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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Fabul-Hanß.
Jotham sich bey groben und wilden Leuten habe wollen hören lassen/
da aber er gedacht auff eine werckliche Fabul/ darinnen er Moysis/
Josuä/ und seines lieben Vatters Gideons treue Dienste/ und unzeh-
liche Wolthat/ höflich in den dreyen fruchtbaren Bäumen widerholet/
und im Dorn-Busch den neuen und ordentlichen Regenten/ der Magd
Sohn/ meisterlich und künstlich abgemahlet habe. Er erkläret diese
Fabel also/ daß ich mich sehr darmit belustige. XVII. Sagt
Matthesius, daß nicht nur Vornehme/ sondern auch andere ehrliche
Biderleute/ so wol im Regiment/ als auch in Kirchen und Schulen/
nach ihrer vielfaltigen Arbeit/ ihre ehrliche Freude/ lustige Kurtzweil/
und liebliche Ergötzligkeit gesuchet haben. S. Johannes der heilige
Apostel und Evangelist habe unterweilens seine Kurtzweil gehabt mit
seinen Vögelein und Rephünerlein/ und habe bißweilen mit den Sei-
nigen zum Sichernmahl geschossen. Keyser Carol und Keyser Maxi-
milian haben ihre Lust gesucht im Jagen. Der Evangelist Marcus
habe unterweilens vor die lange Weil gemahlet/ etc. Wer will es denn
Antenorn verdencken/ wenn er unterweilens nach vieler grosser Arbeit/
nach vielen grossen Widerwertigkeiten/ jemand läst zu sich kommen zu
einer Philosophischen Mahlzeit/ und ein Philosophisches Gespräch mit
ihm hält? Oder nach der Mahlzeit seinem Diener/ oder etwa einem
frembden Studenten einen lustigen discours in die Feder dictieret?
Dieses ist die einige recreation, welche Antenor hat. Und dieselbige
kan und mag man ihm ja wol gönnen. Ein Bogen der allezeit gespan-
net ist/ verlahmet und verdirbet endlich. XIIX. Auß dieser Pre-
digt sihest du/ Hochgeehrter Leser/ daß Lutherus nicht allein ein Fabul-
Hauß gewesen sey/ sondern auch seinen Sohn Johannem habe zu ei-
nem Fabul-Hansen machen wollen/ indem er ihm underschiedene Fa-
beln hat vorgelesen/ welche er in die Lateinische Sprache hat versetzen
müssen/ gestalt denn Matthesius gedencket/ daß er seinem Sohn habe
eine Fabel vorgelesen von einem Krebs/ welcher habe über Land reysen
wollen/ und sey underwegens kommen zu einer Schlangen/ etc. Durch
diese Fabeln hat er ihm die Lehr geben wollen/ daß ein tückischer Freund
viel ärger sey/ als ein offentlicher zorniger Feind. Das hat Lutherus
ohne Zweiffel nicht auß Büchern/ sondern auß Erfahrung gelernet.
XIX. Nicht nur Lutherus und sein Sohn Johannes sind Fabul-
Hansen gewesen/ sondern auch Philippus Melanchthon, der Hochge-
lahrte Mann/ welchen auch seine ärgste Feinde in und ausser Teutsch-
land/ seiner Philosophischen Wissenschafft halben geliebet und gelobet
haben. Matthesius erzehlet eine Fabel/ welche er ihm und seinen Freun-
den in Wiesenthal erzehlet habe von einer grossen Schlangen/ und ei-
nem Baurn. XX. Jch halte daryor/ daß durch die schöne Fabel

von

Fabul-Hanß.
Jotham ſich bey groben und wilden Leuten habe wollen hoͤren laſſen/
da aber er gedacht auff eine werckliche Fabul/ darinnen er Moyſis/
Joſuaͤ/ und ſeines lieben Vatters Gideons treue Dienſte/ und unzeh-
liche Wolthat/ hoͤflich in den dreyen fruchtbaren Baͤumen widerholet/
und im Dorn-Buſch den neuen und ordentlichen Regenten/ der Magd
Sohn/ meiſterlich und kuͤnſtlich abgemahlet habe. Er erklaͤret dieſe
Fabel alſo/ daß ich mich ſehr darmit beluſtige. XVII. Sagt
Mattheſius, daß nicht nur Vornehme/ ſondern auch andere ehrliche
Biderleute/ ſo wol im Regiment/ als auch in Kirchen und Schulen/
nach ihrer vielfaltigen Arbeit/ ihre ehrliche Freude/ luſtige Kurtzweil/
und liebliche Ergoͤtzligkeit geſuchet haben. S. Johannes der heilige
Apoſtel und Evangeliſt habe unterweilens ſeine Kurtzweil gehabt mit
ſeinen Voͤgelein und Rephuͤnerlein/ und habe bißweilen mit den Sei-
nigen zum Sichernmahl geſchoſſen. Keyſer Carol und Keyſer Maxi-
milian haben ihre Luſt geſucht im Jagen. Der Evangeliſt Marcus
habe unterweilens vor die lange Weil gemahlet/ ꝛc. Wer will es denn
Antenorn verdencken/ wenn er unterweilens nach vieler groſſer Arbeit/
nach vielen groſſen Widerwertigkeiten/ jemand laͤſt zu ſich kommen zu
einer Philoſophiſchen Mahlzeit/ und ein Philoſophiſches Geſpraͤch mit
ihm haͤlt? Oder nach der Mahlzeit ſeinem Diener/ oder etwa einem
frembden Studenten einen luſtigen diſcours in die Feder dictieret?
Dieſes iſt die einige recreation, welche Antenor hat. Und dieſelbige
kan und mag man ihm ja wol goͤnnen. Ein Bogen der allezeit geſpan-
net iſt/ verlahmet und verdirbet endlich. XIIX. Auß dieſer Pre-
digt ſiheſt du/ Hochgeehrter Leſer/ daß Lutherus nicht allein ein Fabul-
Hauß geweſen ſey/ ſondern auch ſeinen Sohn Johannem habe zu ei-
nem Fabul-Hanſen machen wollen/ indem er ihm underſchiedene Fa-
beln hat vorgeleſen/ welche er in die Lateiniſche Sprache hat verſetzen
muͤſſen/ geſtalt denn Mattheſius gedencket/ daß er ſeinem Sohn habe
eine Fabel vorgeleſen von einem Krebs/ welcher habe uͤber Land reyſen
wollen/ und ſey underwegens kommen zu einer Schlangen/ ꝛc. Durch
dieſe Fabeln hat er ihm die Lehr geben wollen/ daß ein tuͤckiſcher Freund
viel aͤrger ſey/ als ein offentlicher zorniger Feind. Das hat Lutherus
ohne Zweiffel nicht auß Buͤchern/ ſondern auß Erfahrung gelernet.
XIX. Nicht nur Lutherus und ſein Sohn Johannes ſind Fabul-
Hanſen geweſen/ ſondern auch Philippus Melanchthon, der Hochge-
lahrte Mann/ welchen auch ſeine aͤrgſte Feinde in und auſſer Teutſch-
land/ ſeiner Philoſophiſchen Wiſſenſchafft halben geliebet und gelobet
haben. Mattheſius erzehlet eine Fabel/ welche er ihm und ſeinen Freun-
den in Wieſenthal erzehlet habe von einer groſſen Schlangen/ und ei-
nem Baurn. XX. Jch halte daryor/ daß durch die ſchoͤne Fabel

