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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
seine Cantzler und Räth/ sein General oder Feldmarschalck/ seine Hof-
prediger und andere vornehme Bediente zu Hofe. Asaria aber der
Sohn Zadock deß Priesters wird der erste unter den Fürsten nach dem
Könige genandt. Da wil ich nun nicht sagen/ daß dieser Asaria/ als ein
Geistlicher bey Salomon gewesen sey/ wie hiebevor der Cardinal Cle-
sel am Käyserl. Hof/ und der Cardinal Richelieu oder Mazarini am
Königl. Hof in Franckreich. Allein ich sehe in heiliger Schrifft/ daß
wann Gott einem Potentaten und seinem Land wol wolle/ so geb er
einen frommen Theologischen Mann/ einen Joseph oder Naemann/
der umb ihn sey/ und alsdann gehet und geräth alles wol. So lang der
fromme Theologus Jojada bey deß Königs Joas Hof das Directo-
rium
führte/ gieng es wol daher/ und König Joas thäte was dem
HErrn wol gesiel/ so bald aber Jojada das Haupt legte/ gieng alles
den Krebsgang/ 2. Reg. c. 11. 2. Par. 24. v. 2. So lange der vornehme
Theologus oder der Lehrer in den Gesichten Gottes/ den Sacharia le-
bete/ regierte der König Usia wol. So bald aber Sacharia todt war/
machte es der König übel/ 2. Par. 26. v. 5. Jn diesem Paß pecciren die
Papisten offtmals in excessu, die Lutheraner in defectu. Bey den Papi-
sten wollen die Clerici alles thun/ die lassen sich offt mehr in weltlichen
Händeln gebrauchen als auff der Cantzel. K. Emanuel in Portugal
hat gemeiniglich in den wichtigsten und vornehmsten Legationen Geist-
liche gebrauchet/ er hat darfür gehalten/ daß keine grosse Unkosten auff
sie gehen. Dann sie dürffen sich so prächtig nicht halten als andere/ und
unterdessen haben sie die opinion, daß sie seyn Legati Dei & Regis, all ihr
Vordringen habe einen Schein der Gottesfurcht/ und sie können mit
ihren langen Mänteln viel Dings bedecken. Eben diesen Rath gibt
Campanella dem König in Spanien/ in seinem Tractat von der Spa-
nischen Monarchi. Jch habe einsmals einen weltberühmten Politi-
cum gekant/ (ob er ein Papist oder Lutheraner gewesen sey/ das lasse
ich ungesagt) welcher dieses Stücklein practicirte/ und wann er etwas
fürhatte/ das nichts taugte/ so brauchte er einen Theologum zu einem
executore. Hätte er einen Politicum gebraucht/ der hätte ihm in die
Karte geguckt/ und hätte von seinem de se in participiren wollen. Aber
wann er die execution einem frommen Theologo anbefahl/ und ihm
zur recompens etwa ein hundert Reichsthlr. verehrte/ da verrichtete
der Theologus alles mit höchstem Fleiß/ und versprach für seinen Pa-
tron viel tausend Vater unser zu beten/ da hergegen ein Statist und
Politicus ihm nicht gedanckt hätte/ wann er schon an statt der hundert
Reichsthaler/ tausend Ducaten bekommen hätte. Sehet/ lieber Phi-
landerson/ also gehet es in der Welt! Wann Gott einen grossen Po-
tentaten/ und seine Land und Leute sonderlich straffen wil/ so gibt er
auch einem frommen David einen Achitophel an die Seite/ der sich

also
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Regenten-Spiegel.
ſeine Cantzler und Raͤth/ ſein General oder Feldmarſchalck/ ſeine Hof-
prediger und andere vornehme Bediente zu Hofe. Aſaria aber der
Sohn Zadock deß Prieſters wird der erſte unter den Fuͤrſten nach dem
Koͤnige genandt. Da wil ich nun nicht ſagen/ daß dieſer Aſaria/ als ein
Geiſtlicher bey Salomon geweſen ſey/ wie hiebevor der Cardinal Cle-
ſel am Kaͤyſerl. Hof/ und der Cardinal Richelieu oder Mazarini am
Koͤnigl. Hof in Franckreich. Allein ich ſehe in heiliger Schrifft/ daß
wann Gott einem Potentaten und ſeinem Land wol wolle/ ſo geb er
einen frommen Theologiſchen Mann/ einen Joſeph oder Naemann/
der umb ihn ſey/ und alsdann gehet und geraͤth alles wol. So lang der
fromme Theologus Jojada bey deß Koͤnigs Joas Hof das Directo-
rium
fuͤhrte/ gieng es wol daher/ und Koͤnig Joas thaͤte was dem
HErꝛn wol geſiel/ ſo bald aber Jojada das Haupt legte/ gieng alles
den Krebsgang/ 2. Reg. c. 11. 2. Par. 24. v. 2. So lange der vornehme
Theologus oder der Lehrer in den Geſichten Gottes/ den Sacharia le-
bete/ regierte der Koͤnig Uſia wol. So bald aber Sacharia todt war/
machte es der Koͤnig uͤbel/ 2. Par. 26. v. 5. Jn dieſem Paß pecciren die
Papiſten offtmals in exceſſu, die Lutheraner in defectu. Bey den Papi-
ſten wollen die Clerici alles thun/ die laſſen ſich offt mehr in weltlichen
Haͤndeln gebrauchen als auff der Cantzel. K. Emanuel in Portugal
hat gemeiniglich in den wichtigſten und vornehmſten Legationen Geiſt-
