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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Dissertatio
Herden vollgefüllt/ oder ein Trüchlein mit Ducaten und Reichstha-
lern beladen. Dann diß ist der jenige Haußraht/ welcher zu noth-
wendigem Gebrauch/ zu Unterhaltung guten Namens und Wür-
den/ zu schweren und unverhofften Fällen kan dienen. Dieses hat mich
auch die Erfahrung gelehrt/ diese drey Ding seyn nicht sicher allen
und überall zu zeigen/ sonderlich zu Hof: Ein Weib nemblich so schön
ist ein köstlicher gut süsser Wein/ und baar Geld. Endlichen habe ich
auß Conversation mit unterschiedlichen Leuten erlernet/ daß zwey
Ding verdrießlich seyn/ und das dritte unerträglich. 1. Der Arbeit
machet denen/ die nicht mehr müssig seyn/ als wann sie müssig seyn.
2. Der vor einer Thür stäts begehrt. 3. Ein Armer und Ungelehr-
ter so unversehens Reich und berühmbt worden. O wann du mein
Hülffbrauchen woltest Bacone/ würd ich machen/ daß du verstün-
dest/ daß die Holländer in diesem Fall nicht thöricht seyn/ welche sa-
gen/ daß ein Mensch in der Jugend/ oder im Alter thöricht werde.
Und glaube mir/ es sey ein alte Thorheit viel gefährlicher/ als der
jungen Narrheit. Dann die Alten von Meinung der Weißheit voll-
getruncken/ wollen die Thorheit nicht von sich werffen. Die Jüngling
aber nach verworffener Völle/ erkennen ihre Fehler/ und leiden Er-
mahner. Jener Patricius von Wormbs hatte das Gemüht Baco-
ni
leichtlich auff sein Seiten gezogen. Dann er sahe ihn mit liebli-
chem Angesicht an/ und mit der lincken Hand schluge er seine Wan-
gen/ bittend/ daß er ihme zu den Saurbrünnenlein gehenden/ und
von diesem allem zu antworten begierlichen nachfolgete. Unter diesem
hatte ein Minister von Wormbs/ nicht wenig gestudiert/ dieses ge-
höret/ welcher nach fürwitzigem anschauen/ letztlich sprache: Entwe-
der meine Augen sehen wenig/ oder ich sihe dich/ O guter/ daß du vor
diesem bey dem Fluß Lano herrscheste? Was für ein Unglück hat
dich zu diesem des Rheins Gestatt geworffen? siehest du diese Ver-
zeichnus meiner Freund/ welcher du auff eine Zeit diese Wort beyge-
schrieben: Herr/ gib dich zu erkennen/ mich zu kennen/ die Welt zu ken-
nen? Jch bitte dich/ daß du dieses mit kurtzem expliciren eylends er-
leuchtest. Jch wurde Schamroth/ und bittete umb Gottes und der
Menschen willen/ daß dieser ungereimbte Discipul, still schweige/
und dieses von dem Bacono selbst/ kürtzlich hörete. Aber ich möchte
den unzeitlich fragenden nicht stillen/ streckte derohalben den Finger
auff dieses zu lesen/ was anderstwo weitläufftiger/ entweders von
andern für gehalten worden/ oder von mir zu proponiren ist. Es
seyn zwey/ sprache ich/ welche ein weiser Christlicher Mann halten
und betrachten soll. Wie nemlich er in diesem und im zukünfftigen Le-
ben wol möge leben. Es seyn aber drey Stück darzu vonnöhten.
