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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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etwa ein Hinterhalt der Danaer auf euch laure. Der
Sohn des Peleus, als er mich von den Schiffen entließ,
hat mir verheißen, uns keinen Schaden zu thun, bis der
zwölfte Morgen gekommen wäre."

Die Völker gehorchten; schnell wurden Lastwagen
mit Stieren und Maulthieren bespannt, und Alles ver¬
sammelte sich vor der Stadt. Neun Tage lang führten
sie Holz, eine ganze Waldung, herbei; am zehnten Mor¬
gen wurde die Leiche Hektors unter lauten Wehklagen
hinausgetragen, auf das hohe Scheitergerüst niedergelegt,
und dieses in Flammen gesetzt. Das ganze Volk stand
um den brennenden Holzstoß versammelt; als er nieder¬
gebrannt war, löschten sie den glimmenden Schutt mit
Wein, und die Brüder und Streitgenossen des Verstorbe¬
nen lasen das weiße Gebein unter Thränen aus der Asche
zusammen. Mit weichen Purpurgewanden umhüllt, ward
es in ein goldenes Kästchen gelegt, und in die hohle
Gruft gesenkt. Dichte Quadern verschlossen diese, dann
wurde der Grabhügel aufgeschüttet, und ringsum saßen
Späher, damit nicht ein plötzlicher Ueberfall der Griechen
sie störte. Als die Erde aufgeschüttet war, zog alles Volk
in die Stadt zurück, und im Königshause des Priamus
wurde das feierliche Todtenmahl begangen.


etwa ein Hinterhalt der Danaer auf euch laure. Der
Sohn des Peleus, als er mich von den Schiffen entließ,
hat mir verheißen, uns keinen Schaden zu thun, bis der
zwölfte Morgen gekommen wäre.“

Die Völker gehorchten; ſchnell wurden Laſtwagen
mit Stieren und Maulthieren beſpannt, und Alles ver¬
ſammelte ſich vor der Stadt. Neun Tage lang führten
ſie Holz, eine ganze Waldung, herbei; am zehnten Mor¬
gen wurde die Leiche Hektors unter lauten Wehklagen
hinausgetragen, auf das hohe Scheitergerüſt niedergelegt,
und dieſes in Flammen geſetzt. Das ganze Volk ſtand
um den brennenden Holzſtoß verſammelt; als er nieder¬
gebrannt war, löſchten ſie den glimmenden Schutt mit
Wein, und die Brüder und Streitgenoſſen des Verſtorbe¬
nen laſen das weiße Gebein unter Thränen aus der Aſche
zuſammen. Mit weichen Purpurgewanden umhüllt, ward
es in ein goldenes Käſtchen gelegt, und in die hohle
Gruft geſenkt. Dichte Quadern verſchloſſen dieſe, dann
wurde der Grabhügel aufgeſchüttet, und ringsum ſaßen
Späher, damit nicht ein plötzlicher Ueberfall der Griechen
ſie ſtörte. Als die Erde aufgeſchüttet war, zog alles Volk
in die Stadt zurück, und im Königshauſe des Priamus
wurde das feierliche Todtenmahl begangen.


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[315/0337] etwa ein Hinterhalt der Danaer auf euch laure. Der Sohn des Peleus, als er mich von den Schiffen entließ, hat mir verheißen, uns keinen Schaden zu thun, bis der zwölfte Morgen gekommen wäre.“ Die Völker gehorchten; ſchnell wurden Laſtwagen mit Stieren und Maulthieren beſpannt, und Alles ver¬ ſammelte ſich vor der Stadt. Neun Tage lang führten ſie Holz, eine ganze Waldung, herbei; am zehnten Mor¬ gen wurde die Leiche Hektors unter lauten Wehklagen hinausgetragen, auf das hohe Scheitergerüſt niedergelegt, und dieſes in Flammen geſetzt. Das ganze Volk ſtand um den brennenden Holzſtoß verſammelt; als er nieder¬ gebrannt war, löſchten ſie den glimmenden Schutt mit Wein, und die Brüder und Streitgenoſſen des Verſtorbe¬ nen laſen das weiße Gebein unter Thränen aus der Aſche zuſammen. Mit weichen Purpurgewanden umhüllt, ward es in ein goldenes Käſtchen gelegt, und in die hohle Gruft geſenkt. Dichte Quadern verſchloſſen dieſe, dann wurde der Grabhügel aufgeſchüttet, und ringsum ſaßen Späher, damit nicht ein plötzlicher Ueberfall der Griechen ſie ſtörte. Als die Erde aufgeſchüttet war, zog alles Volk in die Stadt zurück, und im Königshauſe des Priamus wurde das feierliche Todtenmahl begangen.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/337>, abgerufen am 22.11.2024.