Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Teutscher Lucianus. Meine Frau wil nicht darin willigen. Jch kan dir nicht helffen. Habich mit diesen Reden/ welche ich nicht auff der Cantzel/ sondern in pri- vat discursen fürbracht/ die Höll verdient/ wie Butyrolambius pralet? Jch frage abermals alle meine Zuhörer auff ihre Seel und Gewissen/ ob sie diese Histori in der Kirchen von mir gehört haben? Jch achte Bu- tyrolambium, M. Bernd zu Dreßden/ den Calender-Schreiber zu Leipzig/ und andere Lemmel viel zu gering/ daß ich umb ihrentwillen/ meine ordentliche Arbeit versäumen soll. Allein wann mir GOtt ein- mal einen frölichen. Tag beschert/ daß ich zu einer Hochzeit oder einer andern Gasterey geladen werde/ werde ich immerdar an solche Lemmel gedencken/ und werde sehen/ daß immerdar einer etwas wo nicht alsbald in Schrifften/ iedoch in Gedancken so in Schrifften kom- men sollen/ von mir bekomme. Es ist fast kein Paragraphus in Butyrolambii Paßquill/ davon [Abbildung]
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Teutſcher Lucianus. Meine Frau wil nicht darin willigen. Jch kan dir nicht helffen. Habich mit dieſen Reden/ welche ich nicht auff der Cantzel/ ſondern in pri- vat diſcurſen fuͤrbracht/ die Hoͤll verdient/ wie Butyrolambius pralet? Jch frage abermals alle meine Zuhoͤrer auff ihre Seel und Gewiſſen/ ob ſie dieſe Hiſtori in der Kirchen von mir gehoͤrt habẽ? Jch achte Bu- tyrolambium, M. Bernd zu Dreßden/ den Calender-Schreiber zu Leipzig/ und andere Lemmel viel zu gering/ daß ich umb ihrentwillen/ meine ordentliche Arbeit verſaͤumen ſoll. Allein wann mir GOtt ein- mal einen froͤlichen. Tag beſchert/ daß ich zu einer Hochzeit oder einer andern Gaſterey geladen werde/ werde ich immerdar an ſolche Lemmel gedencken/ und werde ſehen/ daß immerdar einer etwas wo nicht alsbald in Schrifften/ iedoch in Gedancken ſo in Schrifften kom- men ſollen/ von mir bekomme. Es iſt faſt kein Paragraphus in Butyrolambii Paßquill/ davon [Abbildung]
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Teutſcher Lucianus.
Meine Frau wil nicht darin willigen. Jch kan dir nicht helffen. Hab
ich mit dieſen Reden/ welche ich nicht auff der Cantzel/ ſondern in pri-
vat diſcurſen fuͤrbracht/ die Hoͤll verdient/ wie Butyrolambius pralet?
Jch frage abermals alle meine Zuhoͤrer auff ihre Seel und Gewiſſen/
ob ſie dieſe Hiſtori in der Kirchen von mir gehoͤrt habẽ? Jch achte Bu-
tyrolambium, M. Bernd zu Dreßden/ den Calender-Schreiber zu
Leipzig/ und andere Lemmel viel zu gering/ daß ich umb ihrentwillen/
meine ordentliche Arbeit verſaͤumen ſoll. Allein wann mir GOtt ein-
mal einen froͤlichen. Tag beſchert/ daß ich zu einer Hochzeit oder einer
andern Gaſterey geladen werde/ werde ich immerdar an ſolche Lemmel
gedencken/ und werde ſehen/ daß immerdar einer etwas wo nicht
alsbald in Schrifften/ iedoch in Gedancken ſo in Schrifften kom-
men ſollen/ von mir bekomme.
Es iſt faſt kein Paragraphus in Butyrolambii Paßquill/ davon
ich nicht ein eigen Tractaͤtlein ſchreiben/ und ihm beweiſen wolte/ was
fuͤr eine boßhafftige Seel bey ihm ſey/ und was er fuͤr Narren poſſen
in ſeiner Paßquill fuͤrbringe. Allein die Zeit iſt mir viel zu koͤſtlich.
Jch hab mir fuͤrgenommen ich wolle dem Teuffel zu Trotz/ und mei-
nen Zuhoͤren zu Nutz/ immer etwas widerlegen bey muͤſſigen
Stunden/ biß gantz Teuſchland bezeugen koͤnne/ daß Butyrolambius
M. Bernd und ihr Anhang ſolcher Stoͤß genugſam bekommen ha-
ben/ welche ſie geſucht/ und auff ihre Schultern ge-
wuͤnſcht oder verdienet haben/
Adieu.
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