Gott/ die Welt und sich selbst erkennen. Von der Erkandnus Gottes

will

Diſſertatio
Herden vollgefuͤllt/ oder ein Truͤchlein mit Ducaten und Reichstha-
lern beladen. Dann diß iſt der jenige Haußraht/ welcher zu noth-
wendigem Gebrauch/ zu Unterhaltung guten Namens und Wuͤr-
den/ zu ſchweren und unverhofften Faͤllen kan dienen. Dieſes hat mich
auch die Erfahrung gelehrt/ dieſe drey Ding ſeyn nicht ſicher allen
und uͤberall zu zeigen/ ſonderlich zu Hof: Ein Weib nemblich ſo ſchoͤn
iſt ein koͤſtlicher gut ſuͤſſer Wein/ und baar Geld. Endlichen habe ich
auß Converſation mit unterſchiedlichen Leuten erlernet/ daß zwey
Ding verdrießlich ſeyn/ und das dritte unertraͤglich. 1. Der Arbeit
machet denen/ die nicht mehr muͤſſig ſeyn/ als wann ſie muͤſſig ſeyn.
2. Der vor einer Thuͤr ſtaͤts begehrt. 3. Ein Armer und Ungelehr-
ter ſo unverſehens Reich und beruͤhmbt worden. O wann du mein
Huͤlffbrauchen wolteſt Bacone/ wuͤrd ich machen/ daß du verſtuͤn-
deſt/ daß die Hollaͤnder in dieſem Fall nicht thoͤricht ſeyn/ welche ſa-
gen/ daß ein Menſch in der Jugend/ oder im Alter thoͤricht werde.
Und glaube mir/ es ſey ein alte Thorheit viel gefaͤhrlicher/ als der
jungen Narꝛheit. Dann die Alten von Meinung der Weißheit voll-
getruncken/ wollen die Thorheit nicht von ſich werffen. Die Juͤngling
aber nach verworffener Voͤlle/ erkennen ihre Fehler/ und leiden Er-
mahner. Jener Patricius von Wormbs hatte das Gemuͤht Baco-
ni
leichtlich auff ſein Seiten gezogen. Dann er ſahe ihn mit liebli-
chem Angeſicht an/ und mit der lincken Hand ſchluge er ſeine Wan-
gen/ bittend/ daß er ihme zu den Saurbruͤnnenlein gehenden/ und
von dieſem allem zu antworten begierlichen nachfolgete. Unteꝛ dieſem
hatte ein Miniſter von Wormbs/ nicht wenig geſtudiert/ dieſes ge-
hoͤret/ welcher nach fuͤrwitzigem anſchauen/ letztlich ſprache: Entwe-
der meine Augen ſehen wenig/ oder ich ſihe dich/ O guter/ daß du vor
dieſem bey dem Fluß Lano herꝛſcheſte? Was fuͤr ein Ungluͤck hat
dich zu dieſem des Rheins Geſtatt geworffen? ſieheſt du dieſe Ver-
zeichnus meiner Freund/ welcher du auff eine Zeit dieſe Wort beyge-
ſchrieben: Herꝛ/ gib dich zu erkennen/ mich zu kennen/ die Welt zu ken-
nen? Jch bitte dich/ daß du dieſes mit kurtzem expliciren eylends er-
leuchteſt. Jch wurde Schamroth/ und bittete umb Gottes und der
Menſchen willen/ daß dieſer ungereimbte Diſcipul, ſtill ſchweige/
und dieſes von dem Bacono ſelbſt/ kuͤrtzlich hoͤrete. Aber ich moͤchte
den unzeitlich fragenden nicht ſtillen/ ſtreckte derohalben den Finger
auff dieſes zu leſen/ was anderſtwo weitlaͤufftiger/ entweders von
andern fuͤr gehalten worden/ oder von mir zu proponiren iſt. Es
ſeyn zwey/ ſprache ich/ welche ein weiſer Chriſtlicher Mann halten
und betrachten ſoll. Wie nemlich er in dieſem und im zukuͤnfftigen Le-
ben wol moͤge leben. Es ſeyn aber drey Stuͤck darzu vonnoͤhten.
