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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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wie ich bin, bis die Sonne ins Meer sinkt." Mit diesen
Worten entließ er die andern Fürsten, und nur die beiden
Atriden, Odysseus, Nestor, Idomeneus und Phönix blie¬
ben zurück. Sie Alle waren vergebens bestrebt, den
Trauernden aufzuheitern, doch dieser blieb regungslos, und
wenn er einmal sprach, so flog sein Athem schneller, und
seine Rede galt dem todten Freunde. "Ach wie oft hast
du mir," sagte er, "vordem selber, wenn das Heer der
Griechen zur Schlacht hinausdrang, in geschäftiger Hast
das labende Frühstück nach dem Zelte gebracht! jetzt liegst
du erschlagen hier, und mich vermag von all dem reich¬
lichen Vorrath nichts zu erquicken; Herberes hätte mich
nicht treffen können, selbst nicht die Botschaft vom Tode
meines Vaters Peleus, oder meines lieben Sohnes
Neoptolemus, der mir in Scyros erzogen wird, wenn er
anders noch lebt. Früher tröstete mich immer noch die
Hoffnung, ich würde allein hier sterben dürfen, du aber
werdest nach Phthia heimkehren, und meinen Sohn von
Scyros abholen, ihn in alle meine Habe einzusetzen; denn
daß mein Vater Peleus, immer den schrecklichen Boten
erwartend, der ihm meinen frühen Tod zu verkündigen
käme, längst von Alter und Traurigkeit niedergebeugt ge¬
storben sey, das ahnt mir ja im Geiste." So sprach er
weinend, und die Fürsten im Kreise seufzten mit, denn
jeder dachte daran, was er im eigenen Hause von Ge¬
liebten zurückgelassen. Mitleidig sah Jupiter von seiner
Höhe auf die Trauernden herab, wandte sich schnell zu
seiner Tochter Pallas und sagte: "Kümmert sich denn
dein Herz gar nicht mehr um den edlen Helden, trautes
Töchterchen, der dort, während die Andern zum Früh¬
mahle hingingen, um seinen Freund wehklagend dasitzt ohne

wie ich bin, bis die Sonne ins Meer ſinkt.“ Mit dieſen
Worten entließ er die andern Fürſten, und nur die beiden
Atriden, Odyſſeus, Neſtor, Idomeneus und Phönix blie¬
ben zurück. Sie Alle waren vergebens beſtrebt, den
Trauernden aufzuheitern, doch dieſer blieb regungslos, und
wenn er einmal ſprach, ſo flog ſein Athem ſchneller, und
ſeine Rede galt dem todten Freunde. „Ach wie oft haſt
du mir,“ ſagte er, „vordem ſelber, wenn das Heer der
Griechen zur Schlacht hinausdrang, in geſchäftiger Haſt
das labende Frühſtück nach dem Zelte gebracht! jetzt liegſt
du erſchlagen hier, und mich vermag von all dem reich¬
lichen Vorrath nichts zu erquicken; Herberes hätte mich
nicht treffen können, ſelbſt nicht die Botſchaft vom Tode
meines Vaters Peleus, oder meines lieben Sohnes
Neoptolemus, der mir in Scyros erzogen wird, wenn er
anders noch lebt. Früher tröſtete mich immer noch die
Hoffnung, ich würde allein hier ſterben dürfen, du aber
werdeſt nach Phthia heimkehren, und meinen Sohn von
Scyros abholen, ihn in alle meine Habe einzuſetzen; denn
daß mein Vater Peleus, immer den ſchrecklichen Boten
erwartend, der ihm meinen frühen Tod zu verkündigen
käme, längſt von Alter und Traurigkeit niedergebeugt ge¬
ſtorben ſey, das ahnt mir ja im Geiſte.“ So ſprach er
weinend, und die Fürſten im Kreiſe ſeufzten mit, denn
jeder dachte daran, was er im eigenen Hauſe von Ge¬
liebten zurückgelaſſen. Mitleidig ſah Jupiter von ſeiner
Höhe auf die Trauernden herab, wandte ſich ſchnell zu
ſeiner Tochter Pallas und ſagte: „Kümmert ſich denn
dein Herz gar nicht mehr um den edlen Helden, trautes
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[256/0278] wie ich bin, bis die Sonne ins Meer ſinkt.“ Mit dieſen Worten entließ er die andern Fürſten, und nur die beiden Atriden, Odyſſeus, Neſtor, Idomeneus und Phönix blie¬ ben zurück. Sie Alle waren vergebens beſtrebt, den Trauernden aufzuheitern, doch dieſer blieb regungslos, und wenn er einmal ſprach, ſo flog ſein Athem ſchneller, und ſeine Rede galt dem todten Freunde. „Ach wie oft haſt du mir,“ ſagte er, „vordem ſelber, wenn das Heer der Griechen zur Schlacht hinausdrang, in geſchäftiger Haſt das labende Frühſtück nach dem Zelte gebracht! jetzt liegſt du erſchlagen hier, und mich vermag von all dem reich¬ lichen Vorrath nichts zu erquicken; Herberes hätte mich nicht treffen können, ſelbſt nicht die Botſchaft vom Tode meines Vaters Peleus, oder meines lieben Sohnes Neoptolemus, der mir in Scyros erzogen wird, wenn er anders noch lebt. Früher tröſtete mich immer noch die Hoffnung, ich würde allein hier ſterben dürfen, du aber werdeſt nach Phthia heimkehren, und meinen Sohn von Scyros abholen, ihn in alle meine Habe einzuſetzen; denn daß mein Vater Peleus, immer den ſchrecklichen Boten erwartend, der ihm meinen frühen Tod zu verkündigen käme, längſt von Alter und Traurigkeit niedergebeugt ge¬ ſtorben ſey, das ahnt mir ja im Geiſte.“ So ſprach er weinend, und die Fürſten im Kreiſe ſeufzten mit, denn jeder dachte daran, was er im eigenen Hauſe von Ge¬ liebten zurückgelaſſen. Mitleidig ſah Jupiter von ſeiner Höhe auf die Trauernden herab, wandte ſich ſchnell zu ſeiner Tochter Pallas und ſagte: „Kümmert ſich denn dein Herz gar nicht mehr um den edlen Helden, trautes Töchterchen, der dort, während die Andern zum Früh¬ mahle hingingen, um ſeinen Freund wehklagend daſitzt ohne

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/278>, abgerufen am 22.11.2024.