nach dem Sieg. Als sich die Rosse dem Ende der Lauf¬ bahn, die ans Meer gränzte, nahten, da schien jedes ganz Schnelligkeit zu seyn, und alle rannten in gestrecktem Lauf. Zuvorderst sprangen die Stuten des Eumelus, über Rü¬ cken und Schultern athmete ihm schon das Hengstgespann des Tydiden, als diesem Apollo zürnend die Geißel aus den Händen stieß, und so die Schnelligkeit seiner Rosse hemmte. Athene bemerkte die List, gab dem Helden die Geißel zurück, und zerbrach dem Eumelus das Joch, daß die Stuten auseinander sprangen, und der Lenker sich ne¬ ben dem Rade verwundet auf dem Boden wälzte. Der Tydide flog vorüber; ihm zunächst Menelaus, nächst ihm trieb Antilochus seine Rosse mit scheltendem Zuruf. An einem durchwühlten Hohlwege strauchelte Menelaus, Anti¬ lochus aber fuhr kühn durch den engen Paß an ihm vor¬ über. Während die zuschauenden Helden Rosse und Wa¬ gen durch den Staub zu erkennen strebten, und sich darüber stritten, war Diomedes, die Andern immer hinter sich las¬ send, mit seinem von Zinn und Golde schimmernden Wagen am Ziel angekommen. Den dampfenden Rossen strömte der Schweiß vom Nacken; der Held selbst sprang vom Sitz und lehnte die Geißel ans Joch. Sein Freund Sthenelus nahm den Kampfpreis in Empfang, ein schönes Weib und einen gehen¬ kelten Kessel, gab sie den Freunden wegzubringen, und schirrte die Rosse aus. Nächst ihm kam Antilochus an, und fast zu gleicher Zeit Menelaus. Speerwurfsweite davon fuhr etwas träger Meriones einher, und ganz zuletzt schleppte den ver¬ sehrten Wagen mit verrenkten Gliedern Eumelus daher. Dennoch wollte diesem Achilles, weil ihn unverschuldetes Unglück getroffen, und er der beste Wagenlenker war, den zweiten Preis ertheilen, aber Antilochus fuhr zornig auf:
nach dem Sieg. Als ſich die Roſſe dem Ende der Lauf¬ bahn, die ans Meer gränzte, nahten, da ſchien jedes ganz Schnelligkeit zu ſeyn, und alle rannten in geſtrecktem Lauf. Zuvorderſt ſprangen die Stuten des Eumelus, über Rü¬ cken und Schultern athmete ihm ſchon das Hengſtgeſpann des Tydiden, als dieſem Apollo zürnend die Geißel aus den Händen ſtieß, und ſo die Schnelligkeit ſeiner Roſſe hemmte. Athene bemerkte die Liſt, gab dem Helden die Geißel zurück, und zerbrach dem Eumelus das Joch, daß die Stuten auseinander ſprangen, und der Lenker ſich ne¬ ben dem Rade verwundet auf dem Boden wälzte. Der Tydide flog vorüber; ihm zunächſt Menelaus, nächſt ihm trieb Antilochus ſeine Roſſe mit ſcheltendem Zuruf. An einem durchwühlten Hohlwege ſtrauchelte Menelaus, Anti¬ lochus aber fuhr kühn durch den engen Paß an ihm vor¬ über. Während die zuſchauenden Helden Roſſe und Wa¬ gen durch den Staub zu erkennen ſtrebten, und ſich darüber ſtritten, war Diomedes, die Andern immer hinter ſich laſ¬ ſend, mit ſeinem von Zinn und Golde ſchimmernden Wagen am Ziel angekommen. Den dampfenden Roſſen ſtrömte der Schweiß vom Nacken; der Held ſelbſt ſprang vom Sitz und lehnte die Geißel ans Joch. Sein Freund Sthenelus nahm den Kampfpreis in Empfang, ein ſchönes Weib und einen gehen¬ kelten Keſſel, gab ſie den Freunden wegzubringen, und ſchirrte die Roſſe aus. Nächſt ihm kam Antilochus an, und faſt zu gleicher Zeit Menelaus. Speerwurfsweite davon fuhr etwas träger Meriones einher, und ganz zuletzt ſchleppte den ver¬ ſehrten Wagen mit verrenkten Gliedern Eumelus daher. Dennoch wollte dieſem Achilles, weil ihn unverſchuldetes Unglück getroffen, und er der beſte Wagenlenker war, den zweiten Preis ertheilen, aber Antilochus fuhr zornig auf:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0317"n="295"/>
nach dem Sieg. Als ſich die Roſſe dem Ende der Lauf¬<lb/>
bahn, die ans Meer gränzte, nahten, da ſchien jedes ganz<lb/>
