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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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geraubten Fürstin der Prophezeihung und legte mit seiner
ganzen Flotte vor der Insel Kranae vor Anker, wo die
treulose und leichtsinnige Gattin des Menelaus ihm jetzt
freiwillig ihre Hand reichte und das feierliche Beilager
gehalten wurde. Da vergaßen beide Heimath und Vater¬
land und zehrten von den mitgebrachten Schätzen lange
Zeit in Herrlichkeit und Freuden. Jahre vergingen, bis
sie nach Troja aufbrachen.


Die Griechen.

Die Versündigung, die sich Paris als Gesandter zu
Sparta gegen Völkerrecht und Gastrecht zu Schulden kom¬
men lassen, trug im Augenblick ihre Früchte und empörte
gegen ihn ein bei dem Heldenvolke der Griechen Alles
vermögendes Fürstengeschlecht. Menelaus, König von
Sparta, und Agamemnon, sein älterer Bruder, König von
Mycene, waren Nachkommen des Tantalus, Enkel des
Pelops, Söhne des Atreus, aus einem an hohen wie
an verruchten Thaten reichen Stamme; diesen beiden
mächtigen Brüdern gehorchten außer Argos und Sparta
die meisten Staaten des Peloponneses, und die Häupter
des übrigen Griechenlands waren mit ihnen verbündet.
Als daher die Nachricht von dem Raube seiner Gattin
Helena den König Menelaus bei seinem greisen Freunde
Nestor zu Pylos traf, eilte der entrüstete Fürst zu seinem
Bruder Agamemnon nach Mycene, wo dieser mit seiner
Gemahlin Klytämnestra, der Halbschwester Helena's, regierte.
Dieser theilte den Schmerz und den Unwillen seines

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geraubten Fürſtin der Prophezeihung und legte mit ſeiner
ganzen Flotte vor der Inſel Kranae vor Anker, wo die
treuloſe und leichtſinnige Gattin des Menelaus ihm jetzt
freiwillig ihre Hand reichte und das feierliche Beilager
gehalten wurde. Da vergaßen beide Heimath und Vater¬
land und zehrten von den mitgebrachten Schätzen lange
Zeit in Herrlichkeit und Freuden. Jahre vergingen, bis
ſie nach Troja aufbrachen.


Die Griechen.

Die Verſündigung, die ſich Paris als Geſandter zu
Sparta gegen Völkerrecht und Gaſtrecht zu Schulden kom¬
men laſſen, trug im Augenblick ihre Früchte und empörte
gegen ihn ein bei dem Heldenvolke der Griechen Alles
vermögendes Fürſtengeſchlecht. Menelaus, König von
Sparta, und Agamemnon, ſein älterer Bruder, König von
Mycene, waren Nachkommen des Tantalus, Enkel des
Pelops, Söhne des Atreus, aus einem an hohen wie
an verruchten Thaten reichen Stamme; dieſen beiden
mächtigen Brüdern gehorchten außer Argos und Sparta
die meiſten Staaten des Peloponneſes, und die Häupter
des übrigen Griechenlands waren mit ihnen verbündet.
Als daher die Nachricht von dem Raube ſeiner Gattin
Helena den König Menelaus bei ſeinem greiſen Freunde
Neſtor zu Pylos traf, eilte der entrüſtete Fürſt zu ſeinem
Bruder Agamemnon nach Mycene, wo dieſer mit ſeiner
Gemahlin Klytämneſtra, der Halbſchweſter Helena's, regierte.
Dieſer theilte den Schmerz und den Unwillen ſeines

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[19/0041] geraubten Fürſtin der Prophezeihung und legte mit ſeiner ganzen Flotte vor der Inſel Kranae vor Anker, wo die treuloſe und leichtſinnige Gattin des Menelaus ihm jetzt freiwillig ihre Hand reichte und das feierliche Beilager gehalten wurde. Da vergaßen beide Heimath und Vater¬ land und zehrten von den mitgebrachten Schätzen lange Zeit in Herrlichkeit und Freuden. Jahre vergingen, bis ſie nach Troja aufbrachen. Die Griechen. Die Verſündigung, die ſich Paris als Geſandter zu Sparta gegen Völkerrecht und Gaſtrecht zu Schulden kom¬ men laſſen, trug im Augenblick ihre Früchte und empörte gegen ihn ein bei dem Heldenvolke der Griechen Alles vermögendes Fürſtengeſchlecht. Menelaus, König von Sparta, und Agamemnon, ſein älterer Bruder, König von Mycene, waren Nachkommen des Tantalus, Enkel des Pelops, Söhne des Atreus, aus einem an hohen wie an verruchten Thaten reichen Stamme; dieſen beiden mächtigen Brüdern gehorchten außer Argos und Sparta die meiſten Staaten des Peloponneſes, und die Häupter des übrigen Griechenlands waren mit ihnen verbündet. Als daher die Nachricht von dem Raube ſeiner Gattin Helena den König Menelaus bei ſeinem greiſen Freunde Neſtor zu Pylos traf, eilte der entrüſtete Fürſt zu ſeinem Bruder Agamemnon nach Mycene, wo dieſer mit ſeiner Gemahlin Klytämneſtra, der Halbſchweſter Helena's, regierte. Dieſer theilte den Schmerz und den Unwillen ſeines 2*

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/41>, abgerufen am 23.11.2024.