liche gebrauchet/ er hat darfuͤr gehalten/ daß keine groſſe Unkoſten auff
ſie gehen. Dann ſie duͤrffen ſich ſo praͤchtig nicht halten als andere/ und
unterdeſſen haben ſie die opinion, daß ſie ſeyn Legati Dei & Regis, all ihr
Vordringen habe einen Schein der Gottesfurcht/ und ſie koͤnnen mit
ihren langen Maͤnteln viel Dings bedecken. Eben dieſen Rath gibt
Campanella dem Koͤnig in Spanien/ in ſeinem Tractat von der Spa-
niſchen Monarchi. Jch habe einsmals einen weltberuͤhmten Politi-
cum gekant/ (ob er ein Papiſt oder Lutheraner geweſen ſey/ das laſſe
ich ungeſagt) welcher dieſes Stuͤcklein practicirte/ und wann er etwas
fuͤrhatte/ das nichts taugte/ ſo brauchte er einen Theologum zu einem
executore. Haͤtte er einen Politicum gebraucht/ der haͤtte ihm in die
Karte geguckt/ und haͤtte von ſeinem de ſe in participiren wollen. Aber
wann er die execution einem frommen Theologo anbefahl/ und ihm
zur recompens etwa ein hundert Reichsthlr. verehrte/ da verꝛichtete
der Theologus alles mit hoͤchſtem Fleiß/ und verſprach fuͤr ſeinen Pa-
tron viel tauſend Vater unſer zu beten/ da hergegen ein Statiſt und
Politicus ihm nicht gedanckt haͤtte/ wann er ſchon an ſtatt der hundert
Reichsthaler/ tauſend Ducaten bekommen haͤtte. Sehet/ lieber Phi-
landerſon/ alſo gehet es in der Welt! Wann Gott einen groſſen Po-
tentaten/ und ſeine Land und Leute ſonderlich ſtraffen wil/ ſo gibt er
auch einem frommen David einen Achitophel an die Seite/ der ſich

alſo
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[37/0079] Regenten-Spiegel. ſeine Cantzler und Raͤth/ ſein General oder Feldmarſchalck/ ſeine Hof- prediger und andere vornehme Bediente zu Hofe. Aſaria aber der Sohn Zadock deß Prieſters wird der erſte unter den Fuͤrſten nach dem Koͤnige genandt. Da wil ich nun nicht ſagen/ daß dieſer Aſaria/ als ein Geiſtlicher bey Salomon geweſen ſey/ wie hiebevor der Cardinal Cle- ſel am Kaͤyſerl. Hof/ und der Cardinal Richelieu oder Mazarini am Koͤnigl. Hof in Franckreich. Allein ich ſehe in heiliger Schrifft/ daß wann Gott einem Potentaten und ſeinem Land wol wolle/ ſo geb er einen frommen Theologiſchen Mann/ einen Joſeph oder Naemann/ der umb ihn ſey/ und alsdann gehet und geraͤth alles wol. So lang der fromme Theologus Jojada bey deß Koͤnigs Joas Hof das Directo- rium fuͤhrte/ gieng es wol daher/ und Koͤnig Joas thaͤte was dem HErꝛn wol geſiel/ ſo bald aber Jojada das Haupt legte/ gieng alles den Krebsgang/ 2. Reg. c. 11. 2. Par. 24. v. 2. So lange der vornehme Theologus oder der Lehrer in den Geſichten Gottes/ den Sacharia le- bete/ regierte der Koͤnig Uſia wol. So bald aber Sacharia todt war/ machte es der Koͤnig uͤbel/ 2. Par. 26. v. 5. Jn dieſem Paß pecciren die Papiſten offtmals in exceſſu, die Lutheraner in defectu. Bey den Papi- ſten wollen die Clerici alles thun/ die laſſen ſich offt mehr in weltlichen Haͤndeln gebrauchen als auff der Cantzel. K. Emanuel in Portugal hat gemeiniglich in den wichtigſten und vornehmſten Legationen Geiſt- liche gebrauchet/ er hat darfuͤr gehalten/ daß keine groſſe Unkoſten auff ſie gehen. Dann ſie duͤrffen ſich ſo praͤchtig nicht halten als andere/ und unterdeſſen haben ſie die opinion, daß ſie ſeyn Legati Dei & Regis, all ihr Vordringen habe einen Schein der Gottesfurcht/ und ſie koͤnnen mit ihren langen Maͤnteln viel Dings bedecken. Eben dieſen Rath gibt Campanella dem Koͤnig in Spanien/ in ſeinem Tractat von der Spa- niſchen Monarchi. Jch habe einsmals einen weltberuͤhmten Politi- cum gekant/ (ob er ein Papiſt oder Lutheraner geweſen ſey/ das laſſe ich ungeſagt) welcher dieſes Stuͤcklein practicirte/ und wann er etwas fuͤrhatte/ das nichts taugte/ ſo brauchte er einen Theologum zu einem executore. Haͤtte er einen Politicum gebraucht/ der haͤtte ihm in die Karte geguckt/ und haͤtte von ſeinem de ſe in participiren wollen. Aber wann er die execution einem frommen Theologo anbefahl/ und ihm zur recompens etwa ein hundert Reichsthlr. verehrte/ da verꝛichtete der Theologus alles mit hoͤchſtem Fleiß/ und verſprach fuͤr ſeinen Pa- tron viel tauſend Vater unſer zu beten/ da hergegen ein Statiſt und Politicus ihm nicht gedanckt haͤtte/ wann er ſchon an ſtatt der hundert Reichsthaler/ tauſend Ducaten bekommen haͤtte. Sehet/ lieber Phi- landerſon/ alſo gehet es in der Welt! Wann Gott einen groſſen Po- tentaten/ und ſeine Land und Leute ſonderlich ſtraffen wil/ ſo gibt er auch einem frommen David einen Achitophel an die Seite/ der ſich alſo C iij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/79>, abgerufen am 24.11.2024.