Schnelligkeit zu ſeyn, und alle rannten in geſtrecktem Lauf.<lb/>
Zuvorderſt ſprangen die Stuten des Eumelus, über Rü¬<lb/>
cken und Schultern athmete ihm ſchon das Hengſtgeſpann<lb/>
des Tydiden, als dieſem Apollo zürnend die Geißel aus<lb/>
den Händen ſtieß, und ſo die Schnelligkeit ſeiner Roſſe<lb/>
hemmte. Athene bemerkte die Liſt, gab dem Helden die<lb/>
Geißel zurück, und zerbrach dem Eumelus das Joch, daß<lb/>
die Stuten auseinander ſprangen, und der Lenker ſich ne¬<lb/>
ben dem Rade verwundet auf dem Boden wälzte. Der<lb/>
Tydide flog vorüber; ihm zunächſt Menelaus, nächſt ihm<lb/>
trieb Antilochus ſeine Roſſe mit ſcheltendem Zuruf. An<lb/>
einem durchwühlten Hohlwege ſtrauchelte Menelaus, Anti¬<lb/>
lochus aber fuhr kühn durch den engen Paß an ihm vor¬<lb/>
über. Während die zuſchauenden Helden Roſſe und Wa¬<lb/>
gen durch den Staub zu erkennen ſtrebten, und ſich darüber<lb/>ſtritten, war Diomedes, die Andern immer hinter ſich laſ¬<lb/>ſend, mit ſeinem von Zinn und Golde ſchimmernden Wagen<lb/>
am Ziel angekommen. Den dampfenden Roſſen ſtrömte der<lb/>
Schweiß vom Nacken; der Held ſelbſt ſprang vom Sitz und<lb/>
lehnte die Geißel ans Joch. Sein Freund Sthenelus nahm den<lb/>
Kampfpreis in Empfang, ein ſchönes Weib und einen gehen¬<lb/>
kelten Keſſel, gab ſie den Freunden wegzubringen, und ſchirrte<lb/>
die Roſſe aus. Nächſt ihm kam Antilochus an, und faſt zu<lb/>
gleicher Zeit Menelaus. Speerwurfsweite davon fuhr etwas<lb/>
träger Meriones einher, und ganz zuletzt ſchleppte den ver¬<lb/>ſehrten Wagen mit verrenkten Gliedern Eumelus daher.<lb/>
Dennoch wollte dieſem Achilles, weil ihn unverſchuldetes<lb/>
Unglück getroffen, und er der beſte Wagenlenker war, den<lb/>
zweiten Preis ertheilen, aber Antilochus fuhr zornig auf:<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[295/0317]
nach dem Sieg. Als ſich die Roſſe dem Ende der Lauf¬
bahn, die ans Meer gränzte, nahten, da ſchien jedes ganz
Schnelligkeit zu ſeyn, und alle rannten in geſtrecktem Lauf.
Zuvorderſt ſprangen die Stuten des Eumelus, über Rü¬
cken und Schultern athmete ihm ſchon das Hengſtgeſpann
des Tydiden, als dieſem Apollo zürnend die Geißel aus
den Händen ſtieß, und ſo die Schnelligkeit ſeiner Roſſe
hemmte. Athene bemerkte die Liſt, gab dem Helden die
Geißel zurück, und zerbrach dem Eumelus das Joch, daß
die Stuten auseinander ſprangen, und der Lenker ſich ne¬
ben dem Rade verwundet auf dem Boden wälzte. Der
Tydide flog vorüber; ihm zunächſt Menelaus, nächſt ihm
trieb Antilochus ſeine Roſſe mit ſcheltendem Zuruf. An
einem durchwühlten Hohlwege ſtrauchelte Menelaus, Anti¬
lochus aber fuhr kühn durch den engen Paß an ihm vor¬
über. Während die zuſchauenden Helden Roſſe und Wa¬
gen durch den Staub zu erkennen ſtrebten, und ſich darüber
ſtritten, war Diomedes, die Andern immer hinter ſich laſ¬
ſend, mit ſeinem von Zinn und Golde ſchimmernden Wagen
am Ziel angekommen. Den dampfenden Roſſen ſtrömte der
Schweiß vom Nacken; der Held ſelbſt ſprang vom Sitz und
lehnte die Geißel ans Joch. Sein Freund Sthenelus nahm den
Kampfpreis in Empfang, ein ſchönes Weib und einen gehen¬
kelten Keſſel, gab ſie den Freunden wegzubringen, und ſchirrte
die Roſſe aus. Nächſt ihm kam Antilochus an, und faſt zu
gleicher Zeit Menelaus. Speerwurfsweite davon fuhr etwas
träger Meriones einher, und ganz zuletzt ſchleppte den ver¬
ſehrten Wagen mit verrenkten Gliedern Eumelus daher.
Dennoch wollte dieſem Achilles, weil ihn unverſchuldetes
Unglück getroffen, und er der beſte Wagenlenker war, den
zweiten Preis ertheilen, aber Antilochus fuhr zornig auf:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/317>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.