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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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mir nur die Rüstung ab! Aber Eines verkünde ich dir:
du wirst nicht lange mehr so einhergehen: das Verhängniß
steht dir schon zur Seite und ich weiß, durch wen du sin¬
kest!" Er brachte mit Mühe diese Worte hervor, und die
Seele verließ die Glieder des Leibes und entflog hinunter
zum Hades. Hektor aber rief dem Gestorbenen noch zu:
"Was willst du mir da für Verderben weissagen, Patroklus?
Wer weiß, ob nicht Achilles selbst von meiner Lanze durch¬
bohrt, sein Leben aushauchen wird?" Unter solchen Wor¬
ten zog er, die Ferse anstemmend, ihm den ehernen Speer
aus der Wunde und schwang den Todten rücklings auf
den Boden. Dann kehrte er die noch vom Blute des
Patroklus triefende Lanze gegen seinen Wagenlenker Auto¬
medon. Doch diesen retteten die unsterblichen Rosse vor
dem nachsprengenden Verfolger.

Um die Leiche des Patroklus zankten sich derweil mit
den Waffen Euphorbus der Trojaner, und Menelaus der
Atride. "Du sollst es mir büßen," rief jener, "daß du
mir den Bruder Hyperenor erschlagen und sein Weib zur
Wittwe gemacht!" Und damit rannte er mit der Lanze
gegen den Schild des Atriden an, aber die Eisenspitze
bog sich. Nun erhob auch Menelaus die Lanze und bohrte
sie dem Feinde mitten in den Schlund, daß die Spitze
zum Genicke herausdrang, und sein zierlich gelocktes, mit
Gold und Silber durchringeltes Haar vom Blute trof.
So sank er in den Staub, unter dem Klirren seiner Waf¬
fen, deren ihn sofort Menelaus beraubte; und er hätte
die Rüstung fortgetragen, wenn ihn nicht Apollo darum
beneidet hätte. Dieser aber spornte den Hektor, in Gestalt
des Mendes, des Fürsten der Cikonen, an, von den un¬
sterblichen Rossen des Peliden, die Automedon entführte,

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mir nur die Rüſtung ab! Aber Eines verkünde ich dir:
du wirſt nicht lange mehr ſo einhergehen: das Verhängniß
ſteht dir ſchon zur Seite und ich weiß, durch wen du ſin¬
keſt!“ Er brachte mit Mühe dieſe Worte hervor, und die
Seele verließ die Glieder des Leibes und entflog hinunter
zum Hades. Hektor aber rief dem Geſtorbenen noch zu:
„Was willſt du mir da für Verderben weiſſagen, Patroklus?
Wer weiß, ob nicht Achilles ſelbſt von meiner Lanze durch¬
bohrt, ſein Leben aushauchen wird?“ Unter ſolchen Wor¬
ten zog er, die Ferſe anſtemmend, ihm den ehernen Speer
aus der Wunde und ſchwang den Todten rücklings auf
den Boden. Dann kehrte er die noch vom Blute des
Patroklus triefende Lanze gegen ſeinen Wagenlenker Auto¬
medon. Doch dieſen retteten die unſterblichen Roſſe vor
dem nachſprengenden Verfolger.

Um die Leiche des Patroklus zankten ſich derweil mit
den Waffen Euphorbus der Trojaner, und Menelaus der
Atride. „Du ſollſt es mir büßen,“ rief jener, „daß du
mir den Bruder Hyperenor erſchlagen und ſein Weib zur
Wittwe gemacht!“ Und damit rannte er mit der Lanze
gegen den Schild des Atriden an, aber die Eiſenſpitze
bog ſich. Nun erhob auch Menelaus die Lanze und bohrte
ſie dem Feinde mitten in den Schlund, daß die Spitze
zum Genicke herausdrang, und ſein zierlich gelocktes, mit
Gold und Silber durchringeltes Haar vom Blute trof.
So ſank er in den Staub, unter dem Klirren ſeiner Waf¬
fen, deren ihn ſofort Menelaus beraubte; und er hätte
die Rüſtung fortgetragen, wenn ihn nicht Apollo darum
beneidet hätte. Dieſer aber ſpornte den Hektor, in Geſtalt
des Mendes, des Fürſten der Cikonen, an, von den un¬
ſterblichen Roſſen des Peliden, die Automedon entführte,

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[227/0249] mir nur die Rüſtung ab! Aber Eines verkünde ich dir: du wirſt nicht lange mehr ſo einhergehen: das Verhängniß ſteht dir ſchon zur Seite und ich weiß, durch wen du ſin¬ keſt!“ Er brachte mit Mühe dieſe Worte hervor, und die Seele verließ die Glieder des Leibes und entflog hinunter zum Hades. Hektor aber rief dem Geſtorbenen noch zu: „Was willſt du mir da für Verderben weiſſagen, Patroklus? Wer weiß, ob nicht Achilles ſelbſt von meiner Lanze durch¬ bohrt, ſein Leben aushauchen wird?“ Unter ſolchen Wor¬ ten zog er, die Ferſe anſtemmend, ihm den ehernen Speer aus der Wunde und ſchwang den Todten rücklings auf den Boden. Dann kehrte er die noch vom Blute des Patroklus triefende Lanze gegen ſeinen Wagenlenker Auto¬ medon. Doch dieſen retteten die unſterblichen Roſſe vor dem nachſprengenden Verfolger. Um die Leiche des Patroklus zankten ſich derweil mit den Waffen Euphorbus der Trojaner, und Menelaus der Atride. „Du ſollſt es mir büßen,“ rief jener, „daß du mir den Bruder Hyperenor erſchlagen und ſein Weib zur Wittwe gemacht!“ Und damit rannte er mit der Lanze gegen den Schild des Atriden an, aber die Eiſenſpitze bog ſich. Nun erhob auch Menelaus die Lanze und bohrte ſie dem Feinde mitten in den Schlund, daß die Spitze zum Genicke herausdrang, und ſein zierlich gelocktes, mit Gold und Silber durchringeltes Haar vom Blute trof. So ſank er in den Staub, unter dem Klirren ſeiner Waf¬ fen, deren ihn ſofort Menelaus beraubte; und er hätte die Rüſtung fortgetragen, wenn ihn nicht Apollo darum beneidet hätte. Dieſer aber ſpornte den Hektor, in Geſtalt des Mendes, des Fürſten der Cikonen, an, von den un¬ ſterblichen Roſſen des Peliden, die Automedon entführte, 15 *

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/249>, abgerufen am 22.11.2024.