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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Dissertatio,
letztlich seyn den Frieden von den Gottlosen zu kauffen/ gez wungen
worden. Aber ihr/ wann ihr mir was glaubt/ werdet in derselbigen
Jnsul/ so noch nicht recht zur Ruhe gestillet ist/ sorgfältig erwarten/
auß was Aschen sich die Flammen wider erheben/ wem es gefalle neue
Streit anzuheben/ was man weiters den schon gar angefüllten Bü-
chern für Bundsschrifften solle zusetzen. Wann ihr Verstand braucht/
auff alle Zufäll erwehlet etliche Leut/ so Kriegs und Stärcke halber
ein Ansehen haben/ die Anffruhren in den ersten Bewegungen wider
zu demmen. Wann euch nicht Obriste ermanglen solten/ welche der
Soldaten Gewalt mit Vernunfft/ oder Fortuna linderen/ so förcht
ihr euch mehr nicht als recht ist/ zu dem unerwartenden Anfall der
Völcker/ oder es wird der Stand der Gemüter also beschaffen seyn/
daß wenig ein so gefährliche That werden wagen. Viel werden es
wollen/ alle aber leyden. Jenige Kriegsleut aber/ sollen nicht allein
treu seyn/ sondern vielmehr verständig/ als geschäfftig/ oder welche
die privat injuri offentlich zu rächen vergnügt seyn. Sonsten wird
die remedirung schwerer seyn als die Kranckheit selber. Nach diesem
Hauptmann kame ein Venedischer Edelmann/ welchen ich öffter ge-
sehen zu haben ingedenck bin/ ein Mann so würdig ist den aller Ge-
schlecht Wunsch zu einem Bürger begehre. Dann unter Handlungen
hat er sein fröliches und ernsthafftigs Gemüth mit Kunst und Emb-
sigkeit angefüllt/ und ist so freundlich/ daß wann er einem ein Gutthat
beweist/ er eine empfangen zu haben erachtet. Dieser nachdem er dem
Bacono ein glückseligen Fortgang gewünscht/ lobte dessen Ziel und
Meynung nach längs. Aber er sprache/ ich bin ingedenck/ daß ich in
der Schul der Philosophorum gehört habe: Kein Finis oder
End komme von sich selbsten/ sondern es werden die Media oder
Mittel darzu erfordert. Unter denselbigen Mitteln aber/ dunckt mich
das Geld zu seyn.

Est Mundus pelagus, Regina pecunianautae,
Navigat in felix, qui caret hujus ope.

Die Welt die ist ein Meer/
Die Schiffleut seyn das Geld/
Zum glücklich Schiffen thun/
Geldhülff muß haben d' Welt.

Die Welt ist ein hohes Meer/ die Regiererin und Schiffleut ist
das Geld. Der schiffet unglücklich/ welcher dieser Hülff ermanglet.

Auff daß derohalben mit der Zeit dein Cassa unter so vielen Auß-
gaben nicht anhebe zu welcken/ so befihle ich dir und den deinigen die
Kauffinanschafft treulich. Die Kauffmanschafft ist gleich einer
Ader oder Porten/ durch welche ein Land zu Reichthumb kommet/
wann mir zu glauben ist. Die Kauffmanschafft ist so frey und ehrlich/

daß

Diſſertatio,
letztlich ſeyn den Frieden von den Gottloſen zu kauffen/ gez wungen
worden. Aber ihr/ wann ihr mir was glaubt/ werdet in derſelbigen
Jnſul/ ſo noch nicht recht zur Ruhe geſtillet iſt/ ſorgfaͤltig erwarten/
auß was Aſchen ſich die Flammen wider erheben/ wem es gefalle neue
Streit anzuheben/ was man weiters den ſchon gar angefuͤllten Buͤ-
chern fuͤr Bundsſchrifften ſolle zuſetzen. Wann ihr Verſtand braucht/
auff alle Zufaͤll erwehlet etliche Leut/ ſo Kriegs und Staͤrcke halber
ein Anſehen haben/ die Anffruhren in den erſten Bewegungen wider
zu demmen. Wann euch nicht Obriſte ermanglen ſolten/ welche der
Soldaten Gewalt mit Vernunfft/ oder Fortuna linderen/ ſo foͤrcht
ihr euch mehr nicht als recht iſt/ zu dem unerwartenden Anfall der
Voͤlcker/ oder es wird der Stand der Gemuͤter alſo beſchaffen ſeyn/
daß wenig ein ſo gefaͤhrliche That werden wagen. Viel werden es
wollen/ alle aber leyden. Jenige Kriegsleut aber/ ſollen nicht allein
treu ſeyn/ ſondern vielmehr verſtaͤndig/ als geſchaͤfftig/ oder welche
die privat injuri offentlich zu raͤchen vergnuͤgt ſeyn. Sonſten wird
die remedirung ſchwerer ſeyn als die Kranckheit ſelber. Nach dieſem
Hauptmann kame ein Venediſcher Edelmann/ welchen ich oͤffter ge-
ſehen zu haben ingedenck bin/ ein Mann ſo wuͤrdig iſt den aller Ge-
ſchlecht Wunſch zu einem Buͤrger begehre. Dann unter Handlungen
hat er ſein froͤliches und ernſthafftigs Gemuͤth mit Kunſt und Emb-
ſigkeit angefuͤllt/ und iſt ſo freundlich/ daß wann er einem ein Gutthat
beweiſt/ er eine empfangen zu haben erachtet. Dieſer nachdem er dem
Bacono ein gluͤckſeligen Fortgang gewuͤnſcht/ lobte deſſen Ziel und
Meynung nach laͤngs. Aber er ſprache/ ich bin ingedenck/ daß ich in
der Schul der Philoſophorum gehoͤrt habe: Kein Finis oder
End komme von ſich ſelbſten/ ſondern es werden die Media oder
Mittel darzu erfordert. Unter denſelbigen Mitteln aber/ dunckt mich
das Geld zu ſeyn.

Eſt Mundus pelagus, Regina pecunianautæ,
Navigat in felix, qui caret hujus ope.

Die Welt die iſt ein Meer/
Die Schiffleut ſeyn das Geld/
Zum gluͤcklich Schiffen thun/
Geldhuͤlff muß haben d’ Welt.

Die Welt iſt ein hohes Meer/ die Regiererin und Schiffleut iſt
das Geld. Der ſchiffet ungluͤcklich/ welcher dieſer Huͤlff ermanglet.

Auff daß derohalben mit der Zeit dein Caſſa unter ſo vielen Auß-
gaben nicht anhebe zu welcken/ ſo befihle ich dir und den deinigen die
Kauffinanſchafft treulich. Die Kauffmanſchafft iſt gleich einer
Ader oder Porten/ durch welche ein Land zu Reichthumb kommet/
wann mir zu glauben iſt. Die Kauffmanſchafft iſt ſo frey und ehrlich/

daß
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/760>, abgerufen am 29.06.2024.