den Wagen, und laß uns die Heimfahrt beginnen." "Wie," antwortete der Sohn Nestors noch im halben Schlummer, "wir werden doch im Dunkel der Nacht nicht auf die Fahrt gehen wollen? Warte doch, bis der Morgen kommt: dann legt uns der König Menelaus schöne Geschenke in den Wagensessel und entläßt uns mit freundlichen Abschiedsworten." Während sie so noch länger miteinander über die Abreise unterhandelten, er¬ schien die Morgenröthe, und Menelaus erhub sich noch vor den Jünglingen von dem Lager. Als ihn Telemachus in der Ferne durch die Halle wandeln sah, warf er sich schnell in seinen Leibrock, schlug den Mantel um die Schultern, trat zu dem Fürsten und bat ihn um Ent¬ lassung in die Heimath. Freundlich entgegnete ihm Me¬ nelaus: "Lieber Gast, ich bin weit entfernt, dich länger aufhalten zu wollen, wenn du dich nach Hause sehnest. Ich selbst kann den Wirth nur tadeln, der durch lästige Freundschaft sich gegen seinen Gastfreund als ein Feind beweist. Es ist eben so arg, einen Eilenden aufzuhalten, als einen Zögernden an die Heimkehr zu erinnern. Warte nur so lange, bis ich dir Geschenke in den Wagen ge¬ legt, und die Weiber dir einen Schmaus bereitet haben." "Edler Fürst," antwortete Telemachus, "ich wünsche nur deßwegen heimzukehren, um nicht, während ich nach dem Vater forsche, selbst zu Grunde zu gehen: denn es war¬ ten allerlei Gefahren auf mich, und im väterlichen Palaste wird mein Erbgut aufgezehrt." Als Menelaus dieses hörte, sorgte er in aller Eile für das Mahl, und ver¬ fügte sich mit Helena und Megapenthes in die Vorraths¬ kammer. Hier suchte er selbst einen goldenen Becher heraus, seinem Sohne Megapenthes gab er einen schönen
Schwab, das klass. Alterthum. III. 13
den Wagen, und laß uns die Heimfahrt beginnen.“ „Wie,“ antwortete der Sohn Neſtors noch im halben Schlummer, „wir werden doch im Dunkel der Nacht nicht auf die Fahrt gehen wollen? Warte doch, bis der Morgen kommt: dann legt uns der König Menelaus ſchöne Geſchenke in den Wagenſeſſel und entläßt uns mit freundlichen Abſchiedsworten.“ Während ſie ſo noch länger miteinander über die Abreiſe unterhandelten, er¬ ſchien die Morgenröthe, und Menelaus erhub ſich noch vor den Jünglingen von dem Lager. Als ihn Telemachus in der Ferne durch die Halle wandeln ſah, warf er ſich ſchnell in ſeinen Leibrock, ſchlug den Mantel um die Schultern, trat zu dem Fürſten und bat ihn um Ent¬ laſſung in die Heimath. Freundlich entgegnete ihm Me¬ nelaus: „Lieber Gaſt, ich bin weit entfernt, dich länger aufhalten zu wollen, wenn du dich nach Hauſe ſehneſt. Ich ſelbſt kann den Wirth nur tadeln, der durch läſtige Freundſchaft ſich gegen ſeinen Gaſtfreund als ein Feind beweist. Es iſt eben ſo arg, einen Eilenden aufzuhalten, als einen Zögernden an die Heimkehr zu erinnern. Warte nur ſo lange, bis ich dir Geſchenke in den Wagen ge¬ legt, und die Weiber dir einen Schmaus bereitet haben.“ „Edler Fürſt,“ antwortete Telemachus, „ich wünſche nur deßwegen heimzukehren, um nicht, während ich nach dem Vater forſche, ſelbſt zu Grunde zu gehen: denn es war¬ ten allerlei Gefahren auf mich, und im väterlichen Palaſte wird mein Erbgut aufgezehrt.“ Als Menelaus dieſes hörte, ſorgte er in aller Eile für das Mahl, und ver¬ fügte ſich mit Helena und Megapenthes in die Vorraths¬ kammer. Hier ſuchte er ſelbſt einen goldenen Becher heraus, ſeinem Sohne Megapenthes gab er einen ſchönen
Schwab, das klaſſ. Alterthum. III. 13
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den Wagen, und laß uns die Heimfahrt beginnen.“
„Wie,“ antwortete der Sohn Neſtors noch im halben
Schlummer, „wir werden doch im Dunkel der Nacht
nicht auf die Fahrt gehen wollen? Warte doch, bis der
Morgen kommt: dann legt uns der König Menelaus
ſchöne Geſchenke in den Wagenſeſſel und entläßt uns
mit freundlichen Abſchiedsworten.“ Während ſie ſo noch
länger miteinander über die Abreiſe unterhandelten, er¬
ſchien die Morgenröthe, und Menelaus erhub ſich noch
vor den Jünglingen von dem Lager. Als ihn Telemachus
in der Ferne durch die Halle wandeln ſah, warf er ſich
ſchnell in ſeinen Leibrock, ſchlug den Mantel um die
Schultern, trat zu dem Fürſten und bat ihn um Ent¬
laſſung in die Heimath. Freundlich entgegnete ihm Me¬
nelaus: „Lieber Gaſt, ich bin weit entfernt, dich länger
aufhalten zu wollen, wenn du dich nach Hauſe ſehneſt.
Ich ſelbſt kann den Wirth nur tadeln, der durch läſtige
Freundſchaft ſich gegen ſeinen Gaſtfreund als ein Feind
beweist. Es iſt eben ſo arg, einen Eilenden aufzuhalten,
als einen Zögernden an die Heimkehr zu erinnern. Warte
nur ſo lange, bis ich dir Geſchenke in den Wagen ge¬
legt, und die Weiber dir einen Schmaus bereitet haben.“
„Edler Fürſt,“ antwortete Telemachus, „ich wünſche nur
deßwegen heimzukehren, um nicht, während ich nach dem
Vater forſche, ſelbſt zu Grunde zu gehen: denn es war¬
ten allerlei Gefahren auf mich, und im väterlichen Palaſte
wird mein Erbgut aufgezehrt.“ Als Menelaus dieſes
hörte, ſorgte er in aller Eile für das Mahl, und ver¬
fügte ſich mit Helena und Megapenthes in die Vorraths¬
kammer. Hier ſuchte er ſelbſt einen goldenen Becher
heraus, ſeinem Sohne Megapenthes gab er einen ſchönen
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/215>, abgerufen am 24.11.2024.
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