Meriones sich eine stattliche Lanze erkohren hatte, eilten sie beide in die Schlacht zurück, und gesellten sich zu den Freunden, die den eindringenden Hektor bekämpften. Ob¬ gleich Idomeneus schon halb ergraut war, ermunterte er die Griechen doch, sobald sie ihn in ihren Reihen wieder begrüßt hatten, wie ein Jüngling. Der Erste, dem er den Wurfspieß mitten in den Leib sandte, war Othryoneus, der als Freier der Kassandra, der Tochter des Königes Priamus, in den Reihen der Trojaner kämpfte. Froh¬ lockend rief Idomeneus, während er den Gefallenen am Fuß aus dem Schlachtgewühle zog: "Hole dir jetzt die Tochter des Priamus, beglückter Sterblicher! Auch wir hätten dir die schönste Tochter des Atriden versprochen, wenn du uns hättest helfen wollen Troja vertilgen! Folge mir nun zu den Schiffen, dort wollen wir uns über die Ehe verabreden, du sollst eine stattliche Mitgift erhalten!" Er spottete noch, als Asius vor seinem Gespanne, das der Wagenführer lenkte, herangeflogen kam, den Getödte¬ ten zu rächen. Schon holte er den Arm zum Wurfe aus: da traf ihn der Speer des Idomeneus unter dem Kinn in die Gurgel, daß das Erz aus dem Nacken hervorragte, und er vor seinem Streitwagen der Länge nach darniederfiel. Sein Wagenlenker erstarrte, als er dieses sah, er ver¬ mochte das Gespann nicht mehr rückwärts zu lenken, und ein Lanzenstoß von Antilochus, dem Sohne Nestors, warf auch ihn vom Wagen herab.
Nun aber kam Deiphobus auf Idomeneus heran, und entschlossen, den Fall seines Freundes Asius zu rä¬ chen, schleuderte er die Lanze gegen den Kreter. Dieser aber schmiegte sich so ganz unter den Schild, daß der Wurfspieß über ihn hinwegflog, und den Schild nur
Meriones ſich eine ſtattliche Lanze erkohren hatte, eilten ſie beide in die Schlacht zurück, und geſellten ſich zu den Freunden, die den eindringenden Hektor bekämpften. Ob¬ gleich Idomeneus ſchon halb ergraut war, ermunterte er die Griechen doch, ſobald ſie ihn in ihren Reihen wieder begrüßt hatten, wie ein Jüngling. Der Erſte, dem er den Wurfſpieß mitten in den Leib ſandte, war Othryoneus, der als Freier der Kaſſandra, der Tochter des Königes Priamus, in den Reihen der Trojaner kämpfte. Froh¬ lockend rief Idomeneus, während er den Gefallenen am Fuß aus dem Schlachtgewühle zog: „Hole dir jetzt die Tochter des Priamus, beglückter Sterblicher! Auch wir hätten dir die ſchönſte Tochter des Atriden verſprochen, wenn du uns hätteſt helfen wollen Troja vertilgen! Folge mir nun zu den Schiffen, dort wollen wir uns über die Ehe verabreden, du ſollſt eine ſtattliche Mitgift erhalten!“ Er ſpottete noch, als Aſius vor ſeinem Geſpanne, das der Wagenführer lenkte, herangeflogen kam, den Getödte¬ ten zu rächen. Schon holte er den Arm zum Wurfe aus: da traf ihn der Speer des Idomeneus unter dem Kinn in die Gurgel, daß das Erz aus dem Nacken hervorragte, und er vor ſeinem Streitwagen der Länge nach darniederfiel. Sein Wagenlenker erſtarrte, als er dieſes ſah, er ver¬ mochte das Geſpann nicht mehr rückwärts zu lenken, und ein Lanzenſtoß von Antilochus, dem Sohne Neſtors, warf auch ihn vom Wagen herab.
Nun aber kam Deïphobus auf Idomeneus heran, und entſchloſſen, den Fall ſeines Freundes Aſius zu rä¬ chen, ſchleuderte er die Lanze gegen den Kreter. Dieſer aber ſchmiegte ſich ſo ganz unter den Schild, daß der Wurfſpieß über ihn hinwegflog, und den Schild nur
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Meriones ſich eine ſtattliche Lanze erkohren hatte, eilten
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Freunden, die den eindringenden Hektor bekämpften. Ob¬
gleich Idomeneus ſchon halb ergraut war, ermunterte er
die Griechen doch, ſobald ſie ihn in ihren Reihen wieder
begrüßt hatten, wie ein Jüngling. Der Erſte, dem er den
Wurfſpieß mitten in den Leib ſandte, war Othryoneus,
der als Freier der Kaſſandra, der Tochter des Königes
Priamus, in den Reihen der Trojaner kämpfte. Froh¬
lockend rief Idomeneus, während er den Gefallenen am
Fuß aus dem Schlachtgewühle zog: „Hole dir jetzt die
Tochter des Priamus, beglückter Sterblicher! Auch wir
hätten dir die ſchönſte Tochter des Atriden verſprochen,
wenn du uns hätteſt helfen wollen Troja vertilgen! Folge
mir nun zu den Schiffen, dort wollen wir uns über die
Ehe verabreden, du ſollſt eine ſtattliche Mitgift erhalten!“
Er ſpottete noch, als Aſius vor ſeinem Geſpanne, das
der Wagenführer lenkte, herangeflogen kam, den Getödte¬
ten zu rächen. Schon holte er den Arm zum Wurfe aus:
da traf ihn der Speer des Idomeneus unter dem Kinn
in die Gurgel, daß das Erz aus dem Nacken hervorragte,
und er vor ſeinem Streitwagen der Länge nach darniederfiel.
Sein Wagenlenker erſtarrte, als er dieſes ſah, er ver¬
mochte das Geſpann nicht mehr rückwärts zu lenken, und
ein Lanzenſtoß von Antilochus, dem Sohne Neſtors, warf
auch ihn vom Wagen herab.
Nun aber kam Deïphobus auf Idomeneus heran,
und entſchloſſen, den Fall ſeines Freundes Aſius zu rä¬
chen, ſchleuderte er die Lanze gegen den Kreter. Dieſer
aber ſchmiegte ſich ſo ganz unter den Schild, daß der
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/214>, abgerufen am 28.11.2024.
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