klirrend streifte, dafür aber dem Fürsten Hypsenor in die Leber fuhr, der auch alsbald in die Kniee sank. "So liegst du doch nicht ungerächt, lieber Freund Asius," so frohlockte der Troer, "denn ich habe dir einen Begleiter gegeben, gleichviel welchen!" Der schwer aufstöhnende Hypsenor wurde indessen von zwei Genossen aus dem Getümmel getragen. Doch war Idomeneus dadurch nicht muthlos gemacht, er erschlug den Alkathous, den edlen Eidam des Anchises, und rief jauchzend: "Ist unsre Rech¬ nung billig, Deiphobus? ich gebe dir drei für einen! Wohlan, erprobe du selbst auch, ob ich wirklich von Jupi¬ ters Geschlechte bin!" Es war aber Idomeneus ein Enkel des Königes Minos und ein Urenkel Jupiters. Deiphobus besann sich einen Augenblick, ob er den Zwei¬ kampf allein bestehen, oder sich einem heldenmüthigen Trojaner gesellen solle. Der letzte Gedanke schien ihm der beste; und bald führte er seinen Schwager Aeneas dem Idomeneus entgegen. Dieser aber, als er die beiden gewaltigen Kämpfer auf sich zukommen sah, zagte nicht etwa vor Furcht, wie ein Knabe, sondern erwartete sie, wie ein Gebirgseber die Hetzhunde. Doch rief auch er seine Genossen herbei, die er in der Nähe kämpfen sah, und sprach: "Heran, ihr Freunde, und helfet mir Einzel¬ nem, denn mir graut vor Aeneas, der ein Gewaltiger in der Feldschlacht ist und noch in üppiger Jugend strotzt!" Auf diesen Ruf versammelten sich um ihn, die Schilde an die Schultern gelehnt, Aphareus, Askalaphus, Depy¬ rus, Meriones, Antilochus. Indeß rief auch Aeneas seine Genossen Paris und Agenor herbei, und die Troja¬ ner folgten ihnen nach, wie Schafe dem Widder. Bald rasselte das Erz der Speere ans Erz, und aus dem
Schwab, das klass. Alterthum. II. 13
klirrend ſtreifte, dafür aber dem Fürſten Hypſenor in die Leber fuhr, der auch alsbald in die Kniee ſank. „So liegſt du doch nicht ungerächt, lieber Freund Aſius,“ ſo frohlockte der Troer, „denn ich habe dir einen Begleiter gegeben, gleichviel welchen!“ Der ſchwer aufſtöhnende Hypſenor wurde indeſſen von zwei Genoſſen aus dem Getümmel getragen. Doch war Idomeneus dadurch nicht muthlos gemacht, er erſchlug den Alkathous, den edlen Eidam des Anchiſes, und rief jauchzend: „Iſt unſre Rech¬ nung billig, Deïphobus? ich gebe dir drei für einen! Wohlan, erprobe du ſelbſt auch, ob ich wirklich von Jupi¬ ters Geſchlechte bin!“ Es war aber Idomeneus ein Enkel des Königes Minos und ein Urenkel Jupiters. Deïphobus beſann ſich einen Augenblick, ob er den Zwei¬ kampf allein beſtehen, oder ſich einem heldenmüthigen Trojaner geſellen ſolle. Der letzte Gedanke ſchien ihm der beſte; und bald führte er ſeinen Schwager Aeneas dem Idomeneus entgegen. Dieſer aber, als er die beiden gewaltigen Kämpfer auf ſich zukommen ſah, zagte nicht etwa vor Furcht, wie ein Knabe, ſondern erwartete ſie, wie ein Gebirgseber die Hetzhunde. Doch rief auch er ſeine Genoſſen herbei, die er in der Nähe kämpfen ſah, und ſprach: „Heran, ihr Freunde, und helfet mir Einzel¬ nem, denn mir graut vor Aeneas, der ein Gewaltiger in der Feldſchlacht iſt und noch in üppiger Jugend ſtrotzt!“ Auf dieſen Ruf verſammelten ſich um ihn, die Schilde an die Schultern gelehnt, Aphareus, Askalaphus, Depy¬ rus, Meriones, Antilochus. Indeß rief auch Aeneas ſeine Genoſſen Paris und Agenor herbei, und die Troja¬ ner folgten ihnen nach, wie Schafe dem Widder. Bald raſſelte das Erz der Speere ans Erz, und aus dem
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klirrend ſtreifte, dafür aber dem Fürſten Hypſenor in die
Leber fuhr, der auch alsbald in die Kniee ſank. „So
liegſt du doch nicht ungerächt, lieber Freund Aſius,“ ſo
frohlockte der Troer, „denn ich habe dir einen Begleiter
gegeben, gleichviel welchen!“ Der ſchwer aufſtöhnende
Hypſenor wurde indeſſen von zwei Genoſſen aus dem
Getümmel getragen. Doch war Idomeneus dadurch nicht
muthlos gemacht, er erſchlug den Alkathous, den edlen
Eidam des Anchiſes, und rief jauchzend: „Iſt unſre Rech¬
nung billig, Deïphobus? ich gebe dir drei für einen!
Wohlan, erprobe du ſelbſt auch, ob ich wirklich von Jupi¬
ters Geſchlechte bin!“ Es war aber Idomeneus ein
Enkel des Königes Minos und ein Urenkel Jupiters.
Deïphobus beſann ſich einen Augenblick, ob er den Zwei¬
kampf allein beſtehen, oder ſich einem heldenmüthigen
Trojaner geſellen ſolle. Der letzte Gedanke ſchien ihm
der beſte; und bald führte er ſeinen Schwager Aeneas
dem Idomeneus entgegen. Dieſer aber, als er die beiden
gewaltigen Kämpfer auf ſich zukommen ſah, zagte nicht
etwa vor Furcht, wie ein Knabe, ſondern erwartete ſie,
wie ein Gebirgseber die Hetzhunde. Doch rief auch er
ſeine Genoſſen herbei, die er in der Nähe kämpfen ſah,
und ſprach: „Heran, ihr Freunde, und helfet mir Einzel¬
nem, denn mir graut vor Aeneas, der ein Gewaltiger in
der Feldſchlacht iſt und noch in üppiger Jugend ſtrotzt!“
Auf dieſen Ruf verſammelten ſich um ihn, die Schilde an
die Schultern gelehnt, Aphareus, Askalaphus, Depy¬
rus, Meriones, Antilochus. Indeß rief auch Aeneas
ſeine Genoſſen Paris und Agenor herbei, und die Troja¬
ner folgten ihnen nach, wie Schafe dem Widder. Bald
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/215>, abgerufen am 28.11.2024.
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