welchen einst Anchises, dem Trojaner, die erhabene Göt¬ tin Venus an den Wellen des Simois geboren hat! Wohl hab' ich Vieles von den Schicksalen deines Ge¬ schlechts und deines Volkes, von meinem Vater Belus vernommen. Als dieser in Cypern kriegte, kam der Ar¬ giver Teuker, Telamons Sohn, zu ihm, der dort nach dem trojanischen Krieg eine Niederlassung gegründet hatte; dieser erzählte viel von euren Heldenthaten. Er war zwar euer Feind im Kriege, aber zugleich euer Bluts¬ verwandter, denn auch er rühmte sich, vom alten Geschlechte der Teukrer abzustammen; seine Mutter Hesione, welche Telamon als eine Kriegsgefangene vom seinem Freunde Herkules zum Geschenk erhalten hatte, war eine Tochter des trojanischen Königs Laomedon. Nun aber, ihr Männer, tretet getrost in unsere Häuser ein, auch ich bin eine Verbannte, auch ich fand nach langen Mühsalen erst in diesem Lande Ruhe. Ich bin wohl vertraut mit dem Jammer, und verstehe mich auf den Beistand Unglücklicher."
So sprach Dido, und führte den Helden unverzüg¬ lich in ihren Palast, auch ordnete sie in allen Tempeln ein prächtiges Opferfest an. Das Innere der Burg wurde mit königlichem Prunke ausgeschmückt, und in den schönsten Sälen des Palastes ein Festmahl zugerüstet. Kunstvolle Purpurteppiche prangten überall, schweres Silber belastete die Tische, goldene Pokale mit erhabener Kunstarbeit schimmerten allenthalben.
Indessen ließ dem edlen Aeneas seine Vaterliebe keine Ruhe; er schickte den treuen Diener Achates schleunig zu der Flotte, dem Knaben Askanius die frohe Botschaft zu verkündigen, und ihn selbst herbeizuführen.
welchen einſt Anchiſes, dem Trojaner, die erhabene Göt¬ tin Venus an den Wellen des Simois geboren hat! Wohl hab' ich Vieles von den Schickſalen deines Ge¬ ſchlechts und deines Volkes, von meinem Vater Belus vernommen. Als dieſer in Cypern kriegte, kam der Ar¬ giver Teuker, Telamons Sohn, zu ihm, der dort nach dem trojaniſchen Krieg eine Niederlaſſung gegründet hatte; dieſer erzählte viel von euren Heldenthaten. Er war zwar euer Feind im Kriege, aber zugleich euer Bluts¬ verwandter, denn auch er rühmte ſich, vom alten Geſchlechte der Teukrer abzuſtammen; ſeine Mutter Heſione, welche Telamon als eine Kriegsgefangene vom ſeinem Freunde Herkules zum Geſchenk erhalten hatte, war eine Tochter des trojaniſchen Königs Laomedon. Nun aber, ihr Männer, tretet getroſt in unſere Häuſer ein, auch ich bin eine Verbannte, auch ich fand nach langen Mühſalen erſt in dieſem Lande Ruhe. Ich bin wohl vertraut mit dem Jammer, und verſtehe mich auf den Beiſtand Unglücklicher.“
So ſprach Dido, und führte den Helden unverzüg¬ lich in ihren Palaſt, auch ordnete ſie in allen Tempeln ein prächtiges Opferfeſt an. Das Innere der Burg wurde mit königlichem Prunke ausgeſchmückt, und in den ſchönſten Sälen des Palaſtes ein Feſtmahl zugerüſtet. Kunſtvolle Purpurteppiche prangten überall, ſchweres Silber belaſtete die Tiſche, goldene Pokale mit erhabener Kunſtarbeit ſchimmerten allenthalben.
Indeſſen ließ dem edlen Aeneas ſeine Vaterliebe keine Ruhe; er ſchickte den treuen Diener Achates ſchleunig zu der Flotte, dem Knaben Askanius die frohe Botſchaft zu verkündigen, und ihn ſelbſt herbeizuführen.
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welchen einſt Anchiſes, dem Trojaner, die erhabene Göt¬
tin Venus an den Wellen des Simois geboren hat!
Wohl hab' ich Vieles von den Schickſalen deines Ge¬
ſchlechts und deines Volkes, von meinem Vater Belus
vernommen. Als dieſer in Cypern kriegte, kam der Ar¬
giver Teuker, Telamons Sohn, zu ihm, der dort nach
dem trojaniſchen Krieg eine Niederlaſſung gegründet hatte;
dieſer erzählte viel von euren Heldenthaten. Er war
zwar euer Feind im Kriege, aber zugleich euer Bluts¬
verwandter, denn auch er rühmte ſich, vom alten
Geſchlechte der Teukrer abzuſtammen; ſeine Mutter
Heſione, welche Telamon als eine Kriegsgefangene vom
ſeinem Freunde Herkules zum Geſchenk erhalten hatte,
war eine Tochter des trojaniſchen Königs Laomedon.
Nun aber, ihr Männer, tretet getroſt in unſere Häuſer
ein, auch ich bin eine Verbannte, auch ich fand nach
langen Mühſalen erſt in dieſem Lande Ruhe. Ich bin
wohl vertraut mit dem Jammer, und verſtehe mich auf
den Beiſtand Unglücklicher.“
So ſprach Dido, und führte den Helden unverzüg¬
lich in ihren Palaſt, auch ordnete ſie in allen Tempeln
ein prächtiges Opferfeſt an. Das Innere der Burg
wurde mit königlichem Prunke ausgeſchmückt, und in
den ſchönſten Sälen des Palaſtes ein Feſtmahl zugerüſtet.
Kunſtvolle Purpurteppiche prangten überall, ſchweres
Silber belaſtete die Tiſche, goldene Pokale mit erhabener
Kunſtarbeit ſchimmerten allenthalben.
Indeſſen ließ dem edlen Aeneas ſeine Vaterliebe
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/348>, abgerufen am 22.11.2024.
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