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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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ihre erste Jagdprobe abgelegt hatte. Diese allein von
den fünfen hatte sie wieder in die Wälder laufen lassen,
weil es vom Schicksal beschlossen war, daß Herkules sich
einmal daran müde jagen sollte. Ein ganzes Jahr ver¬
folgte er sie, kam auf dieser Jagd zu den Hyperboreern
und an die Quellen des Isterflusses, und holte die Hin¬
din endlich am Flusse Ladon, unweit der Stadt Oenon,
am artemisischen Vorgebirge ein. Doch wußte er des
Thieres nicht auf andere Weise Meister zu werden, als
daß er es durch einen Pfeilschuß lähmte und dann auf
seinen Schultern durch Arkadien trug. Hier begegnete
ihm die Göttin Artemis (Diana) mit Apoll, schalt ihn, daß
er das Thier, das ihr geheiligt war, habe tödten wollen,
und machte Miene ihm die Beute zu entreißen. "Nicht
Muthwille hat mich bewogen, große Göttin," sprach Her¬
kules zu seiner Rechtfertigung, "die Nothwendigkeit hat
mich gezwungen so zu thun, wie könnte ich sonst vor
Eurystheus bestehen?" So besänftigte er den Zorn der
Göttin und brachte das Thier lebendig nach Mycene.


Die vierte Arbeit des Herkules bis zur sechsten.

Sofort ging es an die vierte Unternehmung. Sie
bestand darin, den erymanthischen Eber, der, gleichfalls
der Diana geheiligt, die Gegend des Berges Erymanthus
verwüstete, lebendig nach Mycene zu liefern. Auf seiner
Wanderung nach diesem Abentheuer kehrte Herkules un¬
terwegs bei Pholus, dem Sohne des Silenus, ein. Die¬
ser, der wie alle Centauren halb Mensch halb Roß war,
empfing seinen Gast sehr freundlich und setzte ihm das

ihre erſte Jagdprobe abgelegt hatte. Dieſe allein von
den fünfen hatte ſie wieder in die Wälder laufen laſſen,
weil es vom Schickſal beſchloſſen war, daß Herkules ſich
einmal daran müde jagen ſollte. Ein ganzes Jahr ver¬
folgte er ſie, kam auf dieſer Jagd zu den Hyperboreern
und an die Quellen des Iſterfluſſes, und holte die Hin¬
din endlich am Fluſſe Ladon, unweit der Stadt Oenon,
am artemiſiſchen Vorgebirge ein. Doch wußte er des
Thieres nicht auf andere Weiſe Meiſter zu werden, als
daß er es durch einen Pfeilſchuß lähmte und dann auf
ſeinen Schultern durch Arkadien trug. Hier begegnete
ihm die Göttin Artemis (Diana) mit Apoll, ſchalt ihn, daß
er das Thier, das ihr geheiligt war, habe tödten wollen,
und machte Miene ihm die Beute zu entreißen. „Nicht
Muthwille hat mich bewogen, große Göttin,“ ſprach Her¬
kules zu ſeiner Rechtfertigung, „die Nothwendigkeit hat
mich gezwungen ſo zu thun, wie könnte ich ſonſt vor
Euryſtheus beſtehen?“ So beſänftigte er den Zorn der
Göttin und brachte das Thier lebendig nach Mycene.


Die vierte Arbeit des Herkules bis zur ſechſten.

Sofort ging es an die vierte Unternehmung. Sie
beſtand darin, den erymanthiſchen Eber, der, gleichfalls
der Diana geheiligt, die Gegend des Berges Erymanthus
verwüſtete, lebendig nach Mycene zu liefern. Auf ſeiner
Wanderung nach dieſem Abentheuer kehrte Herkules un¬
terwegs bei Pholus, dem Sohne des Silenus, ein. Die¬
ſer, der wie alle Centauren halb Menſch halb Roß war,
empfing ſeinen Gaſt ſehr freundlich und ſetzte ihm das

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[220/0246] ihre erſte Jagdprobe abgelegt hatte. Dieſe allein von den fünfen hatte ſie wieder in die Wälder laufen laſſen, weil es vom Schickſal beſchloſſen war, daß Herkules ſich einmal daran müde jagen ſollte. Ein ganzes Jahr ver¬ folgte er ſie, kam auf dieſer Jagd zu den Hyperboreern und an die Quellen des Iſterfluſſes, und holte die Hin¬ din endlich am Fluſſe Ladon, unweit der Stadt Oenon, am artemiſiſchen Vorgebirge ein. Doch wußte er des Thieres nicht auf andere Weiſe Meiſter zu werden, als daß er es durch einen Pfeilſchuß lähmte und dann auf ſeinen Schultern durch Arkadien trug. Hier begegnete ihm die Göttin Artemis (Diana) mit Apoll, ſchalt ihn, daß er das Thier, das ihr geheiligt war, habe tödten wollen, und machte Miene ihm die Beute zu entreißen. „Nicht Muthwille hat mich bewogen, große Göttin,“ ſprach Her¬ kules zu ſeiner Rechtfertigung, „die Nothwendigkeit hat mich gezwungen ſo zu thun, wie könnte ich ſonſt vor Euryſtheus beſtehen?“ So beſänftigte er den Zorn der Göttin und brachte das Thier lebendig nach Mycene. Die vierte Arbeit des Herkules bis zur ſechſten. Sofort ging es an die vierte Unternehmung. Sie beſtand darin, den erymanthiſchen Eber, der, gleichfalls der Diana geheiligt, die Gegend des Berges Erymanthus verwüſtete, lebendig nach Mycene zu liefern. Auf ſeiner Wanderung nach dieſem Abentheuer kehrte Herkules un¬ terwegs bei Pholus, dem Sohne des Silenus, ein. Die¬ ſer, der wie alle Centauren halb Menſch halb Roß war, empfing ſeinen Gaſt ſehr freundlich und ſetzte ihm das

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/246>, abgerufen am 21.11.2024.