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[846/0888] Fabul-Hanß. Jotham ſich bey groben und wilden Leuten habe wollen hoͤren laſſen/ da aber er gedacht auff eine werckliche Fabul/ darinnen er Moyſis/ Joſuaͤ/ und ſeines lieben Vatters Gideons treue Dienſte/ und unzeh- liche Wolthat/ hoͤflich in den dreyen fruchtbaren Baͤumen widerholet/ und im Dorn-Buſch den neuen und ordentlichen Regenten/ der Magd Sohn/ meiſterlich und kuͤnſtlich abgemahlet habe. Er erklaͤret dieſe Fabel alſo/ daß ich mich ſehr darmit beluſtige. XVII. Sagt Mattheſius, daß nicht nur Vornehme/ ſondern auch andere ehrliche Biderleute/ ſo wol im Regiment/ als auch in Kirchen und Schulen/ nach ihrer vielfaltigen Arbeit/ ihre ehrliche Freude/ luſtige Kurtzweil/ und liebliche Ergoͤtzligkeit geſuchet haben. S. Johannes der heilige Apoſtel und Evangeliſt habe unterweilens ſeine Kurtzweil gehabt mit ſeinen Voͤgelein und Rephuͤnerlein/ und habe bißweilen mit den Sei- nigen zum Sichernmahl geſchoſſen. Keyſer Carol und Keyſer Maxi- milian haben ihre Luſt geſucht im Jagen. Der Evangeliſt Marcus habe unterweilens vor die lange Weil gemahlet/ ꝛc. Wer will es denn Antenorn verdencken/ wenn er unterweilens nach vieler groſſer Arbeit/ nach vielen groſſen Widerwertigkeiten/ jemand laͤſt zu ſich kommen zu einer Philoſophiſchen Mahlzeit/ und ein Philoſophiſches Geſpraͤch mit ihm haͤlt? Oder nach der Mahlzeit ſeinem Diener/ oder etwa einem frembden Studenten einen luſtigen diſcours in die Feder dictieret? Dieſes iſt die einige recreation, welche Antenor hat. Und dieſelbige kan und mag man ihm ja wol goͤnnen. Ein Bogen der allezeit geſpan- net iſt/ verlahmet und verdirbet endlich. XIIX. Auß dieſer Pre- digt ſiheſt du/ Hochgeehrter Leſer/ daß Lutherus nicht allein ein Fabul- Hauß geweſen ſey/ ſondern auch ſeinen Sohn Johannem habe zu ei- nem Fabul-Hanſen machen wollen/ indem er ihm underſchiedene Fa- beln hat vorgeleſen/ welche er in die Lateiniſche Sprache hat verſetzen muͤſſen/ geſtalt denn Mattheſius gedencket/ daß er ſeinem Sohn habe eine Fabel vorgeleſen von einem Krebs/ welcher habe uͤber Land reyſen wollen/ und ſey underwegens kommen zu einer Schlangen/ ꝛc. Durch dieſe Fabeln hat er ihm die Lehr geben wollen/ daß ein tuͤckiſcher Freund viel aͤrger ſey/ als ein offentlicher zorniger Feind. Das hat Lutherus ohne Zweiffel nicht auß Buͤchern/ ſondern auß Erfahrung gelernet. XIX. Nicht nur Lutherus und ſein Sohn Johannes ſind Fabul- Hanſen geweſen/ ſondern auch Philippus Melanchthon, der Hochge- lahrte Mann/ welchen auch ſeine aͤrgſte Feinde in und auſſer Teutſch- land/ ſeiner Philoſophiſchen Wiſſenſchafft halben geliebet und gelobet haben. Mattheſius erzehlet eine Fabel/ welche er ihm und ſeinen Freun- den in Wieſenthal erzehlet habe von einer groſſen Schlangen/ und ei- nem Baurn. XX. Jch halte daryor/ daß durch die ſchoͤne Fabel von

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 846. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/888>, abgerufen am 22.11.2024.