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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Vorgänge in der Stadt und im Palast.

Das Schiff, das den Telemach und seine Genossen
von Pylos nach Ithaka gebracht hatte, war inzwischen
im Hafen der Stadt angekommen, und die Begleiter des
Königssohnes hatten einen Herold zu seiner Mutter Pe¬
nelope gesendet, um ihr die Botschaft von der Heimkehr
des Sohnes zu überbringen. Mit derselben Nachricht kam
gleichzeitig der Sauhirt vom Lande her, und beide trafen
sich im Hause des Königes. Da sagte der Herold zu
Penelope laut vor allen Dienerinnen: "Dein Sohn, o
Königin, ist wiedergekommen." Eumäus aber sagte ihr
im Geheim und ohne Zeugen, was ihm sein junger
Herr aufgetragen hatte, insbesondere, daß sie durch eine
Schaffnerin seinem Großvater Laertes die fröhliche Bot¬
schaft auch zukommen lassen möchte. Als der Sauhirt
Alles ausgerichtet, eilte er wieder heim zu seinen Schwei¬
nen. Die Freier aber erfuhren die kurze Nachricht von
der Heimkehr Telemachs, die der Herold gebracht hatte,
durch die treulosen Dienerinnen. Unmuthig setzten sie
sich zusammen auf die Bänke vor dem Thor, und Eu¬
rymachus sprach hier in der Versammlung: "Das hätten
wir doch nimmermehr gedacht, daß der Knabe diese Fahrt
so trotzig vollenden würde. Laßt uns nur geschwind ein
Schiff ausrüsten, einen Schnellsegler, unsern Freunden
im Seehinterhalte die Botschaft zu bringen, daß sie ver¬
gebens auf ihn warten und nur wieder umkehren dürfen."

Während Eurymachus sprach, hatte ein anderer

Schwab, das klass. Alterthum. III. 14
Vorgänge in der Stadt und im Palaſt.

Das Schiff, das den Telemach und ſeine Genoſſen
von Pylos nach Ithaka gebracht hatte, war inzwiſchen
im Hafen der Stadt angekommen, und die Begleiter des
Königsſohnes hatten einen Herold zu ſeiner Mutter Pe¬
nelope geſendet, um ihr die Botſchaft von der Heimkehr
des Sohnes zu überbringen. Mit derſelben Nachricht kam
gleichzeitig der Sauhirt vom Lande her, und beide trafen
ſich im Hauſe des Königes. Da ſagte der Herold zu
Penelope laut vor allen Dienerinnen: „Dein Sohn, o
Königin, iſt wiedergekommen.“ Eumäus aber ſagte ihr
im Geheim und ohne Zeugen, was ihm ſein junger
Herr aufgetragen hatte, insbeſondere, daß ſie durch eine
Schaffnerin ſeinem Großvater Laertes die fröhliche Bot¬
ſchaft auch zukommen laſſen möchte. Als der Sauhirt
Alles ausgerichtet, eilte er wieder heim zu ſeinen Schwei¬
nen. Die Freier aber erfuhren die kurze Nachricht von
der Heimkehr Telemachs, die der Herold gebracht hatte,
durch die treuloſen Dienerinnen. Unmuthig ſetzten ſie
ſich zuſammen auf die Bänke vor dem Thor, und Eu¬
rymachus ſprach hier in der Verſammlung: „Das hätten
wir doch nimmermehr gedacht, daß der Knabe dieſe Fahrt
ſo trotzig vollenden würde. Laßt uns nur geſchwind ein
Schiff ausrüſten, einen Schnellſegler, unſern Freunden
im Seehinterhalte die Botſchaft zu bringen, daß ſie ver¬
gebens auf ihn warten und nur wieder umkehren dürfen.“

Während Eurymachus ſprach, hatte ein anderer

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[209/0231] Vorgänge in der Stadt und im Palaſt. Das Schiff, das den Telemach und ſeine Genoſſen von Pylos nach Ithaka gebracht hatte, war inzwiſchen im Hafen der Stadt angekommen, und die Begleiter des Königsſohnes hatten einen Herold zu ſeiner Mutter Pe¬ nelope geſendet, um ihr die Botſchaft von der Heimkehr des Sohnes zu überbringen. Mit derſelben Nachricht kam gleichzeitig der Sauhirt vom Lande her, und beide trafen ſich im Hauſe des Königes. Da ſagte der Herold zu Penelope laut vor allen Dienerinnen: „Dein Sohn, o Königin, iſt wiedergekommen.“ Eumäus aber ſagte ihr im Geheim und ohne Zeugen, was ihm ſein junger Herr aufgetragen hatte, insbeſondere, daß ſie durch eine Schaffnerin ſeinem Großvater Laertes die fröhliche Bot¬ ſchaft auch zukommen laſſen möchte. Als der Sauhirt Alles ausgerichtet, eilte er wieder heim zu ſeinen Schwei¬ nen. Die Freier aber erfuhren die kurze Nachricht von der Heimkehr Telemachs, die der Herold gebracht hatte, durch die treuloſen Dienerinnen. Unmuthig ſetzten ſie ſich zuſammen auf die Bänke vor dem Thor, und Eu¬ rymachus ſprach hier in der Verſammlung: „Das hätten wir doch nimmermehr gedacht, daß der Knabe dieſe Fahrt ſo trotzig vollenden würde. Laßt uns nur geſchwind ein Schiff ausrüſten, einen Schnellſegler, unſern Freunden im Seehinterhalte die Botſchaft zu bringen, daß ſie ver¬ gebens auf ihn warten und nur wieder umkehren dürfen.“ Während Eurymachus ſprach, hatte ein anderer Schwab, das klaſſ. Alterthum. III. 14

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/231>, abgerufen am 24.11.2024.