das dich so schmeichlerisch begleitete, nicht vergönnt, das Reich, das du deinen Freunden gründen halfest, zu schauen, und als Sieger in die Heimath zurückzukehren! Nicht solches habe ich deinem Vater Evander versprochen, als er mich beim Scheiden umarmte, und sprach: Hüte dich, du gehst in den Kampf mit einem streitbaren und harten Volk! Weh' uns, vielleicht bringt in diesem Augen¬ blicke dein Vater den Göttern Gelübde für dich dar, in welchem wir deinen Leichnam bestatten!" So sprach er weinend, und befahl, die Leiche auf ein Geflecht von Eichenzweigen zu legen und ins Lager zu tragen. Dort ward der Jüngling auf einem hohen Grashügel mit¬ sammt der Tragbahre niedergelassen, und lag da nun wie ein gepflücktes Veilchen oder eine welkende Hyazinthen¬ blüthe, von welcher Schönheit und Farbenschimmer noch nicht ganz gewichen sind. Aeneas selbst brachte zwei purpurne, mit Gold durchwobene Feiergewande, von Dido's eigener Hand gewirkt, herbei: in das eine hüllte er den Leib des Jünglings, das andere schlang er um sein Lockenhaupt. In diesem Schmucke sollte der Todte sei¬ nem Vater nach Pallanteum zurückgeschickt werden. Dem Zuge schlossen sich erbeutete Gefangene, Pferde mit Waffen beladen, Acötes, der alte Diener des Jünglings, der sich das Haar zerraufte und die Brust mit Fäusten schlug, und zuletzt Aethon, das Streitroß des Königs¬ sohnes an, das mit gesenktem Kopf einherschritt, und Thränen vergoß wie ein Mensch. Dann kamen die Für¬ sten der Etrusker und Arkadier, und ein Trauergefolge von Trojanern, alle mit gesenkten Waffen. Aeneas sah dem Zuge der Begleitenden nach, bis er aus seinen
das dich ſo ſchmeichleriſch begleitete, nicht vergönnt, das Reich, das du deinen Freunden gründen halfeſt, zu ſchauen, und als Sieger in die Heimath zurückzukehren! Nicht ſolches habe ich deinem Vater Evander verſprochen, als er mich beim Scheiden umarmte, und ſprach: Hüte dich, du gehſt in den Kampf mit einem ſtreitbaren und harten Volk! Weh' uns, vielleicht bringt in dieſem Augen¬ blicke dein Vater den Göttern Gelübde für dich dar, in welchem wir deinen Leichnam beſtatten!“ So ſprach er weinend, und befahl, die Leiche auf ein Geflecht von Eichenzweigen zu legen und ins Lager zu tragen. Dort ward der Jüngling auf einem hohen Grashügel mit¬ ſammt der Tragbahre niedergelaſſen, und lag da nun wie ein gepflücktes Veilchen oder eine welkende Hyazinthen¬ blüthe, von welcher Schönheit und Farbenſchimmer noch nicht ganz gewichen ſind. Aeneas ſelbſt brachte zwei purpurne, mit Gold durchwobene Feiergewande, von Dido's eigener Hand gewirkt, herbei: in das eine hüllte er den Leib des Jünglings, das andere ſchlang er um ſein Lockenhaupt. In dieſem Schmucke ſollte der Todte ſei¬ nem Vater nach Pallanteum zurückgeſchickt werden. Dem Zuge ſchloſſen ſich erbeutete Gefangene, Pferde mit Waffen beladen, Acötes, der alte Diener des Jünglings, der ſich das Haar zerraufte und die Bruſt mit Fäuſten ſchlug, und zuletzt Aethon, das Streitroß des Königs¬ ſohnes an, das mit geſenktem Kopf einherſchritt, und Thränen vergoß wie ein Menſch. Dann kamen die Für¬ ſten der Etrusker und Arkadier, und ein Trauergefolge von Trojanern, alle mit geſenkten Waffen. Aeneas ſah dem Zuge der Begleitenden nach, bis er aus ſeinen
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das dich ſo ſchmeichleriſch begleitete, nicht vergönnt, das
Reich, das du deinen Freunden gründen halfeſt, zu
ſchauen, und als Sieger in die Heimath zurückzukehren!
Nicht ſolches habe ich deinem Vater Evander verſprochen,
als er mich beim Scheiden umarmte, und ſprach: Hüte
dich, du gehſt in den Kampf mit einem ſtreitbaren und
harten Volk! Weh' uns, vielleicht bringt in dieſem Augen¬
blicke dein Vater den Göttern Gelübde für dich dar, in
welchem wir deinen Leichnam beſtatten!“ So ſprach er
weinend, und befahl, die Leiche auf ein Geflecht von
Eichenzweigen zu legen und ins Lager zu tragen. Dort
ward der Jüngling auf einem hohen Grashügel mit¬
ſammt der Tragbahre niedergelaſſen, und lag da nun wie
ein gepflücktes Veilchen oder eine welkende Hyazinthen¬
blüthe, von welcher Schönheit und Farbenſchimmer noch
nicht ganz gewichen ſind. Aeneas ſelbſt brachte zwei
purpurne, mit Gold durchwobene Feiergewande, von
Dido's eigener Hand gewirkt, herbei: in das eine hüllte
er den Leib des Jünglings, das andere ſchlang er um ſein
Lockenhaupt. In dieſem Schmucke ſollte der Todte ſei¬
nem Vater nach Pallanteum zurückgeſchickt werden. Dem
Zuge ſchloſſen ſich erbeutete Gefangene, Pferde mit Waffen
beladen, Acötes, der alte Diener des Jünglings, der
ſich das Haar zerraufte und die Bruſt mit Fäuſten
ſchlug, und zuletzt Aethon, das Streitroß des Königs¬
ſohnes an, das mit geſenktem Kopf einherſchritt, und
Thränen vergoß wie ein Menſch. Dann kamen die Für¬
ſten der Etrusker und Arkadier, und ein Trauergefolge
von Trojanern, alle mit geſenkten Waffen. Aeneas ſah
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/428>, abgerufen am 22.11.2024.
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