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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838.

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wieder zurückzukehren," sprach der Falsche, "gibt es, wie mir
geweissagt ist, nur ein Mittel: wenn ich das Halsband
und den Schleier, die ich dir geschenkt habe, dem Gott
nach Delphi als Weihgeschenk bringe." Durch diese Trug¬
worte ließen Phegeus und seine Tochter sich bereden und
gaben beides her. Alkmäon machte sich mit seinem Raube
fröhlich davon; er ahnte nicht, daß die unheilvollen Ga¬
ben endlich auch ihm den Untergang bringen müßten. Es
hatte nämlich einer seiner Diener, der um das Geheim¬
niß wußte, dem Könige Phegeus anvertraut, daß Alk¬
mäon eine zweite Gattin habe und den Schmuck zu sich
genommen, um ihn dieser zu bringen. Nun machten sich
die Brüder der verstoßenen Gemahlin auf seine Spur,
eilten ihm zuvor, erlauerten ihn in einem Hinterhalte
und stießen den sorglos einherziehenden nieder. Halsband
und Schleier brachten sie ihrer Schwester zurück und rühm¬
ten sich der Rache, die sie für sie genommen. Aber Ar¬
sinoe liebte auch den ungetreuen Alkmäon noch und ver¬
wünschte ihre Brüder, als sie seinen Tod vernahm. Jetzt
sollten die verderblichen Geschenke ihre Kraft auch an Ar¬
sinoe bewähren. Die erbitterten Brüder glaubten den Un¬
dank der Schwester nicht hart genug bestrafen zu können:
sie ergriffen sie, sperrten sie in eine Kiste und führten sie
in derselben zu ihrem Gastfreunde, dem König Agapenor,
nach Tegea, mit der falschen Botschaft, daß Arsinoe die
Mörderin des Alkmäon sey. So starb sie eines elenden
Todes.

Inzwischen hatte Kallirrhoe den kläglichen Untergang
ihres Gatten Alkmäon erfahren und mit dem tiefsten
Schmerz durchzückte sie das Verlangen nach schneller
Rache. Sie warf sich auf ihr Angesicht nieder und flehte

wieder zurückzukehren,“ ſprach der Falſche, „gibt es, wie mir
geweiſſagt iſt, nur ein Mittel: wenn ich das Halsband
und den Schleier, die ich dir geſchenkt habe, dem Gott
nach Delphi als Weihgeſchenk bringe.“ Durch dieſe Trug¬
worte ließen Phegeus und ſeine Tochter ſich bereden und
gaben beides her. Alkmäon machte ſich mit ſeinem Raube
fröhlich davon; er ahnte nicht, daß die unheilvollen Ga¬
ben endlich auch ihm den Untergang bringen müßten. Es
hatte nämlich einer ſeiner Diener, der um das Geheim¬
niß wußte, dem Könige Phegeus anvertraut, daß Alk¬
mäon eine zweite Gattin habe und den Schmuck zu ſich
genommen, um ihn dieſer zu bringen. Nun machten ſich
die Brüder der verſtoßenen Gemahlin auf ſeine Spur,
eilten ihm zuvor, erlauerten ihn in einem Hinterhalte
und ſtießen den ſorglos einherziehenden nieder. Halsband
und Schleier brachten ſie ihrer Schweſter zurück und rühm¬
ten ſich der Rache, die ſie für ſie genommen. Aber Ar¬
ſinoe liebte auch den ungetreuen Alkmäon noch und ver¬
wünſchte ihre Brüder, als ſie ſeinen Tod vernahm. Jetzt
ſollten die verderblichen Geſchenke ihre Kraft auch an Ar¬
ſinoe bewähren. Die erbitterten Brüder glaubten den Un¬
dank der Schweſter nicht hart genug beſtrafen zu können:
ſie ergriffen ſie, ſperrten ſie in eine Kiſte und führten ſie
in derſelben zu ihrem Gaſtfreunde, dem König Agapenor,
nach Tegea, mit der falſchen Botſchaft, daß Arſinoe die
Mörderin des Alkmäon ſey. So ſtarb ſie eines elenden
Todes.

Inzwiſchen hatte Kallirrhoe den kläglichen Untergang
ihres Gatten Alkmäon erfahren und mit dem tiefſten
Schmerz durchzückte ſie das Verlangen nach ſchneller
Rache. Sie warf ſich auf ihr Angeſicht nieder und flehte

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[384/0410] wieder zurückzukehren,“ ſprach der Falſche, „gibt es, wie mir geweiſſagt iſt, nur ein Mittel: wenn ich das Halsband und den Schleier, die ich dir geſchenkt habe, dem Gott nach Delphi als Weihgeſchenk bringe.“ Durch dieſe Trug¬ worte ließen Phegeus und ſeine Tochter ſich bereden und gaben beides her. Alkmäon machte ſich mit ſeinem Raube fröhlich davon; er ahnte nicht, daß die unheilvollen Ga¬ ben endlich auch ihm den Untergang bringen müßten. Es hatte nämlich einer ſeiner Diener, der um das Geheim¬ niß wußte, dem Könige Phegeus anvertraut, daß Alk¬ mäon eine zweite Gattin habe und den Schmuck zu ſich genommen, um ihn dieſer zu bringen. Nun machten ſich die Brüder der verſtoßenen Gemahlin auf ſeine Spur, eilten ihm zuvor, erlauerten ihn in einem Hinterhalte und ſtießen den ſorglos einherziehenden nieder. Halsband und Schleier brachten ſie ihrer Schweſter zurück und rühm¬ ten ſich der Rache, die ſie für ſie genommen. Aber Ar¬ ſinoe liebte auch den ungetreuen Alkmäon noch und ver¬ wünſchte ihre Brüder, als ſie ſeinen Tod vernahm. Jetzt ſollten die verderblichen Geſchenke ihre Kraft auch an Ar¬ ſinoe bewähren. Die erbitterten Brüder glaubten den Un¬ dank der Schweſter nicht hart genug beſtrafen zu können: ſie ergriffen ſie, ſperrten ſie in eine Kiſte und führten ſie in derſelben zu ihrem Gaſtfreunde, dem König Agapenor, nach Tegea, mit der falſchen Botſchaft, daß Arſinoe die Mörderin des Alkmäon ſey. So ſtarb ſie eines elenden Todes. Inzwiſchen hatte Kallirrhoe den kläglichen Untergang ihres Gatten Alkmäon erfahren und mit dem tiefſten Schmerz durchzückte ſie das Verlangen nach ſchneller Rache. Sie warf ſich auf ihr Angeſicht nieder und flehte

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/410>, abgerufen am 21.11.2024.