Lanze des Gegners, riß sie ihm aus der Hand und durch¬ hieb ihm den Nacken mit dem Schwert. So sank der Arme, von der Gattin getrennt, im Kampfe für die Sei¬ nigen, bemitleidenswerth, in den ehernen Todesschlummer. Agamemnon entwaffnete ihn, und prahlte mit der herr¬ lichen Rüstung durch die Reihen der Achiver. Als ihn so der ältere Sohn des Antenor, Koon, einer der geprie¬ sensten trojanischen Kämpfer, einherschreiten sah, faßte ihn unaussprechlicher Gram um den gefallenen Bruder; doch raubte ihm der Schmerz die Besinnung nicht, son¬ dern, unbemerkt vom Atriden, stach er diesem seitwärts mit seinem Speere mitten in den Arm, dicht unter der Beugung. Agamemnon fühlte sich von einem plötzlichen Schauer durchdrungen; dennoch gönnte er sich keine Rast vom Kampfe, und während Koon seinen Bruder am Fuß aus dem Gewühl zu ziehen bestrebt war, durchstach ihn der Schaft des Atriden unter dem Schilde, so daß er entseelt auf den Leichnam des Bruders hinsank.
So lange das Blut noch warm aus der offenen Wunde hervordrang, fuhr Agamemnon fort, mit Lanze, Schwert und Steinen in den Reihen der Trojaner zu morden; als aber das Blut in der Wunde zu erharschen anfing, da mahnte ihn ein scharfer zuckender Schmerz, das Gewühl der Schlacht zu verlassen. Schnell sprang er in den Sitz des Streitwagens, dem Rosselenker gebie¬ tend nach den Schiffen umzukehren, und bald trug der Wagen, mit Staub umwölkt, den von der Wunde hart gequälten König dem Schiffslager zu.
Als Hektor sah, wie der Atride sich entfernte, gedachte er an den Befehl Jupiters, eilte in die Vorderschaar der Trojaner und Lycier, und rief laut aus: "Jetzt, ihr
Lanze des Gegners, riß ſie ihm aus der Hand und durch¬ hieb ihm den Nacken mit dem Schwert. So ſank der Arme, von der Gattin getrennt, im Kampfe für die Sei¬ nigen, bemitleidenswerth, in den ehernen Todesſchlummer. Agamemnon entwaffnete ihn, und prahlte mit der herr¬ lichen Rüſtung durch die Reihen der Achiver. Als ihn ſo der ältere Sohn des Antenor, Koon, einer der geprie¬ ſenſten trojaniſchen Kämpfer, einherſchreiten ſah, faßte ihn unausſprechlicher Gram um den gefallenen Bruder; doch raubte ihm der Schmerz die Beſinnung nicht, ſon¬ dern, unbemerkt vom Atriden, ſtach er dieſem ſeitwärts mit ſeinem Speere mitten in den Arm, dicht unter der Beugung. Agamemnon fühlte ſich von einem plötzlichen Schauer durchdrungen; dennoch gönnte er ſich keine Raſt vom Kampfe, und während Koon ſeinen Bruder am Fuß aus dem Gewühl zu ziehen beſtrebt war, durchſtach ihn der Schaft des Atriden unter dem Schilde, ſo daß er entſeelt auf den Leichnam des Bruders hinſank.
So lange das Blut noch warm aus der offenen Wunde hervordrang, fuhr Agamemnon fort, mit Lanze, Schwert und Steinen in den Reihen der Trojaner zu morden; als aber das Blut in der Wunde zu erharſchen anfing, da mahnte ihn ein ſcharfer zuckender Schmerz, das Gewühl der Schlacht zu verlaſſen. Schnell ſprang er in den Sitz des Streitwagens, dem Roſſelenker gebie¬ tend nach den Schiffen umzukehren, und bald trug der Wagen, mit Staub umwölkt, den von der Wunde hart gequälten König dem Schiffslager zu.
Als Hektor ſah, wie der Atride ſich entfernte, gedachte er an den Befehl Jupiters, eilte in die Vorderſchaar der Trojaner und Lycier, und rief laut aus: „Jetzt, ihr
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Lanze des Gegners, riß ſie ihm aus der Hand und durch¬
hieb ihm den Nacken mit dem Schwert. So ſank der
Arme, von der Gattin getrennt, im Kampfe für die Sei¬
nigen, bemitleidenswerth, in den ehernen Todesſchlummer.
Agamemnon entwaffnete ihn, und prahlte mit der herr¬
lichen Rüſtung durch die Reihen der Achiver. Als ihn ſo
der ältere Sohn des Antenor, Koon, einer der geprie¬
ſenſten trojaniſchen Kämpfer, einherſchreiten ſah, faßte
ihn unausſprechlicher Gram um den gefallenen Bruder;
doch raubte ihm der Schmerz die Beſinnung nicht, ſon¬
dern, unbemerkt vom Atriden, ſtach er dieſem ſeitwärts
mit ſeinem Speere mitten in den Arm, dicht unter der
Beugung. Agamemnon fühlte ſich von einem plötzlichen
Schauer durchdrungen; dennoch gönnte er ſich keine Raſt
vom Kampfe, und während Koon ſeinen Bruder am Fuß
aus dem Gewühl zu ziehen beſtrebt war, durchſtach ihn
der Schaft des Atriden unter dem Schilde, ſo daß er
entſeelt auf den Leichnam des Bruders hinſank.
So lange das Blut noch warm aus der offenen
Wunde hervordrang, fuhr Agamemnon fort, mit Lanze,
Schwert und Steinen in den Reihen der Trojaner zu
morden; als aber das Blut in der Wunde zu erharſchen
anfing, da mahnte ihn ein ſcharfer zuckender Schmerz,
das Gewühl der Schlacht zu verlaſſen. Schnell ſprang
er in den Sitz des Streitwagens, dem Roſſelenker gebie¬
tend nach den Schiffen umzukehren, und bald trug der
Wagen, mit Staub umwölkt, den von der Wunde hart
gequälten König dem Schiffslager zu.
Als Hektor ſah, wie der Atride ſich entfernte, gedachte
er an den Befehl Jupiters, eilte in die Vorderſchaar der
Trojaner und Lycier, und rief laut aus: „Jetzt, ihr
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/197>, abgerufen am 27.11.2024.
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