
ein jeder Boden das Vaterland. Dieſe ſeyn warhafftige Weltliche/
das iſt nicht eines Doͤrffleins oder Marckts; ſondern der gantzen
Welt Jnwohner und Buͤrger/ wie von ihm ſelbſten der allerweiſeſte
Socrates geredt hat. Diß ſeyn welche viel ſtattliche Staͤdt/ Land-
ſchafften und Provintzen durchreiſen/ und ſo viel Voͤlcker Tracht und
Sitten und Anſtellungen/ und Geſatz/ Leben/ Gewonheiten und
Sprachen umbſonſt erlernen. Jhr wißt daß offt den maͤchtigſten
Krigsobriſten/ und anderen gar beruͤhmten Maͤnnern/ dieſe oder jene
Provintz mit Roß und Waͤgen durchzureiſen/ ein gar ſchweres/ und
der
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