leere Luft mit dem Speere stieß, schrie er voll Unmuths: "Hund, du bist mir entgangen, doch nicht deine Tapfer¬ keit half dir, sondern ein Gott hat dich mir gestohlen!" Dann warf er sich wieder in den Kampf. Aber Apollo, der in den Mauern Troja's war, schirmte die Stadt. Da ermahnte der Seher Kalchas die Danaer, zu den Schiffen zurückzuweichen und sich für eine Weile dem mühseligen Kampfe, zu entziehen. Hier sprach er: "Es ist vergeblich, ihr Freunde, daß wir uns im Streite gegen diese Stadt abmühen, wenn nicht auch der andere Theil der Weissagung, welche ich euch mitgetheilt habe, in Er¬ füllung geht, und Philoktetes mit seinen unwiderstehlichen Pfeilen von Lemnos herbeigeschafft wird."
Sofort wurde beschlossen, den klugen Odysseus und den tapfern Jüngling Neoptolemus nach Lemnos abzu¬ senden, und diese gingen ohne Säumen zu Schiffe.
Philoktetes auf Lemnos.
Die Helden landeten an der unbetretenen, unbewohn¬ ten Küste der wüsten Insel Lemnos. Hier hatte vor mehr als neun Jahren, nach dem Ausspruche der Heer¬ führer, Odysseus den Sohn des Pöas, Philoktetes, dessen unheilbares Uebel den Griechen seine Gegenwart uner¬ träglich machte, in einer Höhle mit zwei Mündungen aus¬ gesetzt, wo er des Winters im Sonnenstrahle Schutz vor der Kälte, und des Sommers an einer andern Stelle Schatten und Kühlung finden konnte; in der Nähe rieselte eine lebendige Quelle. Die beiden Helden hatten diese
leere Luft mit dem Speere ſtieß, ſchrie er voll Unmuths: „Hund, du biſt mir entgangen, doch nicht deine Tapfer¬ keit half dir, ſondern ein Gott hat dich mir geſtohlen!“ Dann warf er ſich wieder in den Kampf. Aber Apollo, der in den Mauern Troja's war, ſchirmte die Stadt. Da ermahnte der Seher Kalchas die Danaer, zu den Schiffen zurückzuweichen und ſich für eine Weile dem mühſeligen Kampfe, zu entziehen. Hier ſprach er: „Es iſt vergeblich, ihr Freunde, daß wir uns im Streite gegen dieſe Stadt abmühen, wenn nicht auch der andere Theil der Weiſſagung, welche ich euch mitgetheilt habe, in Er¬ füllung geht, und Philoktetes mit ſeinen unwiderſtehlichen Pfeilen von Lemnos herbeigeſchafft wird.“
Sofort wurde beſchloſſen, den klugen Odyſſeus und den tapfern Jüngling Neoptolemus nach Lemnos abzu¬ ſenden, und dieſe gingen ohne Säumen zu Schiffe.
Philoktetes auf Lemnos.
Die Helden landeten an der unbetretenen, unbewohn¬ ten Küſte der wüſten Inſel Lemnos. Hier hatte vor mehr als neun Jahren, nach dem Ausſpruche der Heer¬ führer, Odyſſeus den Sohn des Pöas, Philoktetes, deſſen unheilbares Uebel den Griechen ſeine Gegenwart uner¬ träglich machte, in einer Höhle mit zwei Mündungen aus¬ geſetzt, wo er des Winters im Sonnenſtrahle Schutz vor der Kälte, und des Sommers an einer andern Stelle Schatten und Kühlung finden konnte; in der Nähe rieſelte eine lebendige Quelle. Die beiden Helden hatten dieſe
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[384/0406]
leere Luft mit dem Speere ſtieß, ſchrie er voll Unmuths:
„Hund, du biſt mir entgangen, doch nicht deine Tapfer¬
keit half dir, ſondern ein Gott hat dich mir geſtohlen!“
Dann warf er ſich wieder in den Kampf. Aber Apollo,
der in den Mauern Troja's war, ſchirmte die Stadt.
Da ermahnte der Seher Kalchas die Danaer, zu den
Schiffen zurückzuweichen und ſich für eine Weile dem
mühſeligen Kampfe, zu entziehen. Hier ſprach er: „Es iſt
vergeblich, ihr Freunde, daß wir uns im Streite gegen
dieſe Stadt abmühen, wenn nicht auch der andere Theil
der Weiſſagung, welche ich euch mitgetheilt habe, in Er¬
füllung geht, und Philoktetes mit ſeinen unwiderſtehlichen
Pfeilen von Lemnos herbeigeſchafft wird.“
Sofort wurde beſchloſſen, den klugen Odyſſeus und
den tapfern Jüngling Neoptolemus nach Lemnos abzu¬
ſenden, und dieſe gingen ohne Säumen zu Schiffe.
Philoktetes auf Lemnos.
Die Helden landeten an der unbetretenen, unbewohn¬
ten Küſte der wüſten Inſel Lemnos. Hier hatte vor
mehr als neun Jahren, nach dem Ausſpruche der Heer¬
führer, Odyſſeus den Sohn des Pöas, Philoktetes, deſſen
unheilbares Uebel den Griechen ſeine Gegenwart uner¬
träglich machte, in einer Höhle mit zwei Mündungen aus¬
geſetzt, wo er des Winters im Sonnenſtrahle Schutz vor
der Kälte, und des Sommers an einer andern Stelle
Schatten und Kühlung finden konnte; in der Nähe rieſelte
eine lebendige Quelle. Die beiden Helden hatten dieſe
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/406>, abgerufen am 22.11.2024.
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