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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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Die Menschenalter *) .

Die ersten Menschen, welche die Götter schufen, wa¬
ren ein goldenes Geschlecht. Diese lebten, so lange Kro¬
nos (Saturnus) dem Himmel vorstand, sorgenlos und den
Göttern selbst ähnlich, von Arbeit und Kummer entfernt.
Auch die Leiden des Alters waren ihnen unbekannt; an
Händen, Füßen und allen Gliedern immer rüstig, freuten sie
sich, von jeglichem Uebel frey, heiterer Gelage. Die se¬
ligen Götter hatten sie lieb und schenkten ihnen auf rei¬
chen Fluren stattliche Heerden. Wenn sie verscheiden
sollten, sanken sie nur in sanften Schlaf. So lange sie
aber lebten, hatten sie alle möglichen Güter, das Erdreich
gewährte ihnen alle Früchte von selbst und im Ueberflusse,
und ruhig mit allen Gütern gesegnet, vollbrachten sie ihr
Tagewerk. Nachdem jenes Geschlecht nach dem Beschlusse
des Schicksals von der Erde verschwunden war, wurden
sie zu frommen Schutzgöttern, welche, dicht in Nebel ge¬
hüllt, die Erde rings durchwandelten, als Geber alles
Guten, Behüter des Rechts, und Rächer aller Vergehungen.

Hierauf schufen die Unsterblichen ein zweites Men¬
schengeschlecht aus Silber; dieses war schon weit von
jenem abgeartet, und glich ihm weder an Körpergestal¬
tung, noch an Gesinnung. Sondern ganze hundert Jahre
wuchs der verzärtelte Knabe noch unmündig an Geist
unter der mütterlichen Pflege im Aelternhause auf, und
wenn einer endlich zum Jünglingsalter herangereift war,

*) Diese Sage ist unabhängig von der vorigen, und stimmt nicht
mit ihr überein.
Die Menſchenalter *) .

Die erſten Menſchen, welche die Götter ſchufen, wa¬
ren ein goldenes Geſchlecht. Dieſe lebten, ſo lange Kro¬
nos (Saturnus) dem Himmel vorſtand, ſorgenlos und den
Göttern ſelbſt ähnlich, von Arbeit und Kummer entfernt.
Auch die Leiden des Alters waren ihnen unbekannt; an
Händen, Füßen und allen Gliedern immer rüſtig, freuten ſie
ſich, von jeglichem Uebel frey, heiterer Gelage. Die ſe¬
ligen Götter hatten ſie lieb und ſchenkten ihnen auf rei¬
chen Fluren ſtattliche Heerden. Wenn ſie verſcheiden
ſollten, ſanken ſie nur in ſanften Schlaf. So lange ſie
aber lebten, hatten ſie alle möglichen Güter, das Erdreich
gewährte ihnen alle Früchte von ſelbſt und im Ueberfluſſe,
und ruhig mit allen Gütern geſegnet, vollbrachten ſie ihr
Tagewerk. Nachdem jenes Geſchlecht nach dem Beſchluſſe
des Schickſals von der Erde verſchwunden war, wurden
ſie zu frommen Schutzgöttern, welche, dicht in Nebel ge¬
hüllt, die Erde rings durchwandelten, als Geber alles
Guten, Behüter des Rechts, und Rächer aller Vergehungen.

Hierauf ſchufen die Unſterblichen ein zweites Men¬
ſchengeſchlecht aus Silber; dieſes war ſchon weit von
jenem abgeartet, und glich ihm weder an Körpergeſtal¬
tung, noch an Geſinnung. Sondern ganze hundert Jahre
wuchs der verzärtelte Knabe noch unmündig an Geiſt
unter der mütterlichen Pflege im Aelternhauſe auf, und
wenn einer endlich zum Jünglingsalter herangereift war,

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[11/0037] Die Menſchenalter *) . Die erſten Menſchen, welche die Götter ſchufen, wa¬ ren ein goldenes Geſchlecht. Dieſe lebten, ſo lange Kro¬ nos (Saturnus) dem Himmel vorſtand, ſorgenlos und den Göttern ſelbſt ähnlich, von Arbeit und Kummer entfernt. Auch die Leiden des Alters waren ihnen unbekannt; an Händen, Füßen und allen Gliedern immer rüſtig, freuten ſie ſich, von jeglichem Uebel frey, heiterer Gelage. Die ſe¬ ligen Götter hatten ſie lieb und ſchenkten ihnen auf rei¬ chen Fluren ſtattliche Heerden. Wenn ſie verſcheiden ſollten, ſanken ſie nur in ſanften Schlaf. So lange ſie aber lebten, hatten ſie alle möglichen Güter, das Erdreich gewährte ihnen alle Früchte von ſelbſt und im Ueberfluſſe, und ruhig mit allen Gütern geſegnet, vollbrachten ſie ihr Tagewerk. Nachdem jenes Geſchlecht nach dem Beſchluſſe des Schickſals von der Erde verſchwunden war, wurden ſie zu frommen Schutzgöttern, welche, dicht in Nebel ge¬ hüllt, die Erde rings durchwandelten, als Geber alles Guten, Behüter des Rechts, und Rächer aller Vergehungen. Hierauf ſchufen die Unſterblichen ein zweites Men¬ ſchengeſchlecht aus Silber; dieſes war ſchon weit von jenem abgeartet, und glich ihm weder an Körpergeſtal¬ tung, noch an Geſinnung. Sondern ganze hundert Jahre wuchs der verzärtelte Knabe noch unmündig an Geiſt unter der mütterlichen Pflege im Aelternhauſe auf, und wenn einer endlich zum Jünglingsalter herangereift war, *) Dieſe Sage iſt unabhaͤngig von der vorigen, und ſtimmt nicht mit ihr uͤberein.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/37>, abgerufen am 21.11.2024.