Gott/ die Welt und ſich ſelbſt erkennen. Von der Erkandnus Gottes

will
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[762/0804] Diſſertatio Herden vollgefuͤllt/ oder ein Truͤchlein mit Ducaten und Reichstha- lern beladen. Dann diß iſt der jenige Haußraht/ welcher zu noth- wendigem Gebrauch/ zu Unterhaltung guten Namens und Wuͤr- den/ zu ſchweren und unverhofften Faͤllen kan dienen. Dieſes hat mich auch die Erfahrung gelehrt/ dieſe drey Ding ſeyn nicht ſicher allen und uͤberall zu zeigen/ ſonderlich zu Hof: Ein Weib nemblich ſo ſchoͤn iſt ein koͤſtlicher gut ſuͤſſer Wein/ und baar Geld. Endlichen habe ich auß Converſation mit unterſchiedlichen Leuten erlernet/ daß zwey Ding verdrießlich ſeyn/ und das dritte unertraͤglich. 1. Der Arbeit machet denen/ die nicht mehr muͤſſig ſeyn/ als wann ſie muͤſſig ſeyn. 2. Der vor einer Thuͤr ſtaͤts begehrt. 3. Ein Armer und Ungelehr- ter ſo unverſehens Reich und beruͤhmbt worden. O wann du mein Huͤlffbrauchen wolteſt Bacone/ wuͤrd ich machen/ daß du verſtuͤn- deſt/ daß die Hollaͤnder in dieſem Fall nicht thoͤricht ſeyn/ welche ſa- gen/ daß ein Menſch in der Jugend/ oder im Alter thoͤricht werde. Und glaube mir/ es ſey ein alte Thorheit viel gefaͤhrlicher/ als der jungen Narꝛheit. Dann die Alten von Meinung der Weißheit voll- getruncken/ wollen die Thorheit nicht von ſich werffen. Die Juͤngling aber nach verworffener Voͤlle/ erkennen ihre Fehler/ und leiden Er- mahner. Jener Patricius von Wormbs hatte das Gemuͤht Baco- ni leichtlich auff ſein Seiten gezogen. Dann er ſahe ihn mit liebli- chem Angeſicht an/ und mit der lincken Hand ſchluge er ſeine Wan- gen/ bittend/ daß er ihme zu den Saurbruͤnnenlein gehenden/ und von dieſem allem zu antworten begierlichen nachfolgete. Unteꝛ dieſem hatte ein Miniſter von Wormbs/ nicht wenig geſtudiert/ dieſes ge- hoͤret/ welcher nach fuͤrwitzigem anſchauen/ letztlich ſprache: Entwe- der meine Augen ſehen wenig/ oder ich ſihe dich/ O guter/ daß du vor dieſem bey dem Fluß Lano herꝛſcheſte? Was fuͤr ein Ungluͤck hat dich zu dieſem des Rheins Geſtatt geworffen? ſieheſt du dieſe Ver- zeichnus meiner Freund/ welcher du auff eine Zeit dieſe Wort beyge- ſchrieben: Herꝛ/ gib dich zu erkennen/ mich zu kennen/ die Welt zu ken- nen? Jch bitte dich/ daß du dieſes mit kurtzem expliciren eylends er- leuchteſt. Jch wurde Schamroth/ und bittete umb Gottes und der Menſchen willen/ daß dieſer ungereimbte Diſcipul, ſtill ſchweige/ und dieſes von dem Bacono ſelbſt/ kuͤrtzlich hoͤrete. Aber ich moͤchte den unzeitlich fragenden nicht ſtillen/ ſtreckte derohalben den Finger auff dieſes zu leſen/ was anderſtwo weitlaͤufftiger/ entweders von andern fuͤr gehalten worden/ oder von mir zu proponiren iſt. Es ſeyn zwey/ ſprache ich/ welche ein weiſer Chriſtlicher Mann halten und betrachten ſoll. Wie nemlich er in dieſem und im zukuͤnfftigen Le- ben wol moͤge leben. Es ſeyn aber drey Stuͤck darzu vonnoͤhten. Gott/ die Welt und ſich ſelbſt erkennen. Von der Erkandnus Gottes will

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/804>, abgerufen am 22.11.2024.