Schurz, Karl: Der Studentencongreß zu Eisenach am 25. September 1848. Bonn, 1848.um den Commissionen die gar zu sehr mangelnde Zeit zu gründlicher Durcharbeitung ihrer Objekte zu gewähren. Aus diesem Umstande ist denn auch die außerordentliche Kürze des Verfassungsentwurfes der deutschen Universitäten zu erklären, den bis in seine Consequenzen auszuarbeiten, in den wenigen Tagen in keiner Weise ermöglicht werden konnte. Ueberhaupt aber war der Congreß genöthigt, viele als richtig aufstoßende Frage unberücksichtigt liegen zu lassen, wodurch denn manche Lücke, die in den Resultaten des Congresses zu bedauern ist, unvermeidlich wurde. Man hat sich manchfach in den Zeitungen wundern wollen, daß das Studentenparlament zur Erstrebung seiner Resultate so lange Zeit gebraucht; vernünftigen Leuten wird es gewiß eher auffallend erscheinen, daß er so schnell fertig geworden ist; denn abgesehen von der Wichtigkeit aller jener Objekte, so heißt es doch von 70-80 jungen Männern, die meistens im Reden ziemlich geübt, aber keineswegs gesonnen sind, diese Uebungen bald einzustellen, gar viel Enthaltsamkeit bewiesen, wenn sie in so wenigen Tagen über so viele Prinzipienfragen hinauskommen, deren Behandlung sie mit großer Liebhaberei betreiben. Doch ist die Schnelligkeit, mit der man selbst über die bedeutendsten Punkte hinwegkam, der großen prinzipiellen Einigkeit zuzuschreiben, die sich von Anfang an kund gab; denn es waren nur sehr wenige zufälligen Eindruck eines Beschlusses plötzlich hervorgerufen, sondern daß er vielmehr von der Hallenser Studentenschaft zur Wahlbedingung gemacht gewesen. Fast wunderlich klingt es demnach, wenn einige Abgeordnete, welche noch, bevor irgend eine Prinzipienfrage der Universitäts-Reorganisation im Mindesten berührt worden, davon gingen, von einem Zeitungs-Correspondenten eine "gesinnungstüchtige Minorität" genannt werden. Ist es etwa gesinnungstüchtiger, vor der Ahnung eines Kampfes davon zu laufen, als nach tapfrer Gegenwehr ehrenvoll zu unterliegen? Doch gilt dies mehr dem Correspondenten, als den Hallensern.
um den Commissionen die gar zu sehr mangelnde Zeit zu gründlicher Durcharbeitung ihrer Objekte zu gewähren. Aus diesem Umstande ist denn auch die außerordentliche Kürze des Verfassungsentwurfes der deutschen Universitäten zu erklären, den bis in seine Consequenzen auszuarbeiten, in den wenigen Tagen in keiner Weise ermöglicht werden konnte. Ueberhaupt aber war der Congreß genöthigt, viele als richtig aufstoßende Frage unberücksichtigt liegen zu lassen, wodurch denn manche Lücke, die in den Resultaten des Congresses zu bedauern ist, unvermeidlich wurde. Man hat sich manchfach in den Zeitungen wundern wollen, daß das Studentenparlament zur Erstrebung seiner Resultate so lange Zeit gebraucht; vernünftigen Leuten wird es gewiß eher auffallend erscheinen, daß er so schnell fertig geworden ist; denn abgesehen von der Wichtigkeit aller jener Objekte, so heißt es doch von 70–80 jungen Männern, die meistens im Reden ziemlich geübt, aber keineswegs gesonnen sind, diese Uebungen bald einzustellen, gar viel Enthaltsamkeit bewiesen, wenn sie in so wenigen Tagen über so viele Prinzipienfragen hinauskommen, deren Behandlung sie mit großer Liebhaberei betreiben. Doch ist die Schnelligkeit, mit der man selbst über die bedeutendsten Punkte hinwegkam, der großen prinzipiellen Einigkeit zuzuschreiben, die sich von Anfang an kund gab; denn es waren nur sehr wenige zufälligen Eindruck eines Beschlusses plötzlich hervorgerufen, sondern daß er vielmehr von der Hallenser Studentenschaft zur Wahlbedingung gemacht gewesen. Fast wunderlich klingt es demnach, wenn einige Abgeordnete, welche noch, bevor irgend eine Prinzipienfrage der Universitäts-Reorganisation im Mindesten berührt worden, davon gingen, von einem Zeitungs-Correspondenten eine „gesinnungstüchtige Minorität“ genannt werden. Ist es etwa gesinnungstüchtiger, vor der Ahnung eines Kampfes davon zu laufen, als nach tapfrer Gegenwehr ehrenvoll zu unterliegen? Doch gilt dies mehr dem Correspondenten, als den Hallensern.
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um den Commissionen die gar zu sehr mangelnde Zeit zu gründlicher Durcharbeitung ihrer Objekte zu gewähren. Aus diesem Umstande ist denn auch die außerordentliche Kürze des Verfassungsentwurfes der deutschen Universitäten zu erklären, den bis in seine Consequenzen auszuarbeiten, in den wenigen Tagen in keiner Weise ermöglicht werden konnte. Ueberhaupt aber war der Congreß genöthigt, viele als richtig aufstoßende Frage unberücksichtigt liegen zu lassen, wodurch denn manche Lücke, die in den Resultaten des Congresses zu bedauern ist, unvermeidlich wurde.
Man hat sich manchfach in den Zeitungen wundern wollen, daß das Studentenparlament zur Erstrebung seiner Resultate so lange Zeit gebraucht; vernünftigen Leuten wird es gewiß eher auffallend erscheinen, daß er so schnell fertig geworden ist; denn abgesehen von der Wichtigkeit aller jener Objekte, so heißt es doch von 70–80 jungen Männern, die meistens im Reden ziemlich geübt, aber keineswegs gesonnen sind, diese Uebungen bald einzustellen, gar viel Enthaltsamkeit bewiesen, wenn sie in so wenigen Tagen über so viele Prinzipienfragen hinauskommen, deren Behandlung sie mit großer Liebhaberei betreiben. Doch ist die Schnelligkeit, mit der man selbst über die bedeutendsten Punkte hinwegkam, der großen prinzipiellen Einigkeit zuzuschreiben, die sich von Anfang an kund gab; denn es waren nur sehr wenige *)
*) zufälligen Eindruck eines Beschlusses plötzlich hervorgerufen, sondern daß er vielmehr von der Hallenser Studentenschaft zur Wahlbedingung gemacht gewesen. Fast wunderlich klingt es demnach, wenn einige Abgeordnete, welche noch, bevor irgend eine Prinzipienfrage der Universitäts-Reorganisation im Mindesten berührt worden, davon gingen, von einem Zeitungs-Correspondenten eine „gesinnungstüchtige Minorität“ genannt werden. Ist es etwa gesinnungstüchtiger, vor der Ahnung eines Kampfes davon zu laufen, als nach tapfrer Gegenwehr ehrenvoll zu unterliegen? Doch gilt dies mehr dem Correspondenten, als den Hallensern.
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