Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Fabul-Hanß. Aber weil sich der theure Mann an der Biblia/ neben viel Predi- Jm schönen Hof-Psalm/ welches der 101. den Doctor Creutzi- Uber Tische hab ich etliche gute Fabeln von Jhme gehöret/ als Jtem/ wie man meldet/ daß etliche Hurneusel grosse Klöster-Gü- Jch hab auch gesehen/ daß unser Doctor den Sächsischen Rencke- Grosse Leut haben je und je solcher verdeckter und vermummlicher Kurtz-
Fabul-Hanß. Aber weil ſich der theure Mann an der Biblia/ neben viel Predi- Jm ſchoͤnen Hof-Pſalm/ welches der 101. den Doctor Creutzi- Uber Tiſche hab ich etliche gute Fabeln von Jhme gehoͤret/ als Jtem/ wie man meldet/ daß etliche Hurneuſel groſſe Kloͤſter-Guͤ- Jch hab auch geſehen/ daß unſer Doctor den Saͤchſiſchen Rencke- Groſſe Leut haben je und je ſolcher verdeckter und vermummlicher Kurtz-
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Fabul-Hanß.
Aber weil ſich der theure Mann an der Biblia/ neben viel Predi-
gen und Schreiben/ abgearbeitet/ verblieb diß angefangene Werck/
welches Anfang gleichwol Magister Georg Roͤrer hernachmals in den
Neunten Theil der Teutſchen Buͤcher Lutheri hat bringen laſſen. Ob
aber wol dieſer nuͤtzliche Eſopus nicht zum Ende bracht/ hat doch der
Herr Doctor zuvor und hernach/ uͤber Tiſch und in ſeinen Buͤchern/
wenn er zumal vom Regiment und Hof-Weſen pflegte zu reden/ der
alten Fabeln und vernuͤnfftiger Spruͤchwoͤrter/ ſo in Teutſche Sprach
auß den Fabeln kommen ſeyn/ gerne gebrauchet.
Jm ſchoͤnen Hof-Pſalm/ welches der 101. den Doctor Creutzi-
ger fuͤr die gelehrteſte und weiſeſte Schrifft in Teutfcher Sprach hielt/
gedencket der Doctor deß Affen/ ſo Holtz ſpalten wolte/ und deß Keils
vergaß/ und da er die Axt außzog/ daruͤber zu Schaden kam. Denn
wenn ſich einer frembder Haͤndel und erſtehet/ die er nicht gelernet/ ge-
het es ſelten ohne Nachtheil ab. Er gedencket auch deß Froſches/ ſo
auff dem Heller ſaß/ und ſich ruͤhmet/ Gelt braͤcht Ehre. Wie auch der
Schwermer ſpottet/ die eytel Ruͤhmen fuͤrgaben/ mit dem alten
Spruͤchwort: Ruͤhme dich Raͤuplein/ dein Vatter war ein Kohl-
Wurm.
Uber Tiſche hab ich etliche gute Fabeln von Jhme gehoͤret/ als
von der Krohe/ ſo die Affen ſtraffete/ die auß eim Johanneswuͤrmlein
Feuer blaſen wolten/ und daruͤber ihren Kopff verlohr. Alſo gehets/
wenn man andern Leuten/ die kein Verſtand haben/ einreden will/ Af-
fen und Pfaffen laſſen ſich nicht ſtraffen/ wie ich auß langer Erfahrung
bin gewahr worden. Jtem/ da man eines erwehnet/ der ſich ſehr
heuchleriſch und glimpfflich ſtellet/ gedachte er deß ſchoͤnen Spruͤch-
Worts/ ſo auß dem Maͤhrlein von der alten Mauß/ und ihrem Toͤch-
terlein geſponnen iſt/ welche einen rauſchenden Han/ und ſchleichende
Katze ſahen/ und ſich uͤber dem Leiſe-Tritt hart verwunderten/ Huͤte
dich/ ſagt die Mutter-Mauß/ fuͤrn Schleichern/ die Rauſcher thun dir
lang nichts.
Jtem/ wie man meldet/ daß etliche Hurneuſel groſſe Kloͤſter-Guͤ-
ter an ſich gezogen/ und Hof-Schrantzen damit begnadet haͤtten/ ſagt
er: Eſopus lehret/ wenn jemand ein Braten vom Altar zucket/ bleibt
gemeinlich ein gluͤend Koͤhlein daran hencken/ das brenne Neſt und
Jungen/ wie dem Adler geſchach
Jch hab auch geſehen/ daß unſer Doctor den Saͤchſiſchen Rencke-
fuchs mit zu Tiſche getragen/ und uͤber Eſſen darinn geleſen hat/ wie er
auch ſeinem Sohn etliche Teutſche Fabeln zum Argument vorſchrie-
be/ die er verlateinen ſolte/ wie ich hernach der einen gedencken will.
Groſſe Leut haben je und je ſolcher verdeckter und vermummlicher
Reden gern gebrauchet/ und bißweilen nicht allein zum Schertz und
Kurtz-
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