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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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an den Felsen und trank nach Herzenslust, bis er wie
ein gesättigter Stier sich auf die Erde legte." So sprach
Aegle und zeigte ihnen den Felsquell, um den bald alle
Helden sich drängten. Der erfrischende Trunk machte sie
wieder fröhlich, und: "wahrlich," sprach einer, nachdem er
die brennenden Lippen noch einmal genetzt, "auch getrennt
von uns hat Herkules seine Genossen noch gerettet!
Möchten wir ihn doch auf unserer ferneren Wanderung
noch begegnen!" So machten sie sich auf, der eine da,
der andere dorthin, den Helden zu suchen. Als sie wie¬
der zurückgekommen waren, glaubte ihn nur der scharf¬
blickende Lynceus von ferne gesehen zu haben, aber nur
etwa so wie ein Bauer den Neumond hinter Wolken er¬
blickt zu haben meint, und er versicherte, daß Niemand
den Schweifenden erreichen werde. Endlich, nachdem sie
durch unglückliche Zufälle zwei Genossen verloren und be¬
trauert hatten, bestiegen sie das Schiff wieder. Lange
suchten sie vergebens aus der Tritonischen Bucht in die
offene See zu gelangen; der Wind bließ ihnen entgegen
und das Schiff kreuzte unruhig in dem Hafen hin und
her wie eine Schlange, die vergebens aus ihrem Versteck
hervorzudringen strebt und zischend mit funkelnden Augen
ihr Haupt da und dorthin kehrt. Auf den Rath des
Sehers Orpheus stiegen sie daher noch einmal ans Land
und weihten den einheimischen Göttern den größten Opfer¬
dreifuß, den sie im Schiffe besaßen und den sie am Ge¬
stade zurückließen. Auf dem Rückwege begegnete ihnen
der Meeresgott Triton in Jünglingsgestalt. Er hub eine
Erdscholle vom Boden auf und reichte sie als Zeichen der
Gastfreundschaft dem Helden Euphemus, der sie in seinem
Busen barg. "Mich hat der Vater," sprach der Meergott,

an den Felſen und trank nach Herzensluſt, bis er wie
ein geſättigter Stier ſich auf die Erde legte.“ So ſprach
Aegle und zeigte ihnen den Felsquell, um den bald alle
Helden ſich drängten. Der erfriſchende Trunk machte ſie
wieder fröhlich, und: „wahrlich,“ ſprach einer, nachdem er
die brennenden Lippen noch einmal genetzt, „auch getrennt
von uns hat Herkules ſeine Genoſſen noch gerettet!
Möchten wir ihn doch auf unſerer ferneren Wanderung
noch begegnen!“ So machten ſie ſich auf, der eine da,
der andere dorthin, den Helden zu ſuchen. Als ſie wie¬
der zurückgekommen waren, glaubte ihn nur der ſcharf¬
blickende Lynceus von ferne geſehen zu haben, aber nur
etwa ſo wie ein Bauer den Neumond hinter Wolken er¬
blickt zu haben meint, und er verſicherte, daß Niemand
den Schweifenden erreichen werde. Endlich, nachdem ſie
durch unglückliche Zufälle zwei Genoſſen verloren und be¬
trauert hatten, beſtiegen ſie das Schiff wieder. Lange
ſuchten ſie vergebens aus der Tritoniſchen Bucht in die
offene See zu gelangen; der Wind bließ ihnen entgegen
und das Schiff kreuzte unruhig in dem Hafen hin und
her wie eine Schlange, die vergebens aus ihrem Verſteck
hervorzudringen ſtrebt und ziſchend mit funkelnden Augen
ihr Haupt da und dorthin kehrt. Auf den Rath des
Sehers Orpheus ſtiegen ſie daher noch einmal ans Land
und weihten den einheimiſchen Göttern den größten Opfer¬
dreifuß, den ſie im Schiffe beſaßen und den ſie am Ge¬
ſtade zurückließen. Auf dem Rückwege begegnete ihnen
der Meeresgott Triton in Jünglingsgeſtalt. Er hub eine
Erdſcholle vom Boden auf und reichte ſie als Zeichen der
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Buſen barg. „Mich hat der Vater,“ ſprach der Meergott,

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[166/0192] an den Felſen und trank nach Herzensluſt, bis er wie ein geſättigter Stier ſich auf die Erde legte.“ So ſprach Aegle und zeigte ihnen den Felsquell, um den bald alle Helden ſich drängten. Der erfriſchende Trunk machte ſie wieder fröhlich, und: „wahrlich,“ ſprach einer, nachdem er die brennenden Lippen noch einmal genetzt, „auch getrennt von uns hat Herkules ſeine Genoſſen noch gerettet! Möchten wir ihn doch auf unſerer ferneren Wanderung noch begegnen!“ So machten ſie ſich auf, der eine da, der andere dorthin, den Helden zu ſuchen. Als ſie wie¬ der zurückgekommen waren, glaubte ihn nur der ſcharf¬ blickende Lynceus von ferne geſehen zu haben, aber nur etwa ſo wie ein Bauer den Neumond hinter Wolken er¬ blickt zu haben meint, und er verſicherte, daß Niemand den Schweifenden erreichen werde. Endlich, nachdem ſie durch unglückliche Zufälle zwei Genoſſen verloren und be¬ trauert hatten, beſtiegen ſie das Schiff wieder. Lange ſuchten ſie vergebens aus der Tritoniſchen Bucht in die offene See zu gelangen; der Wind bließ ihnen entgegen und das Schiff kreuzte unruhig in dem Hafen hin und her wie eine Schlange, die vergebens aus ihrem Verſteck hervorzudringen ſtrebt und ziſchend mit funkelnden Augen ihr Haupt da und dorthin kehrt. Auf den Rath des Sehers Orpheus ſtiegen ſie daher noch einmal ans Land und weihten den einheimiſchen Göttern den größten Opfer¬ dreifuß, den ſie im Schiffe beſaßen und den ſie am Ge¬ ſtade zurückließen. Auf dem Rückwege begegnete ihnen der Meeresgott Triton in Jünglingsgeſtalt. Er hub eine Erdſcholle vom Boden auf und reichte ſie als Zeichen der Gaſtfreundſchaft dem Helden Euphemus, der ſie in ſeinem Buſen barg. „Mich hat der Vater,“ ſprach der Meergott,

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/192>, abgerufen am 23.11.2024.